Schwur der Sünderin
Weinsberg eingefahren, in einem Mistwagen fährst du hinaus! , haben ihr die Untertanen hinterhergerufen.«
»Es heißt, du hättest dir mit dem Fett des getöteten Grafen deine Schuhe eingerieben«, warf Joß der Frau vor, hoffend, dass sie ihm eine ehrliche Antwort geben würde.
»So? Das erzählt man sich?«, antwortete Margarethe erstaunt und blieb ihm eine Antwort schuldig.
Joß Fritz blickte die Frau, die als Schwarze Hofmännin bekannt und gefürchtet war, bewundernd an. Wie viel Leid und Unterdrückung hatte sie in ihrem Leben ertragen müssen? »Was hat deine Seele so stark und zugleich so verwildert werden lassen? Warum ist dein Herz so von Hass erfüllt?«, flüsterte er.
Er wusste, dass sie ihm auch diese Antwort schuldig bleiben würde. Doch er zog sie zu sich und küsste sie leidenschaftlich.
Kapitel 23
Am frühen Morgen des nächsten Tages ritt Gabriel nach Katzweiler, um sich mit dem Mann zu treffen, der am Abend zuvor Veits Botschaft überbracht hatte. Der Fremde nannte sich Adam Fleischhauer, und nach etlichen Bechern Wein erzählte er seine Geschichte. Die Hofmeisters und ihre Freunde erfuhren, dass Fleischhauer vor Jahren ein angesehener Arzt in Kaiserslautern gewesen war und mit seiner kleinen Familie ein sorgenfreies Leben geführt hatte. Eines Tages jedoch bekamen seine Frau und sein Sohn eine schwere Lungenentzündung, gegen die selbst Fleischhauer machtlos war. Hilflos musste er mit ansehen, wie Ehefrau und Kind starben. »Kein Kraut war dagegen gewachsen«, hatte er in Mehlbach flüsternd beklagt.
In seiner Verbitterung über den Tod der beiden Lieben wurden Wein und Schnaps Adams beste Freunde und einziger Trost. Nach kurzer Zeit zitterten seine Hände, wenn er nicht
trank, und bald schon war er unfähig, seinen Beruf gewissenhaft auszuüben. Als eine Frau wegen seiner Trunkenheit beinahe im Kindbett gestorben wäre, gab er den Arztberuf in Kaiserslautern auf und zog sich nach Katzweiler zurück. Hier lebte er allein in dem leer stehenden Haus seiner verstorbenen Eltern und behandelte Menschen, die sich keinen Mediziner leisten konnten. Sie waren ihm dankbar für seine Hilfe, und er war ihnen dankbar, wenn sie ihn mit einem Krug Wein entlohnten.
Gabriel schüttelte es bei dem Gedanken, dass solch ein Trunkenbold Veits Wunden versorgt hatte, und er packte besonders wirkungsvolle Tinkturen und Salben ein. Auch hatte ihm Anna Maria die kleine Glasflasche überreicht, die ihr Vater ihr einst anvertraut hatte. »Es ist ein besonderes Gebräu aus einem fernen Land«, hatte sie Gabriel erklärt. »Zwölf Tropfen musst du mit Wasser verrühren und Veit zum Trinken geben. Das Gemisch schmeckt ekelhaft, aber er muss alles trinken. Denn nur dann wird er in einen tiefen Schlaf fallen, sodass du ihn behandeln kannst.«
Gabriel hatte an dem dunklen Gebräu gerochen und einen winzigen Tropfen gekostet. Angewidert verzog er das Gesicht, denn es war bitter wie Galle. »Opium«, hatte er nachdenklich geflüstert, war sich aber nicht sicher genug, um es laut auszusprechen.
»Ich hoffe, dass sich Veits Verletzungen nicht entzündet haben«, murmelte Gabriel und lenkte sein Pferd vorsichtig über eine geschlossene Schneedecke, unter der sich Eisschollen versteckten, auf denen es ausrutschen konnte. Nach einer Weile sah Gabriel die Häuser von Katzweiler vor sich und atmete erleichtert auf. Langsam durchquerte er den Ort und ritt zu dem Haus, das Adam Fleischhauer ihm beschrieben hatte.
Der Quacksalber, wie er im Ort genannt wurde, wartete bereits auf den Bader. Er stand am Fenster seiner Kate und blickte
den Weg entlang. Als sich die beiden Männer erkannten, nickten sie sich stumm zu. Es gab nichts mehr zu besprechen, was man nicht schon am Abend zuvor geklärt hatte. Gemeinsam gingen sie zu Fuß zu dem unscheinbaren Haus, das in Katzweiler als Rathaus diente und in dessen Verlies Veit einsaß. Gabriel hielt den Strick seines Pferdes verkrampft in den Händen, sodass das Tier ihm mit hängendem Kopf folgte.
Als er das Rathaus vor sich sah, musste Gabriel mehrmals schlucken. Auch Fleischhauer ließ der Anblick des Gebäudes nicht kalt. »Hoffen wir das Beste!«, murmelte er Gabriel zu.
Vorsichtig stiegen Fleischhauer und Gabriel die feuchte und rutschige Sandsteintreppe nach unten. Als der Kerkermeister beide Männer erblickte, wies er auf Gabriel und fragte Fleischhauer mürrisch: »Wer ist das? Du weißt, dass Ullein nur dich zu dem Gefangenen vorlassen will. Außerdem soll er in den
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