Schwiegertöchter (German Edition)
ihrem Magen und in ihrem Kopf, so dass sie, wenn sie ihre Kinder ansah, an nichts anderes denken konnte, als sie vor Schaden zu bewahren.
Und Ralph redete nicht mit ihr. Den Kindern gegenüber verhielt er sich wie immer, liebevoll und interessiert auf seine unstete Art, aber er wollte nicht mit ihr über seine geschäftlichen Probleme sprechen. Petra, die nicht einmal ein Konto gehabt hatte, bevor sie den Brinkleys begegnet war, wusste, dass die Bank Ralph etwas verweigert hatte, ohne das er nicht weiterarbeiten konnte, was wahrscheinlich ein Darlehen war, aber sie wusste nicht, warum diese Weigerung eine Katastrophe bedeutete oder wie groß das Ausmaß dieser Katastrophe war. Wenn sie daran dachte, dass sie vielleicht das Haus verlassen müssten, hatte sie nur Angst um Kit und Barney, weil sie die vertraute Umgebung ihres gemeinsamen Kinderzimmers verlieren würden; aber als sie versuchte, diese Furcht gegenüber Ralph anzusprechen, sagte er ihr mit hartem Blick: »Du kannst doch immer zu Mum gehen, oder? Nimm die Jungs und zieh zu Mum und Dad.«
Sie richtete sich auf und blickte über den Schrebergarten. Es war ein strahlend schöner Tag mit einem sattblauen Bilderbuchhimmel, den kleine weiße Wolkengebilde schmückten. Kit hockte neben seinem Laster und füllte ihn mit Kieseln, die er sorgfältig einzeln darin anhäufte. Barney schlief unter dem getupften Schatten des Fliederstrauchs, die Hände entspannt über dem Bauch gefaltet, wie die Karikatur eines alten Ratsherren. Es war wunderschön, friedlich und geborgen und sicher. Petra blickte nach unten auf ihre Sneakers mit dem Fleck von dem gebutterten Cracker, den Barney darauf hatte fallen lassen. Es war perfekt, doch im Moment konnte sie nur sehen, wie zerbrechlich es war, wie vorübergehend, fast schon zerstört durch die Aussicht, nach Hause zu gehen zu Ralph und seinem stummen Zorn auf sich selbst, weil er sie im Stich gelassen hatte. Sie fragte sich plötzlich mit einem Stich Wehmut, wo ihr Seelenfrieden von einst geblieben war, als sie nichts außer einem Fünfpfundschein und der Vorfreude auf den Zeichenunterricht gehabt hatte.
Sie ging durch den Garten und hockte sich neben Kit. »Wofür sind die?«
Kit sah sie nicht an. »Um eine Mauer zu bauen.«
»Was für eine Mauer?«
Kit lud weiter Kiesel ein. »Damit die bösen Jungs nicht reinkommen.«
»Was für böse Jungs? Wie kommst du auf böse Jungs?«
Kit zuckte mit den Schultern.
»Es gibt keine bösen Jungs«, sagte Petra. Sie beugte sich vor. »Es gibt keine. Und wenn es welche gäbe, würde ich auf dich aufpassen. Ich würde sie nicht in deine Nähe kommen lassen.«
Kit warf ihr einen flüchtigen Blick zu und beschäftigte sich weiter mit seinen Kieseln.
»Es tut mir leid«, sagte Petra. »Aber wir müssen jetzt gehen. Wir müssen nach Hause.«
Kit stand abrupt auf. Er holte mit dem rechten Fuß aus und trat mit Wucht gegen seinen Laster, so dass die Kiesel rausflogen und sich auf Petras Erdbeerbeet und zwischen ihren Zuckerschoten verteilten.
»Nein!«, schrie Kit.
Rachel war in ihrer Küche, als sie nach Hause kamen. Ralph, mit seinem Dreitagebart und dem üblichen T-Shirt, hatte Tee für sie gemacht und hielt selbst auch einen Becher in der Hand, aber mit einer Miene, die ausdrückte, dass er es nur aus reiner Höflichkeit tat. Auf dem Küchentisch, den noch immer die Reste des Kinderfrühstücks bedeckten, standen eine Auflaufform mit Lasagne, eine Plastikdose mit Nektarinen und ein mit Smarties dekorierter Schokoladenkuchen.
»Jungs!«, rief Rachel.
Sie stellte den Teebecher ab und schoss um den Tisch herum, küsste Kit und wirbelte Barney aus seinem Buggy. Sie hielt ihn so, dass er den Kuchen sehen konnte.
»Sieh mal«, sagte sie. »Sieh mal, was Granny euch mitgebracht hat!«
Barney krümmte sich über ihren Arm in Richtung Tisch.
»Wo ist Grandpa?«, fragte Kit.
»Er malt«, sagte Rachel. »Was denkst du denn? Grandpa malt doch immer, oder?«
»Das ist sehr nett«, sagte Petra. »Ich meine, das Essen.«
»Es ist nicht so, dass wir nichts mehr zu essen hätten«, sagte Ralph.
»Jedenfalls nicht nach dem kommenden Wochenende«, kicherte Rachel. »Mariella backt für euch. Sie hat mich angerufen, um es mir zu erzählen. Sie veranstaltet einen Backmarathon, und sie wollen alles am Sonntag raufbringen.«
»Mariella kommt?«, fragte Kit.
Ralph trat zu seiner Mutter und nahm ihr Barney aus dem Arm. »Mum, wir sind keine Flüchtlinge, weißt du.«
Barney warf sich herum, damit
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