Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
Vom Netzwerk:
sofort.“
„Warum weiß keiner, wie wir aussehen? Die sehen uns doch alle“, murmelte Amelie verwirrt und folgte dem Dämon auf den Boden zurück, dort waren weniger Leute unterwegs, nicht einmal kleine Kinder hielten sich hier unten auf. Gut so.
„Sie wissen alle, wie wir aussehen, wir sind unsichtbar. Das ist mein Zauber, aber leider kann ich ihn nicht so lange wie du aufrechterhalten. Frag jetzt nicht, wir haben noch ein paar Minuten, nicht mehr aber hoffentlich nicht weniger“, seufzte er leise und strich sich ein paar schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht. Seine riesigen Augen wirkten wie die von den Mangas, die sie mit 13 Jahren verschlungen hatte, riesige Pupillen mit schwarzen Rändern. So ganz hatte Amelie ihn noch nie gemustert. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und setzte sich vor ihm in Bewegung, wie gesagt, Zeit würde später noch mehr als genug bleiben, solange sie niemand entdecken würde. Wortlos bog sie rechts ein und versuchte nebenbei, ihre eigene Unsichtbarkraft zu verwenden, doch leider hatte sie zuvor schon alles aufgebracht. Ihr blieb nur noch ihre Lebensenergie, von den Fähigkeiten gerade jetzt nichts mehr.
Lange Zeit später, in der die beiden nur ziellos herumirrten, erreichten sie eine kleine Höhle, die in die schwarze Wand gemeißelt war.
„Wo sind wir hier? Ich hab so etwas noch nie gesehen, sonst gibt es überall ja nur normale Häuser, ich meine, wie auf der Erde“, fragte Amelie leise und flatterte hinein, es war ein komisches Gefühl, denn genau so hatte sie sich die Hölle, also Icasan, vorgestellt.
„Es gibt verschiedene Abschnitte von Icasan, einer wurde nach dem Vorbild der Erde gebaut, dort wohnen die Leute, die sehr traurig darüber sind, wie es ihnen geht. Es gibt ihnen Sicherheit, auch wenn sie über die Erde nichts mehr wissen. Dann gibt es diesen Abschnitt, hier leben alle, die überhaupt keine Angst vor irgendwas haben und sich als Dämonen einfach nur wohl fühlen. Allerdings haben diese auch keine hohe Stellung, die Wichtigen wohnen weiter oben in Kuppeln, die du vielleicht sogar schon mal gesehen hast“, erklärte Damian, er klang schon viel ruhiger, auch wenn es noch lange nicht vorbei war.
„Nein, die hab ich nicht gesehen, werde ich auch wahrscheinlich nie. Aber das ist jetzt egal, was machen wir jetzt?“ Achselzuckend kletterte der Junge hinter ihr her und lehnte sich mit dem Kopf an die Wand. Die Höhlen waren unbequem und vor allem winzig, dass es auch in Icasan ärmere und reichere Leute gab, hatte Amelie nicht vermutet. Womöglich herrschten hier sogar dieselben Probleme wie auf der Erde.
„Wir warten, mehr bleibt uns nichts übrig.“ Das Mädchen nickte kurz und schloss die Augen, Zeit für Schlaf, den hatte sie ohnehin schon lange nicht mehr.
     
     

4.0 ~*~ Der Traum
    Erschrocken schlug Amelie die Augen auf, doch sie war nicht mehr dort, wo sie eingeschlafen war. Nein! Alles war ganz anders, so hell und düster zugleich. Verwirrt rappelte sie sich hoch und blickte umher. Damian mitsamt der Höhle und ihrer Menschengestalt waren verschwunden.
     „Was ist hier los?“, flüsterte sie leise, doch ihre Stimme ging in der unangenehmen Stille unter. Plötzlich trat ein zweiter Schatten hervor, er schälte sich regelrecht aus der Wand. Mit schnellem Schritt trat er auf das Mädchen zu, ein leerer Ausdruck in seinem faltigen Gesicht. Lange, weiße Haare fielen ihm wirr über die riesigen Augen. Mangaaugen.
     „Amelie, habe keine Angst, ich tu dir nichts, ich muss dir nur etwas erklären“, meinte die Person ruhig und hielt an. Wer war das? Und was wollte er von ihr? Ungläubig stolperte Amelie ein paar Schritte rückwärts, allerdings schien sie sich nicht wirklich zu entfernen. Das musste ein Traum sein! Na klar, sie träumte nur.
     „Wer bist du?“
     „Ich bin nichts mehr. Gar nichts mehr, ich weiß es nicht, aber es ist trotzdem wichtig, dass du das erfährst, was ich dir gleich sage. Sehr wichtig sogar. Kannst du mir zuhören?“ Der Mann ließ sich nieder und faltete seine Flügel wie eine Decke über seinen schmächtigen Körper. Das Mädchen nickte nervös, das war unmöglich. Solche Träume hatte sie normalerweise nicht, oder doch? Vielleicht konnte sie sich einfach nicht mehr daran erinnern. Der Traum mit dem Unfall hatte zum Beispiel ihr ganzes Leben verändert, der Tod ihrer Eltern hatte alles verändert. Oder besser gesagt ihr eigenes Sterben. War sie jetzt tot oder war es wirklich nur ein Traum? Der Dämon unterbrach ihre

Weitere Kostenlose Bücher