Schwingen des Vergessens
Der Trank hatte seine Wirkung wohl schon längst verloren, nur die Erinnerungen an ihr eigenes Begräbnis schwächten sie nun noch. Lanicels Abwehrung war aber trotzdem noch nicht verschwunden, diesmal war es sogar schwerer, sie noch zu durchbrechen.
„Du hast keine Chance“, brachte der Dämon hervor und starrte sie weiter mit hasserfüllten Augen an. Amelie blickte weg, schüttelte den Kopf, machte allerdings weiter. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, Scherben rasselten auf die beiden Kämpfer herunter. Die Kuppel war eingebrochen, das konnte nicht wahr sein. War das etwa Damians Werk oder etwa das von irgendwelchen Wachen? Beides war nicht gut. Allerdings der Herrscher selbst war keineswegs verwundert, oder erschrocken. Kaum war Amelie nicht bei der Sache, wehrte er ihren Angriff ab und drang in ihr Gedächtnis ein. Es klappte, nein, kurz wehrte sie es noch ab, doch es half alles nichts. Er war einfach zu stark. Sie fühlte bereits, wie der nächste Traum sie überkam, doch in diesem Moment ertönten laute Rufe. Dann ein erneutes Krachen und schon wurde ihr schwarz vor Augen.
Teil 3 ~*~ Verteidigung des Lebens
„Amelie? Wach auf. Schnell.“ Verwirrt schlug das Mädchen die Augen auf, schloss sie allerdings wieder. Wilde Schmerzen überkamen sie, ihr Kopf, ihr Bauch, ihr ganzer Körper. Erst ein paar Sekunden danach folgten die Erinnerungen an alles. An den Ka“mpf, an Lanicel, der zu Boden gesunken war, kurz bevor auch ihr schwarz vor Augen geworden war. Wer über ihr kniete, wusste sie noch nicht, denn vor ihren Augen war alles noch schwarz.
„Bin ich blind?“, schoss es ihr durch den Kopf, doch es konnte nicht sein. Verzweifelt versuchte sie erneut, irgendwas zu erkennen, doch so richtig klappte es immer noch nicht.
„Damian? Bist du Damian?“
„Ja, bin ich. Geht es dir gut?“
„Nein, nicht wirklich, überhaupt nicht. Was ist überhaupt passiert?“ Tausende Fragen drängten sich in ihrem Gedächtnis herum, alle warteten nur noch darauf, endlich ausgesprochen zu werden.
„Viel, aber du bist in Sicherheit. Zumindest vorläufig.“ Amelie wiederholte ihre Frage, das war keine Antwort. „Sehr viel, aber es ist nicht so wichtig, dass du alles wissen musst.“
„Natürlich muss ich alles wissen, da geht es ja um mich. Sag mir sofort, was passiert ist. Was ist mit Lanicel? Hab ich den Kampf gewonnen?“ Damian schüttelte mit einem Ausdruck von Enttäuschung im Gesicht den Kopf. Wut überkam sie, warum konnte er nicht einfach reden, machte es ihm etwa so Spaß, sie so lange auf die Folter zu spannen?“
„Du hast nicht gewonnen, aber auch nicht verloren. Denn sonst würdest du jetzt wahrscheinlich nicht mehr hier liegen.“ Erst jetzt sah Amelie um sich, wo sie war, wusste sie nicht, aber es musste natürlich noch Icasan sein.
„Was ist dann passiert?“
„Lass mich reden, wenn du es wirklich wissen willst.“ Sie nickte zögernd und versuchte, sich kurz aufzusetzen, doch ihre Kräfte hatten sie komplett verlassen. Außer Reden war alles unmöglich. „Du hattest einen Kampf mit Lanicel, das weißt du hoffentlich. Ich habe alles mitverfolgt. Vielleicht fragst du dich, wie das funktioniert hat, aber das ist ganz einfach zu erklären. Du weißt ja noch, dass ich dich kurz vor deiner Gefangennahme verzaubert habe, dieser Zauber hatte zwei Funktionen. Erstens sollte er dich gegen alle Tränke immun machen und zweitens konnte ich so mitverfolgen, was passiert. Ich wollte dich retten, falls es brenzlig werden würde. Natürlich konnte ich dir das davor nicht sagen, aber es ist ja alles gut gegangen. Halbwegs... Zumindest habe ich sofort einen weiteren Zauber auf die Kuppel abgeschossen, als ich gemerkt habe, was dort drinnen wirklich passiert, aber davor ist noch etwas anderes passiert. Ich war nicht die ganze Zeit bei dir, sie haben mich ebenfalls gefangen genommen, als sie gesehen haben, dass du wirklich die gefürchtete Amelie bist. Die Wachen kamen schnell dahinter, dass ich dein Komplize war, aber natürlich wussten sie nicht, warum wir so blöd waren und uns freiwillig Lanicel ausgeliefert haben. Auf jeden Fall haben sie mich gefangen genommen, vorerst zumindest. Meine Schauspielerfähigkeiten sind anscheinend noch besser, als ich je gedacht hätte... Ich habe ihnen vorgegaukelt, dass du einen Plan hast, nämlich, dass du einen ganz speziellen Zauber beherrschst, der Lanicel töten könnte. Vorerst haben sie es mir nicht geglaubt,
Weitere Kostenlose Bücher