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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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nicht absagen und ich hab auch nicht vor, lange zu bleiben.« Julian bückte sich und
     warf eine Handvoll kleiner Steine ins im Abendlicht glitzernde Wasser. Wir saßen auf einer Bank am Bachufer, im Rücken die
     Mühle, vor uns die Brücke, über die gleich seine Freunde kommen wollten. Der Rest des Nachmittags war schön gewesen, ruhig,
     harmonisch, kuschelig, ganz so, wie dieser Urlaub sein sollte, daher hatte ich irgendwie gehofft, dass Julian die Verabredung
     mit der Clique absagen würde, aber da hatte ich mich leider getäuscht.
    »Du wolltest was von der Gegend sehen. Also fahren wir halt ein Stündchen mit ihnen zum Grillen an die Burgruine. Da ist es
     romantisch und« – Julian tat so, alswolle er mich erschrecken – »unheimlich!« Er hauchte mir ein paarmal »huh, huh« ins Ohr und begann dann, daran zu nuckeln.
    »Muss das sein?« Mein Bedarf an Grusel war längst gedeckt. Ich hatte auch so schon ein ungutes Gefühl. Im gepackten Picknickkorb
     steckte deutlich mehr Alkoholisches als Essbares und die Vorstellung, den Abend mit dem dreisten Mickey und dem mürrischen
     Dustin verbringen zu müssen, war alles andere als verlockend. Und die Erinnerung an den Abend zuvor machte alles nur noch
     schlimmer. Der Geländewagen, der über die Brücke kam, war der gleiche, den ich gestern gesehen hatte, und auf der Jacke des
     dritten Jungen, der mit Mickey und Dustin ausstieg und Julian freundschaftlich auf die Schulter klopfte, stand:
TuS Munkelbach 79 – Sektion Handball
. Jetzt bereute ich, nicht nach Hause gefahren zu sein. Dumm kam ich mir vor. Unverzeihlich schwach, naiv und leichtgläubig.
    Eine Weile blieb ich einfach neben der Bank stehen. Mein Mund war trocken, mein Herz raste. Alles in mir sträubte sich dagegen,
     auf diese Leute zuzugehen. Mit solchen wollte ich nichts zu tun haben. Das konnten keine »Freunde« sein. Angestrengt presste
     ich meine Handflächen gegeneinander. Ich wollte nicht mit, aber was sollte ich tun? Julian allein fahren lassen und mich in
     der Mühle einschließen? Mein mittlerweile wieder aufgeladenes Handy nehmen und meine Eltern anrufen? Und dann? Sie würden
     mich nicht kurzerhand abholen, dazu war es nach Munkelbach zu weit.
    »Eva, komm und bring den Korb mit!«
    Mit steifen Schritten ging ich auf das Auto zu. Derdritte Junge stellte sich als Chris vor, ich gab ihm die Hand und sagte meinen Namen.
    »Kommen die Mädchen direkt zur Ruine?«, fragte Julian.
    »Yepp. Laura hat heute Morgen die Prüfung bestanden. Jetzt bin ich zum Glück nicht mehr der Einzige hier, der ein Auto zur
     Verfügung hat und die anderen kutschieren muss.« Chris hielt mir die Tür auf und ich setzte mich neben Mickey auf den Rücksitz.
     Julian folgte.
    »Die Laura hat bestimmt den Prüfer bestochen, ich kann mir nicht vorstellen, wie die sonst an den Lappen gekommen sein soll«,
     rief Mickey gegen die Lautstärke der Musik an. Er hatte bereits eine leichte Bierfahne und ich fand es unangenehm, neben ihm
     sitzen zu müssen.
    Julian merkte das vielleicht, zumindest umschloss er meine Hand mit seiner. »Eigentlich müsste sie auch einen ausgeben«, sagte
     er.
    »Und du ja wohl auch, Julian«, brummte Dustin, »du bist sowieso mal dran, oder?«
    »Komm, ich hab schon die Tickets fürs Stadion bezahlt!«
    Ich verfolgte das Gespräch der Jungs schweigend und sah die ganze Zeit auf Julians Hand, meinen Halt. Er war mein Freund,
     aber ich wusste nichts von seinem Leben hier. Er hatte mir nicht einmal gesagt, dass er sich für Fußball interessierte, und
     ich hatte keine Ahnung, was mich heute Abend erwartete.
    »Das war nur der Vorschuss für unsere Aktion«, nuschelte Dustin mit einer unangezündeten Zigarette im Mund. »Seit heute Morgen
     hat sich die Lage etwas verändert.Also, ich mein, du müsstest noch was drauflegen.«
    Julians Hand krampfte sich um meine. »Kann man ja drüber reden, aber ihr solltet euch nicht aufregen. Es ist nichts passiert.«
    »Alter, es passiert den ganzen Tag was«, rief Mickey, schlug sich, als hätte er einen Witz gemacht, mit den Händen auf die
     Schenkel – die rechte auf seinen, die linke auf meinen Oberschenkel – und lachte reichlich blöd. Entweder war er schon ziemlich
     angetrunken oder er spielte immer den Clown.
    »Weiß übrigens jemand was Neues von Alina?«, fragte Chris.
    »Meine Mutter war vorhin bei Irene, die ist nur noch am Heulen und so«, berichtete Dustin. »Sie glaubt nämlich nicht, dass
     ihre Tochter abgehauen ist. Das hat

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