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Schwindel

Titel: Schwindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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ihn gerade eben wieder mit Esra zusammen gesehen und dachte deswegen, ihr hättet
     Streit.«
    »Ha-haben wir auch. Aber ich habe das Tagebuch nicht im Haus, sondern im Wald verloren, an dem Abend, an dem sie dich   …« Ich wollte Mirko eigentlich nur erklären, dass etliche Leute meine Aufzeichnungen gefunden haben konnten – Chris zum Beispiel,
     und er war ja auch jetzt in der Disco!   –, doch nun war ich wieder beim Anfang, bei der Prügelei, angekommen und Mirko sagte prompt: »An dem Abend, an dem sie zu
     viert auf mich losgegangen sind, meinst du? An dem Abend, an dem sie mich fast krankenhausreif geschlagen haben, nur weil
     ich das Fest für die Schülerzeitung dokumentiert und dabei dummerweise auch die heimlichen Liebespärchen fotografiert habe?
     Was kann ich dafür, dass die Leute immer so gereizt reagieren, wenn man ihnen mal die Wahrheit vor Augen hält?«
    Mirko wollte mich kurzerhand ins Auto schieben, aber ich wehrte mich. Wer hatte eigentlich gesagt, dass ich mit ihm fortfahren
     wollte? Ich wollte Julian suchen, die Polizei anrufen!
    »Bitte, hör mir zu«, bat er. Er war aufgeregt, ich merkte es an seiner atemlosen Stimme und den hektischen Bewegungen. »Ich
     kann dir beweisen, dass es genau so ist, wie ich gesagt habe. Ich habe das Handy nichtverloren, es liegt da im Auto. Wenn du willst, zeige ich dir die Fotos. Es ist eine ganze Serie. Auf einem siehst du ganz
     deutlich, dass Esra sehr wohl gemerkt hat, wie ich sie und Julian fotografiert habe. Sie hat aber nichts dagegen unternommen,
     sie war so geil auf deinen Freund, dass sie einfach weitergeknutscht hat.«
    »Du hast das Handy also doch noch? Warum hast du mich dann die ganze Zeit angelogen?«
    »Weil   …« Mirko senkte verlegen den Kopf. »Zum einen, weil ich Angst gehabt habe, dass deine Freunde dann wieder auf mich losgehen.«
    »Das sind nicht meine Freunde!«
    »Das weiß ich ja inzwischen! Ich vertrau dir doch, Eva, glaubst du, sonst würde ich dir das alles sagen? Der andere Grund
     ist noch wichtiger.«
    Verständnislos sah ich ihn an.
    »Wenn du mir ein bisschen Zeit gibst, erzähle ich dir, worum es geht.«
    »Warum mir?«
    »Wem sonst? Alle hier haben Vorurteile gegen mich! Sogar du hast ja anscheinend Bedenken, zu mir ins Auto zu steigen, als
     wäre ich ein   … ein Ungeheuer! Was haben dir die anderen über mich erzählt? Dass sie mich Schleicher nennen zum Beispiel? Weißt du, warum?
     Wieso ich früher so leise gegangen bin? Weil ich Angst vor ihnen hatte! Ich dachte, wenn ich nicht auffalle, wenn ich nichts
     sage, wenn es mir gelingt, unsichtbar zu sein, kommen sie vielleicht nicht auf den Gedanken, ihren Frust an mir auszulassen!«
    Jetzt strich ich beruhigend über Mirkos Arm, so wie er es zuvor bei mir getan hatte.
    »Danke.« Mirko nickte langsam. »Im Ort gibt’s eine gute Eisdiele, die noch geöffnet hat. Darf ich dich einladen?«
    Ich zögerte. »Ja.«
    Warum ich meine eigenen Pläne zurückstellte und tatsächlich zu ihm in den Jeep stieg? Warum ich mich nicht wenigstens fragte,
     was Mirko in einer Disco suchte, die er selbst als »Höllenladen« bezeichnete und in die nur Leute gingen, die ihn nicht mochten?
    Weil ich keine Angst vor ihm hatte. Ich glaubte, Angst sei etwas, das uns gemeinsam war, etwas, das wir nach und nach in unseren
     Köpfen geformt hatten, etwas, das reine Fiktion war und sich überwinden ließ.

28
    Das Auto war sehr aufgeräumt und roch neu. Auf dem Beifahrersitz stand eine Reisetasche, die Mirko erst nach hinten räumen
     musste. Dann nahm er den Zündschlüssel, drehte mir den Kopf zu und lächelte mich an – nett, aber auch irritierend. Er hatte
     die Augen genauso aufgerissen, wie der Fuchs es manchmal tut, und er legte einen solch bedeutungsvollen Ausdruck in seinen
     Blick, dass ich instinktiv den Türgriff umfasste und sagte: »Ich möchte die Fotos gerne sehen,
bevor
du losfährst.«
    »Kein Problem. Du traust mir nicht, Eva, aber das bin ich gewohnt.« Umständlich beugte Mirko sich wieder nach hinten, kramte
     das Handy aus der Reisetasche hervor, schaltete es ein, blätterte rasch durch die darauf gespeicherten Fotos, die ich von
     meinem Sitzplatz ausnur als bunte Flecken wahrnehmen konnte, und hielt es dann zu mir herüber – ohne es aus der Hand zu geben, aber doch so, dass
     ich das aktuell aufgerufene Bild sehen konnte. Es zeigte wieder Esra und – diesmal deutlich zu erkennen – Julian. Dankenswerterweise
     hatten sie in dem Moment nicht geknutscht,

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