Schwingen des Vergessens
ruhiger Ton nervte sie enorm.
„Hab ich jemals gesagt, dass ich etwas von dir will? Es gibt einen einzigen Grund, warum ich das getan hab“, widersprach er mit einem Hauch Trauer in der Stimme.
„Und der wäre?“
„Ich mach mir Sorgen um dich.“
„Darf ich fragen, warum?“
„Ich pass auf dich auf seit du 12 bist. Du solltest verstehen, dass ich eine seltsame Verbindung zu dir aufgebaut hab, die ich nicht aufgeben will.“ Verwundert hob Amelie die Augenbrauen und blickte auf die Wand neben ihr. Was war in Damian gefahren, dass er auf einmal so mit ihr redete? Ihrer Meinung nach hatte er schon genug Fehler gemacht, einer davon war, den Auftrag überhaupt anzunehmen. Daher konnte sie ihm nicht einfach so verzeihen, geschweige denn vertrauen.
„Wenn du dir solche Sorgen machst, lass mich besser in Ruhe. Ich bin besser ohne dich dran. Und genau. Ich kann genauso die Tür verwenden, um von hier zu verschwinden.“
„Das heißt, du willst wirklich gehen?“ Es klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage, trotzdem konnte das Mädchen kein Mitgefühl für ihn aufbringen.
„Genau und du wirst mich nie wieder sehen. Es tut mir kein bisschen leid. Wir könnten uns irgendwann wieder sehen, aber das bezweifle ich ehrlich gesagt.“ Damit öffnete Amelie die Nische, kroch seufzend daraus hervor und schlich langsam zur Tür.
„Wart kurz. Bist du dir ganz sicher? Du kannst diesen Schritt nie wieder rückgängig machen, das muss dir klar sein.“ Nickend wartete sie noch kurz und drehte sich langsam zu ihm um.
„Damian, Lanicel hat zu dir gesagt, du wohnst bei mir, um auf mich auf zu passen, aber das stimmt nicht. Er braucht jemanden, mit dem er mich unter Druck setzen kann. Das ist der einzige Grund, warum du hier bist. Er will, dass ich mich in dich verliebe, aber ich werde das nicht zulassen. Mach dir besser keine großen Hoffnungen.“ Mit einem Hauch von Enttäuschung ließ Damian die Wand herunter, verabschiedete sich jedoch nicht mehr.
3.7 ~*~ Erster Fluchtversuch
Ohne ein kleines bisschen schlechtes Gewissen verschwand Amelie und drückte sich zitternd an der Wand entlang. Ab sofort konnte sie nicht mehr einfach so herum gehen, denn jeder kannte sie mittlerweile. Trotz dem Blut, das in ihren Ohren wie ein reißender Fluss rauschte, konnte sie jeden einzelnen Atemzug hören. Mit pochenden Herzen bog sie um die Ecke und blickte nervös um sich. Einen Plan hatte sie nicht, nur das Gefühl, nicht länger tatenlos herum zu sitzen. Im Grunde genommen hatte sie vor, das Portal zu erreichen und von dort aus zurück auf die Erde zu kommen. Und dort dann ein normales Leben weiter zu führen. Wunschdenken... So wirklich glaubte nicht einmal sie selbst dran. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, sie griff nach der Fähigkeitenliste und fuhr mit dem Finger über die zahlreichen Wörter. Da war es! Unsichtbar machen. Mucksmäuschenstill schlich sie weiter, immer auf der Hut vor anderen Dämonen. Bei der nächsten Gelegenheit beschwor sie die Kraft in ihr drinnen und sah zufrieden zu, wie ihre Finger verblassten, um schließlich vollständig zu verschwinden. Voller neuem Mut entdeckte sie die Treppe, die nach Icasan führte, und rannte so leise wie möglich darauf zu. Zwar war Amelie sich sicher, dass es nicht lange dauern würde, bis jemand ihr Fehlen entdecken würde, doch trotzdem hatte sie keine Angst. Nur das Adrenalin, das stetig durch ihre Adern floss, trieb sie immer weiter durch die Gänge. Leise schnaufend bog Amelie erneut ab und stützte sich in die Knie. Auf einmal erschien ihr der Plan mehr als sinnlos, zumal er nicht einmal existierte. Es fühlte sich komisch an, einfach so drauf los zu rennen, ohne wirklich zu wissen wohin, denn auf der Erde hatte sie über jedes einzelne Detail ihres Lebens gründlicher als nötig nach gedacht. Hier hatte sie leider keine Möglichkeit dafür. Kopfschüttelnd lief sie durch schmale Seitenwege weiter. Dabei rückte die Tür nach Icasan wieder weiter weg, doch zumindest war es etwas sicherer als der direkte, wahnsinnige Weg. Schon wieder musste das Mädchen erschöpft anhalten, das Unsichtbar sein kostete sie mehr Kraft als sie gedacht hatte, viel mehr sogar. Unentschlossen lehnte sie sich gegen die Wand und blickte auf ihren Körper herab, der nicht zu sehen war.
„Wenn ich wieder sichtbar werde, entdecken sie mich sofort, das wäre viel zu auffällig, aber so schaffe ich es auch nicht. Da muss es eine andere Möglichkeit geben“,
Weitere Kostenlose Bücher