Schwur der Sünderin
Gefängnis und melden ihm die Festnahme der Gefangenen.«
Margarethe Renner wusste, dass es keinen Zweck hatte, sich weiter zu wehren. Stumm folgte sie den Bütteln ins Gefängnis.
Joß Fritz saß am Lagerfeuer und machte sich Gedanken über den nächsten Tag. Sollte es uns gelingen, Heilbronn einzunehmen, wären wir unserem Ziel einen großen Schritt näher gekommen, überlegte er und zog nachdenklich an seiner Pfeife.
Nach einer Weile blickte er besorgt um sich. Es war bereits später Abend, und Margarethe war noch nicht aus Heilbronn zurück. Sie wird ihren Spaß mit den Städterinnen bis zum Schluss auskosten, beruhigte er sich selbst und stellte sich vor, wie seine Geliebte unerkannt Schabernack mit den eingebildeten Frauen trieb. Schmunzelnd paffte er seine Pfeife, als Kilian auf ihn zueilte. Sofort ahnte Joß, dass etwas nicht stimmte.
Mit ernstem Gesichtsausdruck setzte sich Kilian zu ihm und flüsterte: »Margarethe wurde in Heilbronn verhaftet und ins Verlies gesteckt.«
Joß wusste nicht, ob seine Augen wegen des Qualms aus seiner Pfeife brannten oder wegen Kilians Nachricht. Er presste
sie fest zusammen, bis das Brennen nachließ. »Woher weißt du das?«, flüsterte er mit rauer Stimme.
»Einer deiner Getreuen hat es beobachtet. Es hat zuerst so ausgesehen, als ob sie Margarethe nur der Stadt verweisen wollten, doch plötzlich haben sie kehrtgemacht und sind mit ihr im Gefängnis verschwunden. Seitdem sind sie nicht wieder herausgekommen.«
Joß konnte keinen klaren Gedanken fassen. Immer wieder schüttelte er den Kopf. »Warum hat man sie festgenommen?«, fragte er.
»Wahrscheinlich wegen der Bluttat zu Weinsberg. Jeder weiß, dass die Schwarze Hofmännin auf Jäcklein Rohrbach großen Einfluss ausgeübt hat. Auch kennen wir die Gerüchte, dass sie dem Grafen Helfenstein den Bauch aufgeschlitzt haben soll und …«
Joß Fritz hob abwehrend die Hände. »Das ist Gerede, das Margarethe nicht bestätigt hat.«
»Das ist wohl wahr, aber sie hat es auch nicht geleugnet«, erwiderte Kilian und blickte seinen Freund ernst an.
»Verdammt«, flüsterte Joß, »das ist ein ungeeigneter Augenblick. Was soll ich den Männern sagen, wenn sie fragen, wo sie ist?«
»Es scheint dir wenig auszumachen, dass diese Frau im Gefängnis sitzt«, stellte Kilian erstaunt fest.
Joß blickte gleichgültig und sagte: »Ich kann nicht verhehlen, dass sie mir die Zeit versüßt hat. Sie ist wahrlich ein Prachtweib. Doch sie ist selbst schuld, dass es so gekommen ist. Ihre Verhaftung wäre zu vermeiden gewesen, denn allein ihre Gier nach Rache hat sie dorthin gebracht. Ich kann der Schwarzen Hofmännin nicht helfen. Sie muss sich selbst helfen. Uns stellt sich aber ein Problem, für das ich rasch eine Lösung finden muss.«
Kilian ahnte, was Joß meinte, und sprach es laut aus: »Wenn bekannt wird, dass Margarethe Renner sich selbst nicht beschützen
kann, werden die Männer ihre eigene Unbesiegbarkeit anzweifeln.«
Joß Fritz nickte mit ernstem Blick. »Sie werden unsicher werden und mir nicht mehr vertrauen.«
Kilian überlegte nicht lange, sondern schlug mit einem hinterhältigen Grinsen vor: »Es ist bekannt, dass die Schwarze Hofmännin zwar auf der Seite der Bauern steht, aber niemals für sie kämpfen würde, und deshalb dürfte dir eine Ausrede leichtfallen.«
Fragend blickte Joß Fritz seinen Kampfgefährten an.
»Sag, dass die Schwarze Hofmännin aus Aberglauben den Aufstand aus der Ferne beobachten wird.«
Doch Joß Fritz konnte nicht verhindern, dass sich die schlechte Nachricht wie ein Lauffeuer im Lager verbreitete. Schon bald wussten seine Anhänger, dass die Schwarze Hofmännin verhaftet worden war und im Kerker saß. Viele blickten sich ratlos an, und für kurze Zeit legte sich Stille über das Lager, die schließlich durch Gemurmel abgelöst wurde, das langsam anschwoll.
»Was sollen wir machen?«, fragte einige Bauern, während andere wie gelähmt dasaßen. Rasch taten sich die Männer hervor, die Joß Fritz und seine Vertrauten in den vergangenen Tagen besonders beobachtet hatten. Es waren jene, die strenger Führung bedurften, damit Unruhe im Lager verhindert wurde. Diese Burschen nutzten nun die Verwirrung, in der die Anhängerschar ohne Orientierung schien, um ihre Belange kundzutun. Die Verhaftung der Schwarzen Hofmännin war ihnen einerlei.
Joß Fritz und Kilian beobachteten heimlich das Dutzend Männer, das abseitsstand und sich beratschlagte. Ohne zu ihnen hinüberzublicken,
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