Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
Vom Netzwerk:
Gerede der Leute war Matthias nicht dein Mann, sondern dein Liebhaber, von dem du ein uneheliches Kind erwartest. Dass Peter dich geheiratet hat, damit aus dir eine ehrbare Frau wird und dein Kind nicht als Bastard aufwachsen muss, scheinst du in keiner Weise zu würdigen. Matthias war mein Bruder, und deshalb sind auch wir, seine Familie, in großer Trauer und müssen mit dem Schmerz zurechtkommen. Das scheint dich nicht zu kümmern.« Tränen der Wut blitzten in Anna Marias Augen auf. »Nein, Annabelle, erwarte kein Verständnis von mir, während mein Liebster im Gefängnis schmachtet und ich nicht weiß, ob ich ihn jemals wiedersehen werde«, schrie sie und rannte weinend aus der Küche.
    Annabelle blickte ihr erschrocken hinterher und schluckte schwer. Nachdenklich strich sie sich über den Bauch.
     
    Anna Maria half an diesem Mittag bei der Arbeit im Backhaus, und sie hoffte, dass die Zeit schneller verstreichen würde. Die
Kinder lenkten sie ab, und auch Lena verwickelte sie immer wieder in ein Gespräch. Obwohl Anna Marias Gedanken fast ausschließlich bei Veit waren, spürte sie, dass Lena ihr etwas anvertrauen wollte.
    »Was hast du?«, fragte sie die Magd direkt, die die Brotlaibe in die Öffnung des Backofens schob.
    »Was hältst du von Jacob Hauser?«, fragte Lena verlegen und blickte dabei scheu zu Hausers Sohn Florian, der ihre Frage nicht gehört hatte. Anna Maria schaute sie überrascht an und schmunzelte. »Hast du dich in Hauser verguckt?«
    Lena errötete und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Er ist anders als die Männer, die ich sonst kenne.«
    »Was heißt das?«
    Lenas Augen blitzten vor Freude auf. »Jacob bringt mich zum Lachen und weiß so vieles, was mir fremd ist. Wenn ich seine Stimme höre, schlägt mein Herz schneller.«
    »Das hört sich gut an«, sagte Anna Maria lächelnd.
    »Allerdings weiß ich nicht, ob es ihm genauso geht«, entgegnete die Magd zweifelnd. »Er hat mich nicht ein einziges Mal berührt.« Anna Maria konnte ihr Erstaunen kaum verbergen. Sie überlegte, als plötzlich leises Pferdeschnauben an ihr Ohr drang.
    Angestrengt lauschte sie, als sie es erneut vernehmen konnte. Von Anspannung getrieben legte sich Anna Maria das Schultertuch um den Kopf und verließ das Backhaus. So schnell es der Schnee unter ihren Füßen zuließ, lief sie den Weg seitlich am Haus vorbei zum Hof und sah gerade noch, wie das Hinterteil des Pferdes in der Scheune verschwand. Anna Maria wollte schon in den Stall laufen, als eine Hand sie festhielt.
    »Lass Gabriel erst das Pferd versorgen und ins Warme kommen«, sagte Hauser neben ihr.
    Anna Maria nickte und murmelte: »Ich werde ihm Würzwein wärmen.«

     
    Gabriels klamme Finger umschlossen den Becher mit dem heißen Getränk. Er konnte nicht verhindern, dass seine Finger zitterten. Seine Nase war rot und seine Lippen blau gefroren. Anna Maria hatte ihm eine wärmende Decke um die Schulter gelegt, was er ihr mit einem Lächeln dankte.
    Annabelle und Peter sowie Hauser, Jakob und Sarah saßen am Tisch, während Anna Maria unruhig hin und her ging. Sie hätte Gabriel gern mit Fragen bestürmt, doch Hausers Blick hielt sie davon ab.
    Lena stellte warme Fleischtaschen und Apfelkuchen auf den Tisch, doch niemand verspürte Hunger. Alle Augen waren gespannt auf Gabriel gerichtet.
    »Jetzt erzähl, Vater!«, nörgelte Annabelle. Und dieses Mal war Anna Maria ihr dankbar.
    Gabriel stellte den Becher auf die Tischplatte und blickte müde in die Runde. Dann wandte er sich an Anna Maria. »Ich würde dir gern andere Nachrichten überbringen, mein Kind, aber es steht nicht gut um Veit. Er ist in einem erbärmlichen Zustand.« Mit einfachen Worten beschrieb er Veits Lage und ließ nichts aus.
    Anna Maria presste ihre Hände fest gegen den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Sarah trat auf sie zu und legte tröstend den Arm um sie, doch Anna Maria schien das nicht zu merken. Mit schreckensweiten Augen blickte sie zu Gabriel, der sagte: »Ihr könnt Adam Fleischhauer dankbar sein, denn er hat bei Veit gute Arbeit geleistet. Die Wunden, die er ausgebrannt hat, sind weder vereitert noch entzündet, sondern haben sich mit einer Kruste verschlossen. Allerdings sorgt mich eine Wunde an Veits Oberschenkel, um die sich ein stark geröteter Kreis gebildet hat. Zum Glück, Anna Maria, hast du mir den Betäubungssaft mitgegeben. Ich habe Veit die Anzahl Tropfen verabreicht, die du mir genannt hast, sodass er in einen tiefen Schlaf fiel. Nur so war

Weitere Kostenlose Bücher