Schwingen der Lust
töten soll, war wirklich nur ein Spaß“, lachte Sybaris. „Wenn ich dich hätte vergiften wollen, hätte ich das Gift in die Salbe gemixt.“ Sie nahm Maggie den Löffel ab und steckte ihn sich selbst in den Mund. Sie kaute und schluckte betont. Dann reichte sie Maggie den Löffel zurück. „Siehst du? Ein bisschen scharf vielleicht, aber darüber hinaus völlig ungefährlich.“
„Ärgere sie nicht, Sybaris“, sagte Axel, der angefangen hatte, mit großem Appetit zu essen. „Es ist meine Schuld, dass sie so misstrauisch ist. Ich habe nicht mit offenen Karten gespielt.“
„Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres“, sagte Maggie und nahm nun endlich auch einen Bissen. Das Gulasch war umwerfend köstlich. Ein wenig paprikascharf vielleicht, wie die Alte schon zugegeben hatte, aber genau das weckte Maggies durch Tazz’ Angriff stark angeschlagene Lebensgeister - vor allem aber ihren Kampfgeist. „Ich verlange eine Erklärung.“
„Wo soll ich anfangen?“, fragte Axel.
„Von vorne“, sagte Maggie.
„Also gut. Die Prophezeiung ...“
„Nein“, unterbrach Maggie ihn. „Das meine ich nicht mit von vorne. Ich meine unsere Begegnung. Die Nacht, in der du so ganz zufällig auf mein Auto gefallen bist. Ich kann inzwischen wohl davon ausgehen, dass das kein Zufall war.“
„Nein, das war es nicht“, gab Axel zu.
„Dann erkläre mir, was du vorhattest“, verlangte sie. „Was war dein Plan? Was ist dein Plan?“
Axel senkte den Blick, und statt zu antworten, nahm er noch einen Löffel Gulasch. Er kaute nachdenklich.
„Legst du dir gerade eine passende Antwort zurecht?“, fragte sie ihn herausfordernd. „Ich warne dich, Axel. Keine Schattenspiele mehr!“
„Die Dinge sind mir aus der Kontrolle geraten“, sagte er leise.
„Was meinst ...?“
„Lass mich bitte erklären, Magdalena“, fiel er ihr ins Wort. „Nein, ich lege mir keine Antwort zurecht. Ich versuche nur selbst, die Antwort zu finden; die Ereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen, damit du auch verstehst, warum ich das, was ich getan habe, so getan habe, wie ich es getan habe.“
Maggie wollte dazwischenreden. Wollte sagen, dass die einfachste Art, die Wahrheit zu sagen, war, sie direkt zu sagen und ohne Umschweife. Aber sie sah an seinem Blick, dass es wohl wirklich nicht so einfach war, wie sie sich das vorstellte, und schwieg.
„Ich wusste, dass du kommen würdest“, begann Axel. „So, wie auch der Rat der B’Nai Elohim , dem Ba’Al’T’Azar angehört, wusste, dass du kommen würdest. Aber nur ich wusste, woran du zu erkennen sein würdest. Deshalb habe ich dich vor ihnen gefunden.“
„Woran hast du mich erkannt?“
„Am Schlag deines gebrochenen Herzens.“
„Bitte?“ Was meinte er damit?
Er schaute sie lange an. „In jener Nacht ist etwas geschehen, das alle Hoffnung in dir hat sterben lassen.“
Nur ungern erinnerte sich Maggie an diesen Teil der Nacht - am Ende der Lesung in dem alten Theater; als alles, wofür sie gelebt, gearbeitet und gekämpft hatte, vergebens gewesen zu sein schien. „Du hast mein Herz brechen gehört?“
Er nickte. „Ja, und es hatte den gleichen Klang wie damals bei deiner Urahnin, Neferkara.“
„Du kanntest ...?“, wollte Maggie zwischenfragen, doch er bat sie mit einer Geste, ihm zuzuhören.
„Also, ich habe dich gefunden“, fuhr er fort. „Mein Plan war, dich kennenzulernen und dann zu entscheiden, ob ich dich mit der Wahrheit konfrontieren kann oder ob ich dich verführen muss, um dich davon abzuhalten, die Prophezeiung zu erfüllen.“
„Du hast dich ganz offensichtlich für Plan B entschieden“, sagte Maggie säuerlich und schob die Schale von sich weg. Ihr war der Appetit vergangen. Ihr Herz verkrampfte sich in ihrer Brust. „All das, was ich erlebt habe, war also nichts weiter als irgendein Engelszauber, den du auf mich ausgeübt hast?“
„Oh nein, so war das nicht gemeint“, beeilte Axel sich zu sagen. „Ich habe doch vorhin zugegeben, dass mir die Dinge außer Kontrolle geraten sind. Außer dem Überfall durch die Straßenräuber sind noch zwei Ereignisse eingetreten, mit denen ich nicht gerechnet habe. Erstens konnte ich wirklich nicht vorhersehen, wie schnell du meiner wahren Identität auf die Spur kommst ..."
„Du meinst, wie schnell ich deine Lügen durchschaue“, fuhr sie dazwischen.
„Magdalena.“ Er wollte ihre Hand nehmen, doch sie entzog sie ihm.
„Und zweitens?“, fragte sie kühl.
„Und zweitens, die B’Nai
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