Schwingen des Vergessens
aber nach ein bisschen Rumgeheule haben sie es mir schlussendlich dann doch geglaubt. Sie sind dann gleich zu dem Herrscher gegangen und wollten ihn retten, aber die anderen Dämonen ließen es nicht zu. Es gab einen Kampf und weil da keiner mehr aufgepasst hat, konnte ich fliehen. Ich habe dann sofort einen Strahl auf die Kuppel abgeschossen und sie somit zerstört. Den Wachen war es Recht, denn so konnten sie den König retten, ohne selbst etwas zu zerstören. Alle waren so beschäftigt mit dem geschwächten Herrscher, so dass sie mich gar nicht bemerkt haben. Ich bin hingeflogen, habe dich mitgenommen und...“ Damian zögerte sichtlich und stieß einen leisen Seufzer aus.
„Was ist dann passiert? Haben sie uns gefasst?“
„Nein, haben sie nicht. Oder doch, gewissermaßen schon. Du warst so geschwächt, ich habe es nicht geschafft, dich irgendwo hinzubringen, also habe ich dich einfach dort gelassen. Es tut mir so leid, aber ich bin in der Nähe geblieben. Erst als Lanicel versorgt war, haben sie auch dich wieder geholt und sie waren alle verwundert. Ganz klar, denn nie hätte jemand gedacht, dass du es schaffen würdest, gegen ihn zu gewinnen. Oder zumindest ein paar Minuten zu überleben.“
„Und wo bin ich dann jetzt?“ Amelies Gehirn arbeitete zwar auf Hochtouren, doch so richtig konnte sie die Infos immer noch nicht zusammen fügen. Warum lebte sie dann noch, wenn die Wachen sie doch wieder gefangen hatten?“
„Das hat sich alles total schnell herum gesprochen und ein paar Dämonen haben angefangen, an Lanicels Fähigkeiten zu zweifeln. Das ist aber völlig klar, denn ihnen wurde jahrzehntelang gesagt, dass sie keine Chance im Kampf gegen ihn hätten. Jetzt hast du das Gegenteil bewiesen. Wahrscheinlich klingt das für dich jetzt erstmal ziemlich egal, aber ein paar Dämonen sind doch viele. Ich glaube nicht, dass sie es in nächster Zeit so hinnehmen werden, da sie bestimmt anfangen werden, alles zu hinterfragen. Viele werden natürlich auf Lanicels Seite bleiben, aber trotzdem werden es sehr, sehr viele sein. Du weißt schließlich, dass Lanicel nicht gerade freundlich mit seinen Untertanen umgeht. Er lebt sozusagen in Reichtum, während Tausende in den Gefängnissen sterben und andere dort unten ein schreckliches, tatenloses Leben führen. Natürlich kennen sie nichts anderes, aber ein paar versuchen trotzdem, ihrem Leben nur einen kleinen Sinn zu geben.“
„Und was heißt das jetzt alles für mich?“
„Vorerst nicht viel, du musst dich erholen, denn erst, wenn du wirklich wieder bei Kräften bist, kannst du wirklich was unternehmen. Bis dahin solltest du im Untergrund bleiben und erstmal abwarten, was sich in Icasan abspielt. Es wird lange dauern, bis Lanicel sich wieder erholt hat und bis dahin hast du auch noch Zeit, dasselbe zu tun.“ Amelie verstand den Sinn nicht, anscheinend hatte sie diese Qualen umsonst durchgemacht. Schließlich lebte er noch. Vielleicht hatten sich ein paar Dämonen dazu entschlossen, doch mal zu überdenken, was dieser Mann wirklich machte, aber so wirklich weiterhelfen konnten die ihr auch nicht. Mutlos sank sie auf den Boden zurück, fragte sich erneut, wo sie überhaupt war, ignorierte ihre Neugier allerdings zur Abwechslung mal. Trotzdem ergriff Damian wieder das Wort.
„Willst du mit mir über irgendwas reden? Vielleicht über das, was du in deinen Szenen gesehen hast. Ich weiß zwar nicht, was er dir gezeigt hat, aber ich kann es mir vorstellen. Wenn du reden willst, dann sag es nur. Ich höre dir zu, schließlich habe ich ohnehin nichts Besseres zu tun.“ Das Mädchen schüttelte sofort den Kopf, ihre Erinnerungen wollte sie für sich behalten.
„Schon gut, das ist total nett von dir, aber ich will es nicht. Ich muss ohnehin selbst damit klarkommen.“ Ohne weiter darauf einzugehen drehte sie ihm den Rücken zu und schloss die Augen, in der Hoffnung auf etwas Schlaf.
„Bist du dir sicher?“
„Ja, ich habe es ja gesagt, ich bin mir sicher.“
„Wie du meinst.“ Damit legte er sich ebenfalls hin und hielt den Mund. Die Stille war schrecklich, doch dagegen konnte und wollte Amelie nichts unternehmen. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, wenn möglich sehr viel davon. Die nächsten Tage vergingen nur langsam und sehr schleppend. Rund um die Uhr saßen die beiden in der kleinen Höhle, ohne eine Chance auf Tageslicht. Zwar brachten Wachen immer wieder ein bisschen Essen vorbei, doch so wirklich freundlich waren sie natürlich nicht. Amelie begann
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