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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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schwindelte, hatte natürlich auch ich ein Leben. Aber dies ist nun mal ihre Biografie, denn auf den Bildern ist schließlich sie zu sehen gewesen.
    Wer hat geschwindelt? Und ich soll die Protagonistin sein? Ich bin doch die Antagonistin in dieser geköpften Geschichte. Babba hat es doch auf mich abgesehen. Sie will sich rächen, und sie hat alles weggelassen, was ich in den letzten Jahren für unsere Autorschaft getan habe. Dieses Wort würde sie freilich nicht verwenden. Sie hatte den Autor verhöhnt, der gesagt hat, dass er keine Bücher schreibe, sondern eine Autorschaft baue. (Wer war das, Lars Gyllensten?) Ein Autorschapp, sagte Babba spöttisch. Das baue er.
    Alles ist weg, alles ist ihr gleichgültig. Dass ich umhergereist bin und mich für unsere Bücher eingesetzt habe, dass ich auf unzähligen Fernsehsofas und Bühnen mit grellem Scheinwerferlicht in den Augen gesessen habe, ist höchstens lächerlich. Hätte sie die Rede in der Blauen Halle halten können, als wir den Literaturpreis des Nordischen Rates bekamen? Sie bezeichnete ihn als das Grand Final in der Schwindlerbranche, und sie wollte partout nichts mit meiner Dankesrede zu tun haben.
    Lillemor schließt die Augen, lehnt sich zurück und fragt sich, wie Babba die beiden Male ausgesehen hätte, als ihre Romane den renommierten August-Preis zuerkannt bekamen. Wäre sie in ihren großen Schollschuhen angepatscht gekommen? Hätte sie sich mit dieser Strickmütze, die sie sich in die Stirn und über die Ohren zog, im literarischen Stockholm bewegt? Im vornehmen Antiquariat Rönnells, in Hedengrens Buchhandel und im Börsensaal, im Kulturhaus und im größten Saal des Arbeiterbildungsverbands? Nachdem Lillemor zu ihr gesagt hatte, sie solle das Ding wegwerfen, trug sie es nur noch hartnäckiger. Babba erwiderte, die Mütze sei ganz ausgezeichnet. Und dann schlug sie auf Canettis Masse und Macht , dass es staubte, und sagte, es habe zu allen Zeiten Widerstandsnester gegeben, und grabe man nur in den Kartons, die ihr aus Nachlässen geliefert wurden, so könne man Schmuggelware gegen die Verdummung finden.
    Dieser Hochmut. Woher rührte er?
    Sie hätte nie mit den anderen Mitgliedern im Nobelkomitee arbeiten können, zumindest nicht ohne höhnische Kommentare. Sie hätte etliche Autoren auf der Liste als unlesbar bezeichnet und schallend über den hehren Ton gelacht. Niemals hätte sie geduldig schwedische und zeitgenössische Autorinnen und Autoren gelesen und dafür plädiert, ihnen Preise zuzuerkennen, da sie lediglich Verachtung für sie übrighat und immer nur von den großen Toten spricht. Und dies ist tatsächlich die einzige Form von Demut, die sie je gezeigt hat.
    Die 1950er-Jahre, in denen sie zu schreiben begonnen hat, erachtet sie ja in literarischer Hinsicht für sehr bemerkenswert. Damals erschien Eyvind Johnsons Eine große Zeit , Lars Ahlins Nacht im Jahrmarktszelt und Gewohnter Gang , Willi Kyrklunds Solange und Meister Ma und Harry Martinsons Aniara . Sie meinte, dass man damals vor dem Versuch, ein Buch zu veröffentlichen, noch Scheu haben konnte, und sie sich deshalb entschloss, es mit einem Krimi zu versuchen. Sie glaubt, dass heutige Debütanten keinen Grund haben, vor den zeitgenössischen Größen befangen zu sein und zu zittern.
    Es brauchte also ein ganzes Leben, bis sie es wagte, allein einen Roman zu schreiben und ihn an einen Verlag zu schicken. Und sie hatte nicht aus Ehrfurcht vor den großen Toten so lange damit gewartet. Sondern aus Feigheit. Sie hat eine Heidenangst vor einer Ablehnung. Und nun hat sie eine bekommen.
    Jetzt ist sie tief gedemütigt, denkt Lillemor, vermutlich ganz wild vor Scham, weil Rabben und Sjabben es abgelehnt hat, ihren Roman herauszubringen. Max hat sich wahrscheinlich noch nicht bei ihr gemeldet. Er glaubt ja, dass ich ihn geschrieben habe.
    Bis jetzt glaubt er das doch? Vielleicht.
    Die Schmach wird jedoch irgendwann abebben. Wenn Babba sich wieder gefangen hat, wird sie das Manöver der Verleger durchschauen. Dann begreift sie, dass diese Lillemor Troj zu schützen versuchen. Sie weiß aber auch, dass dies nicht auf Dauer möglich ist. Es stehen viele Verlage zur Auswahl, und dieses Warenzeichen kaputtzumachen kann ein gutes Geschäft werden.
    Babba scheint jetzt zu glauben, dass sie ohne mich schreiben kann. Aber das funktioniert wahrscheinlich nur so lange, wie sie sich an diesen Stoff hält. Sie bereitet ihm während des Schreibens selbst ein Ende. Es ist in Wirklichkeit ihr eigenes Grand

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