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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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aufgekratzt, weil ich nicht wegen des drohenden Konkurses gekommen war, und wollte mich deshalb zum Kaffee einladen. Den nahm ich gern an, da ich vermutete, dass mir die Weiber Kräutertee oder, schlimmer noch, Yerba Mate anbieten würden, wenn ich mit ihnen klarkäme.
    Einige der Hunde durften mit hineinkommen, und sie setzten sich hoffnungsvoll um den Küchentisch. Ich hatte schon befürchtet, so einen säuerlichen, hellbraunen aufgekochten Kaffee zu bekommen, wie er in diesem Landstrich üblich ist, aber Ante braute guten, starken Kaffee und bot tiefgefrorene Kopenhagener dazu an. Die taute er im Backofen des eisernen Herdes auf.
    »Gekauftes Gebäck«, sagte er. »Die Alte ist weg. Am Tag, als der Gerichtsvollzieher kam. Tage gibt’s im Leben!«
    Ich gab ihm recht, auch wenn meine nicht so dramatisch waren.
    »Diese Idioten haben alles demoliert«, sagte er im Hinblick auf den Hof, den die Waldweiber besetzt hatten. »Dulden nichts, was sich nicht rentiert für sie. Nicht mal, wenn es sie gar nichts kostet. Das ist ihr Prinzip, weißt du. Die Rendite.«
    »Lass uns eine rauchen«, sagte er nach der dritten Tasse Kaffee. »Aber draußen, denn dieser Scheißkonkursverwalter ist immerhin so was wie eine Amtsperson. Und er kann eine empfindliche Nase haben.«
    Er leerte den braunen krümeligen Inhalt einer Zündholzschachtel auf ein Zigarettenpapier, das er um diese Füllung drehte. »Das ist die absolut letzte. Jetzt brechen andere Zeiten an.«
    Auf dem Grund der Zündholzschachtel lag nur noch ein Backenzahn.
    »Man hat so seine Andenken«, sagte Ante.
    Wir rauchten den Joint vor seinem Schweinestall. Er hielt eine Kreuzung aus Haus- und Wildschwein, große rotbraune Viecher, die in ihrem Auslauf im Schlamm herumplatschten. Acht Stück waren es.
    »Drei Sauen sind trächtig«, sagte er. »Dieser Eber müsste es der ganzen Gegend besorgen. Der ist hervorragend. Und jetzt wollen sie sie abpfänden oder wie das heißt. Es ist grausam.«
    »Hast du Steuerschulden?«
    »Na klar. Und veranlagt werde ich nach geschätztem Einkommen, weil niemand glaubt, dass man von so wenig leben kann. Ich habe auch noch Schulden für einen Traktor und für den Fernseher. Den durften sie gern mitnehmen, aber was soll ich ohne Traktor anfangen?«
    »Warum bringst du diese drei Sauen und den Eber nicht weg? Hast du denn keine Scheune oder so, die ein bisschen abseits liegt?«
    Er starrte mich an, während ihm der Joint zwischen den Lippen brannte, und dann warf er ihn abrupt weg.
    »Mensch«, sagte er. »Spinn ich? Dass ich darauf noch nicht gekommen bin! Wie heißt du?«
    »Babba.«
    »Babba, Babba … aber wie soll das gehen? Ich habe zwar Schweinekäfige, aber keinen Traktor.«
    »Du hast doch massenhaft Hundeleinen«, erwiderte ich.
    Während wir in aller Eile die Schweine anbanden, kamen die Waldweiber heraus. Sie sahen aus wie Hippies oder Freaks, waren aber freundlich und fröhlich, und sie wussten, wo Lillemor wohnte. Es heiße Solbacken, sagten sie.
    Sie waren offenbar eine recht ruhige Sorte Rebellinnen. Sie trugen Stirnbänder und baumelnden Schmuck und hatten sich die Kleinkinder mit Tragetüchern auf den Rücken gebunden. Auch die Kinder trugen Stirnbänder, und ihre Klamotten aus dünnem Leder und einem dichten lodenähnlichen Stoff hatten Fransen. Filzmützen gab es auch und Samischuhe mit bunten Troddeln.
    Sie sagten, Lillemor sei Lehrerin, doch kamen wir nicht dazu, uns in ihr Schicksal zu vertiefen, weil jetzt die Schweine weggebracht werden mussten. Ich gebe zu, dass ich Angst vor ihnen hatte. Die großen Sauen waren ruhig und recht fügsam. Ich führte eine an der Leine, zog und zerrte, da sie überall, wo wir gingen, wühlen wollte. Ab und zu traute ich mich, sie von hinten zu schubsen. Den Zuchteber, der schwieriger zu bändigen war, übernahm Ante. Er wagte es nicht, sich auf die Haltbarkeit einer Hundeleine zu verlassen, und hatte sich deshalb einen kräftigen Pferdezügel gesucht. Um den Eber zu locken, hüpfte ein Waldweib mit einem halben Laib Brot aus dem Konsum rückwärts vor ihm her. Er schnaubte und trat zu, bewegte sich aber voran. Sicherheitshalber ließ Ante zwei der schärfsten Hündinnen den Zug begleiten, und sobald der Eber störrisch wurde, rief er sie, und sie bellten gellend und bissen das Schwein in die Hinterbeine, sodass es gefügig wurde.
    Es dauerte den ganzen Nachmittag, den Schweinen die Scheune herzurichten. Ante zeigte uns, wo Stroh war, und wir wuchteten einen Wasserbottich und einen

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