Schwingen des Vergessens
Helfer herbei. Dieser stellte sich hinter den Herrscher und holte ein Blatt Papier hervor.
„Amelie wird vorgeworfen 22 Dämonen entführt zu haben. Daraufhin setzte sie diese nach 'da draußen' aus. Wie sie das geschafft hat, ist noch unklar. Diese sind gestorben, die Leichen wurden bis jetzt noch nicht entdeckt, wird man wahrscheinlich auch niemals finden. Außerdem hat diese Verbrecherin allen die Magie abgezapft und hatte vor, Icasan zu beherrschen. Die Verurteilung lautet die Magieabzapfung. Wenn sie danach noch lebt, wird sie gefangen genommen“, beendete der Mann und trat zurück.
„Hat noch jemand was dagegen einzuwenden?“, fragte Lanicel in die Runde. Allgemeines Kopfschütteln. Zitternd stolperte Amelie weiter rückwärts. Sie glaubte es einfach nicht, Lanicel log. Und keiner in ganz Icasan schien es zu merken.
„Er lügt, glaubt mir doch, er lügt. Ich habe gar nichts getan, ich bin doch nur ein normales Mädchen“, schrie Amelie verzweifelt. Sie zitterte vor Angst und musste sich zügeln, denn sonst hätte sie sich wohl mit voller Wucht auf Lanicel geworfen. Komischerweise schien es so, als wollte er genau das. Plötzlich spürte Amelie ein seltsames Gefühl und sank langsam zu Boden. Lanicel grinste unberechenbar und bewegte seine Finger heimlich nach rechts woraufhin das Mädchen fast von der Kante fiel.
„Seht ihr? Ich bin nicht böse“, krächzte sie leise, doch es hörte niemand. Der Herrscher ließ Amelie aufstehen und herum stolpern, direkt auf ihn zu. Ein paar Dämonen wichen ängstlich vor der vermeintlichen Mörderin zurück, die anderen schauten wie gelähmt zu. Verzweifelt versuchte Amelie, sich wieder unter Kontrolle zu bringen, aber keine ihrer Kräfte half ihr. Kurz vor Lanicel wurde sie los gelassen und erschuf sofort eine unsichtbare Schicht um sie herum. Es war nicht wirklich ein Schutzschild, allerdings würde es den verrückten Mann wenigstens etwas Kraft Kosten, die Wand zu durchbrechen. Nachdem sie ihre Stimme endlich wieder gefunden hatte, schrie sie in die Menge: „Seht ihr das denn nicht? Er steuert mich nur. Ich würde nie aus eigener Kraft bis zur Kante rennen. Warum seht ihr das nicht?“ Sie verstand es nicht, nein, warum ignorierten die Menschen sie wie einen Sack Kartoffeln? Beinahe sah es so aus, als wären Säcke interessanter als ein Mädchen, das sterben würde. Mutlos sank Amelie in sich zusammen und starrte nur noch ihre Hand an, bis sie von unsichtbarer Kraft davon getragen wurde.
„Ihr werdet es nicht schaffen“, murmelte sie mit zittriger Stimme, als die Wachen sie in ihr Zimmer zurück warfen. Damian saß bereits in seiner Nische, die Füße entspannt von sich gestreckt. Anscheinend machte ihm ihr Wohlergehen doch nicht so viel aus, wie sie zuvor gedacht hatte.
„Das werden wir schon noch sehen“, grunzte ein Wächter herzlich und schlug die Tür hinter sich zu. Nun waren die zwei alleine, die Situationen könnten nicht unterschiedlicher sein und trotzdem war Amelie ihm einfach nicht böse. Ohne ein Wort verkroch sie sich in ihre eigene Nische, ließ die Wand allerdings nicht herunter da sie mit Damian reden wollte, was er wiederum leider nicht vorhatte.
Nach einigen Minuten ergriff das Mädchen dann doch selbst das Wort, sie war es leid, immer nur auf ihn zu warten.
„Damian? Bist du jetzt stolz auf dich? Du hast schließlich deine Aufgabe erfüllt und hast mein ganzes Leben zerstört. Das solltest du wissen!“ Er antwortete nicht, scharrte nur mit seinen Füßen am Boden umher.
„Nein, bin ich ehrlich gesagt nicht. Ich bin ganz und gar nicht stolz auf mich“, murmelte er gerade so laut, dass sie es halbwegs gut hören konnte. Trotzdem war es damit noch lange nicht getan, leider.
„Ich werde flüchten, du kannst mitkommen oder hier bleiben, aber halt mich nicht davon ab“, antwortete Amelie laut und deutlich. Antwort kam keine, nur ein leises zustimmendes Grummeln. Verwirrt ließ sie die Wand herunter und tastete nach dem unsichtbaren Knopf, doch er war verschwunden.
„Ich hab ihn entfernen lassen. Weil ich nicht will, dass du dich weiterhin in solche Gefahr begibst“, erklärte Damian, seine Stimme ertönte durch die Wand hindurch, als würde er direkt neben ihr sitzen. Was eigentlich auch stimmte, wäre da nicht eine Absperrung zwischen ihnen.
„Warum hast du das getan? Jetzt hab ich gar keine Chance irgendwann noch weiter zu leben. Was willst du von mir?“, rief sie aufgebracht, schon alleine sein
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