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Schwimmen mit Elefanten - Roman

Schwimmen mit Elefanten - Roman

Titel: Schwimmen mit Elefanten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlagsbuchhandlung Liebeskind GmbH & Co. KG
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verwilderten Hof des Wohnheims – ein zweistöckiges Betongebäude, dessen Putz an einigen Stellen bröckelte. Das Gelände war von Unkraut überwuchert. Aus der Ferne konnte man die an- und abfahrenden Busse hören, ansonsten war es totenstill. Der Junge stapfte ziellos durch das Gras.
    Auf dem Boden lagen alle möglichen Dinge herum: Blumentöpfe, ein Schlauchfetzen, ein kaputter Fußball, ein verrostetes Fahrrad. Durch das Gestrüpp führte ein ausgetretener Pfad. Als er diesem Weg folgte, erblickte er plötzlich hinter einer halb verdorrten Palme einen Bus. Er hatte zweifellos die gleiche Form wie diejenigen auf dem Betriebshof und auch die gleiche Farbe, schien jedoch seinen Dienst weitgehend eingestellt zu haben und wirkte bereits wie ein fester Bestandteil des verwilderten Geländes. Die Fenster waren von Ranken überwuchert, die Reifen mit Moos bewachsen, und auf dem Dach hatte sich vertrocknetes Laub angehäuft. Auf dem Busschild stand »Betriebsfahrt«.
    Die Bustür, die sich normalerweise automatisch öffnete und schloss, gab höchst widerwillig und nur mit einem ohrenbetäubenden Quietschen nach. In diesem Moment ertönte eine Stimme über dem Jungen.
    »Was hast du hier zu suchen?«
    Es war eine tiefe Stimme, die den Bus bis in den letzten Winkel ausfüllte. Erschrocken ließ der Junge die Schulmappe mit seinen Büchern fallen und stolperte nach hinten.
    »Nicht so hastig, mein Junge!« rief der Mann.
    Dies sollte er noch öfters hören. Nicht so hastig, mein Junge! Diese Worte würden sein künftiges Schicksal bestimmen und ihm zeit seines Lebens eine wertvolle Hilfe sein. Natürlich war dem Jungen, der sich in jenem Augenblick hochzurappeln versuchte, deren weitreichende Bedeutung noch nicht bewusst.
    Als er sich in dem Fahrzeug umschaute, verschlug es ihm abermals die Sprache. Obwohl er eigentlich sicher war, in einen Bus gestiegen zu sein, hatte er nun den Eindruck, sich im Salon einer prachtvollen Villa zu befinden. Wie ein Bus von innen aussah, wusste er natürlich, schließlich war er oft genug zum Kaufhaus gefahren, um Indira zu besuchen. Aber hier gab es weder die vertrauten Halteriemen noch eine Kasse oder die üblichen dunkelroten Sitzbänke. Auch die Werbeplakate fehlten. Stattdessen staunte er über das seltsame Mobiliar: eine Truhe mit arabesken Schnitzereien, ein Kamin aus schwarzem Marmor, eine Lampe aus buntem Glas, Tafelsilber, die Standsäule mit der Büste einer Göttin, an der Wand hing ein Gobelin.
    »Willst du mir nicht sagen, weshalb du hier bist?«
    Der Mann erhob sich von der hintersten Bank, die ursprünglich für fünf Fahrgäste gedacht war. Jetzt befand sich dort ein Bett mit einem Baldachin.
    »Das ist doch ein Bus, oder?« fragte der Junge, der sein eigentliches Anliegen längst vergessen hatte.
    »Aber natürlich ist das hier ein Bus. Sieh nur … hier ist das Lenkrad, es gibt einen Rückspiegel und einen Halteknopf.«
    Das stimmte. Als er sich umschaute, entdeckte der Junge, dass nichts Wesentliches entfernt worden war, sondern die meisten Relikte noch hier und da hervorblickten. An der Armatur vor dem Fahrersitz hingen Kochutensilien, während der Rückspiegel in der Waschecke als Toilettenspiegel diente. Der Junge griff nach dem Halteknopf, auf den er immer schon einmal drücken wollte. Auf den Busfahrten zum Kaufhaus hatte er stets seinem kleinen Bruder den Vortritt gelassen. Aber der Knopf leistete nicht den erwarteten Widerstand, und es ertönte auch nicht der übliche Signalton.
    »Wohnen Sie hier? In diesem Bus?«
    »Sieh an, das gefällt dir wohl, was?«
    Der Junge schaute zu dem Mann hoch und nickte.
    Da er unglaublich dick war, konnte man das Kinn des Mannes kaum erkennen. Sein kurz geschorenes Haar war bereits ergraut, aber seine glänzende Haut wirkte fest, und seine Stimme klang energisch.
    »Auch wenn es nicht so aussehen mag, handelt es sich um eine sehr exklusive Einrichtung. Der Fußboden ist aus isländischem Pinienholz, die Balken stammen von armenischen Olivenbäumen und die gebrannten Kacheln aus Katalonien. Die Buntglaslampe kommt aus der Normandie, der Stuck aus dem Libanon, die Spitzen aus Vietnam. Man kann gar nicht alle Details aufzählen. Vom kleinsten Regalbrett bis hin zu den Griffen – alles hochwertiges Material und exzellent verarbeitet.«
    Der Mann deutete mit seinem wulstigen Zeigefinger auf diverse Gegenstände und erwähnte ferne Regionen, von denen der Junge noch nie gehört hatte.
    »Einen Bus umzugestalten ist viel schwieriger,

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