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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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hat’s echt verdient, ich meine   …«
    »Hey, was ist mit euch beiden? Wollt ihr da drin versauern?« Eines der Mädchen – der Haarfarbe nach musste es Laura sein –
     riss die Tür auf. Ihr Gesicht war stark geschminkt und ihr ganzes Auftreten wirkte, als sei sie es gewohnt, bewundert und
     angehimmelt zu werden. »Julian!«, rief sie, zog ihn von mir weg aus dem Auto und herzte ihn übertrieben. »Hallo! Was macht
     dein Fuß?« Sie lachte schallend.
    Julian grinste verlegen und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. »Das ist Eva«, stellte er mich vor und mir blieb nichts
     anderes übrig, ich musste das Auto wohl oder übel verlassen. Dabei fühlte ich mich wie eine Schnecke, die von einer Albinokrabbe
     mit nagellackroten Scheren aus ihrem Häuschen gezogen wird.
    »Hab ich mir schon gedacht. Also, Eva, ich hab dich nicht gesehen gestern Abend. Wo hattest du dich dennversteckt? Hinter dem Pinkelhäuschen?« Sie hielt sich kichernd die Hand vor den Mund, und wenn ich nicht so gelähmt und allein
     auf weiter Flur gewesen wäre, hätte ich ihr in die aufgebrezelte Fresse schlagen mögen.
    Doch ich hatte genug mit mir selbst zu tun. Ich überlegte fieberhaft, was der Fuchs mir für solche Situationen geraten hatte.
     Mir fiel nichts ein, mein Kopf war völlig leer. Natürlich war er davon ausgegangen, dass ich nie tatsächlich in Gefahr geraten
     würde. Aber das war ich jetzt, oder? Ich hörte genau, wie Dustin zu Mickey sagte, das solle mal einer versuchen, ihn zu verraten,
     der würde das schon bereuen. Zwar bezog sich sein Ausspruch auf das Mogeln bei Klausuren, aber da er dabei sehr deutlich und
     drohend zu mir herübersah, verstand ich das als Wink mit dem Zaunpfahl. Hoffentlich bekam Dustin nicht mit, dass Mirkos Vater
     höchstwahrscheinlich schon wusste, was passiert war. Ihm traute ich locker zu, seine Wut dann einfach an mir auszulassen,
     egal, ob ich mich raushielt oder nicht. Das Einzige, was mir half, trotz des Drucks weiter einigermaßen aufrecht und nach
     außen hin scheinbar unbeeindruckt neben Julian stehen zu bleiben statt einfach wegzurennen, war der Gedanke, dass ich eines
     Tages, in der nächsten Stunde, bald, dem Fuchs davon erzählen würde.
    Die Gruppe setzte sich in Bewegung, Julian und ich mit ihr. Wir schlugen einen Wanderpfad ein, der in Serpentinen einen dicht
     bewaldeten Hügel hinaufführte. Mal schien uns die rötliche Abendsonne ins Gesicht, mal spürten wir die schattige Kühle des
     Herbstabends. Laura, die mit ihren hochhackigen Schuhenfür einen Waldspaziergang denkbar schlecht gerüstet war, schimpfte in einer Tour. Außer ihr waren zwei weitere Mädchen dabei,
     eine hübsche Türkin, die sich angeregt mit Chris unterhielt, und die magere, braunhaarige Olga, die offenbar Dustins Freundin
     war und insofern zu ihm passte, als sie kaum ein Wort sagte.
    Die Bewegung tat mir gut. Ich musste darauf achten, wohin ich meine Füße setzte, und konnte daher nicht pausenlos darüber
     nachdenken, was eigentlich passiert war und vielleicht noch passieren würde.
    Nach einer Viertelstunde waren wir oben. Die Burgruine, deren Überreste zum Teil restauriert und befestigt waren, strahlte
     im Licht der untergehenden Sonne. An sich ein sehr schöner Platz.
    »Toller Blick, was?« Chris kam zu mir, schubste mich an, sagte: »Jetzt lach doch mal!«, und forderte mich auf, mit ihm auf
     eine Mauer zu steigen. »Da unten ist Munkelbach. Der hässliche Komplex da vorne, am Hang, ist unser Schulzentrum; das liegt
     etwas außerhalb des Ortes, nur ein paar Minuten von hier. Bei klarem Wetter kann man sogar bis zur Mosel gucken, aber jetzt
     ist es zu dunstig. Morgen soll’s wohl auch mit dem Sonnenschein vorbei sein.«
    »Hey, Chris, machst du einen auf Fremdenführer?«, neckte Laura, aber er ließ sich nicht beirren und erzählte mir, dass Burg
     Rabenstein im Sommer der Romantiktreffpunkt schlechthin sei.
    »Ich hab hier auch meinen ersten Kuss bekommen«, bestätigte Esra, die mit Olga dabei war, den Picknickplatz herzurichten und
     Getränke, Chips und Kekse auszupacken.
    »Echt? Von wem denn?«, fragte Laura.
    »Nicht so wichtig.«
    »Komm, jetzt musst du’s auch sagen!«
    »Genau, Esra, wir sind neugierig. Du weißt, wir kümmern uns um alle deine Fehltritte!« Mickey wollte den Arm um sie legen,
     aber sie stieß ihn weg.
    »Du kannst mal lieber das Feuer anmachen. Und Musik haben wir auch mit, oder?«
    »Lenk nicht ab, Esra«, forderte Laura, »wer war’s? Ich sag dir

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