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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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wurde.
    Als es endlich scharf genug war und Maggie genauer hinsah, erkannte sie, was es war: ein Wappen. Auf dem Schild war ein diagonales Band zu sehen, auf dem von oben links nach unten rechts drei Rosenblüten gesetzt waren. Über der Krone des Wappens stand ein Kelch, über den ein silberner Schwan schützend seine Flügel ausbreitete.
    „Erkennst du es?“, fragte Tazz.
    „Nein“, antwortete Maggie wahrheitsgemäß, auch wenn es ihr entfernt vertraut vorkam.
    Tazz schnaubte missmutig. „Das ist das Familienwappen der Careys. Dein Familienwappen.“
    Maggie war verblüfft. „Ich wusste, dass meine Wurzeln irgendwo in der alten Welt, in England oder Schottland, liegen, aber nicht, dass meine Familie adlig war.“
    „Deine Wurzeln, Maggie, reichen noch sehr, sehr viel weiter zurück“, sagte Tazz. „Tatsächlich leitet sich ,Carey‘ vom sumerischen ,Kar‘ ab und hat die Bedeutung von Hüter, Wächter.“
    Das Familienwappen verwandelte sich vor ihren Augen in sumerische Keilschrift und dann in ägyptische Hieroglyphen. Wieder die drei Rosen, der Kelch und der Schwan.
    „Die erste deiner Familie“, fuhr Tazz fort, „baute nach der Flut in Theben die Tempelanlage von Karnak, was übersetzt so viel heißt wie ,Festung des Wassers‘. Dort befindet sich ein Siegel. Ein Siegel, das nur von der hundertvierundvierzigsten Tochter der Erbauerin geöffnet werden kann. Das bist du.“
    „Was ist dieses Siegel?“, fragte sie. „Und wozu soll ich es öffnen?“ Eine seltsame Unruhe ergriff sie.
    „Um es kurz zu machen: Du als Einzige auf der Welt hast die Kraft, diese Erde wieder zu einem Paradies zu machen.“
    Maggie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Konnte das stimmen? War es das, worum es hier ging?
    Und wenn es wirklich stimmte ... „Warum hat Axel mir nichts davon erzählt?“
    „Azazel wollte dich davon abhalten, diese wunderbare Bestimmung zu erfüllen“, fuhr Tazz fort.
    Sie runzelte die Stirn. „Das glaube ich nicht.“
    „Das kannst du mir glauben“, versicherte Tazz. „Er will die Wiederherstellung des Paradieses aufhalten. Weil dessen Wiederaufbau laut der Prophezeiung seinen Untergang bedeutet; als Strafe für seine früheren Verbrechen.“
    „Aber ... er liebt mich.“
    „Tut er das?“ Tazz lachte spöttisch. „Warum hat er dir dann nicht von der Prophezeiung erzählt und dich frei wählen lassen? Warum hat er dir nicht gesagt, dass du die Macht besitzt, die ganze Erde zu einem Garten Eden zu machen?“
    Ja, warum nicht? fragte sie sich noch einmal. „Ich nehme an, er wollte mich nicht erschrecken und es mir später erzählen. Schließlich weiß ich ja auch erst seit ein paar Stunden, dass er ein Engel ist.“
    „Nein, er hätte es dir nie erzählt“, behauptete Tazz. „Ganz bestimmt nicht. Er hat dich verführt, um dich mit Lust und Sünde von der Erfüllung deiner Bestimmung abzulenken. Die Menschen verführen, besonders Frauen, das war schon immer eine seiner größten Stärken ... und auch sein größtes Laster.“
    Maggie erkannte den Haken an der Behauptung sofort. „Aber wenn es angeblich sein Ziel war, zu verhindern, dass ich das Paradies auf die Erde zurückbringe und ihn damit vernichte, warum hat er mich dann nicht einfach getötet?“
    „Dich töten? Das können Engel nicht“, sagte Tazz. „Auch nicht die Gefallenen.“
    „Engel können keine Menschen töten?“
    „Wenn sie es könnten, wären wir nicht in dieser Situation.“ Maggie sah in Tazz’ Augen, wie wütend es ihn machte, bei all seiner Macht nicht einmal einen einfachen Menschen töten zu können.
    „Warum sind sie nicht dazu in der Lage?“
    „Das ist ein Gesetz der Schöpfung“, antwortete er. „Schon der Versuch führt zur sofortigen Vernichtung des Engels.“
    „Was war mit Virginia? Die hast du doch getötet, wenn ich das vorhin richtig verstanden habe.“
    „Ja, das habe ich.“ Tazz zuckte mit den Achseln. „Aber sie war kein Mensch.“
    Das überraschte Maggie. „Wer oder was war sie dann?“
    „Virginia war eine Keres“, sagte er. „Eine Tochter der chaosgeborenen Nyx.“
    Trotz der aufsteigenden Vormittagshitze lief Maggie eine Gänsehaut über den Rücken. Sie musste daran denken, wie sie in Axels Haus ganz allein gewesen war mit Virginia - und daran, wie unnatürlich einschläfernd ihre Stimme geklungen hatte.
    „Ja“, sagte Tazz als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Azazel umgibt sich gerne mit allen möglichen unheiligen Geschöpfen der Nacht. Das war schon immer

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