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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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nichts. Tausende von Jugendlichen trugen Markenturnschuhe dieser Art, Dustin und Chris zum
     Beispiel, und zumindest Chris hatte ebenfalls braune Haare. War Julian denn an dem Abend in Munkelbach gewesen? Und wenn ja,
     hatte er dann als Fremder eine schulinterne Feier besucht? Doch wohl eher nicht   …
    »Wann ist das Foto denn aufgenommen worden?«, fragte ich zaghaft. Wenn Esra sagen würde: »Am letzten Samstag«, dann wäre alles
     in Ordnung. Am Samstag waren Julian und ich zusammen im Kino gewesen.
    »Dienstag auf dem Schulfest. Das war auch der Abend, an dem Alina zuletzt gesehen wurde«, antwortete Chris.
    »Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass die da war«, sagte Esra.
    »Doch, war sie.« Das kam von Dustin.
    »Wenn man so was mal vorher ahnen würde, dass jemand da vielleicht verschwindet«, sprudelte Laura los. »Ich hab die noch auf
     dem Klo getroffen, sie hat mich wegen ’ner Zigarette angeschnorrt und dann ist sie raus, und ich altes Plappermaul hab zur
     Cindy gesagt, wie scheiße Alina im Jeansrock aussieht, voll die fetten Beine, Minirock trifft Maxibeine, hab ich gesagt und
     dummerweise ist sie genau in dem Moment noch mal reingekommen,weil sie ihre Tasche auf der Fensterbank hatte stehen lassen, und hat das gehört!«
    »Och nee, Laura!« Chris legte sich die Hände vors Gesicht, Dustin verzog missbilligend den Mund, nur Mickey lachte laut. Es
     war nicht zu übersehen, dass er schon ziemlich betrunken war. »Da bist du mal wieder voll ins Fettnäpfchen getreten!«
    »Ja. Normalerweise ist mir so was ja egal, da kenn ich nix, aber jetzt ist mir das peinlich – jetzt, wo ich nicht weiß, was
     mit der ist und so!«
    Ich schaltete meine Ohren auf Durchzug. Das Gespräch interessierte mich nicht. Mich interessierte nur, ob es mein Freund war,
     der mit Esra rumgemacht hatte. Das wenige, das von dem Jungen abgelichtet war, ließ nicht eindeutig erkennen, um wen es sich
     handelte. Wenn ich Julian nun im Hintergrund entdecken würde, wenn ich sähe, dass er im Partygewühl gestanden und mit Mickey
     und Dustin gequatscht hatte, dann wäre ich beruhigter. Es war schlimm genug, dass er mich wegen der Prügelaktion so grenzenlos
     belogen hatte. Ich rutschte näher ans Feuer heran und starrte weiter auf die Fotos. Bitte, bitte, dachte ich, lass Julian
     wenigstens in diesem Punkt ehrlich gewesen sein!
    Derweil wurde die Diskussion über die verschwundene Alina immer hitziger. Esra, Olga, Chris und Dustin schienen so ernsthaft
     in Sorge um die Vermisste, dass auch Laura sich in ihrer schrillen, oberflächlichen Art davon anstecken ließ, was wiederum
     Mickey dazu provozierte, die Situation mit seinen Sprüchen herunterzuspielen. Auch Julian hatte sich eingemischt, was gut
     war, denn so hatte ich einige Momente Gelegenheit,mich ungestört mit den Fotos zu beschäftigen. Nein, ich konnte Julian nicht entdecken, beim besten Willen nicht, alles Suchen
     und Wünschen half nichts. Das einzig bekannte Gesicht, das ich ausmachen konnte, gehörte ausgerechnet dem Vermieter der Mühle:
     Vollmer. Wie war das noch, war der nicht Lehrer in der Schule? Natürlich. Deswegen war Mirko wohl auch unbeliebt, als Lehrerkind
     hatte man es immer schwerer.
    Vollmer sprach mit einem nicht ganz schlanken Mädchen im Minirock, dessen Gesicht ich zwar nur im Profil sah, das mir aber
     auch bekannt vorkam. Minirock und Maxibeine: Alina?
    Ich beugte mich noch näher ans Feuer. Das musste ich mir einbilden. Ich hörte hier ihren Namen und glaubte gleich, sie auf
     dem Foto zu sehen. Ich kannte sie ja gar nicht, hatte nur ihr Bild in der Zeitung gesehen. Ich nahm die beiden anderen Fotos
     zum Vergleich. Auf einem war sie verdeckt, aber auf dem anderen war ihr Gesicht frontal zu sehen. Natürlich war sie das! Die
     wilde Frisur, die lange Nase, die geschwungenen Lippen hatten sich mir eingeprägt.
    Sie musste eine ganze Weile mit Vollmer geredet beziehungsweise gelacht haben. Allem Anschein nach war es ein sehr lockeres
     Gespräch, für Lehrer und Schülerin wirkte ihr Umgang jedenfalls recht vertraut.
    Plötzlich riss Julian mir die Fotos aus der Hand. »Was studierst du denn diese Fotos so?! Darf ich, Esra?« Er hielt die Ausdrucke
     über die Flammen und hatte sie im nächsten Moment schon fallen gelassen. »Es ist sicher besser, wenn so wenig wie möglich
     davon existieren!«
    »Hast du mit Esra   …?«, fragte ich. Welchen Grundhatte er, die Bilder zu verbrennen, wenn er nicht befürchtete, ich könnte ihn

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