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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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sagte Joß zu seinem Gefährten, während er sich ein Stück Speck abschnitt: »Der, dem das rechte Ohr fehlt, scheint ihr Rädelsführer zu sein. Sie scharen immer mehr Männer um sich. Ich befürchte, dass sie schon bald hier vortreten werden. Geh und warne unsere Leute.«

    Kilian tat, als ob er sich seinen Becher auffüllen wollte, und ging hinüber zum Lagerrand, wo ein Fuhrwerk mit Weinfässern stand. Einer seiner Männer gesellte sich zu ihm und füllte sich ebenfalls seinen Krug. Kilian gab ihm leise Anweisungen und ging anschließend zurück zu Joß, dem er unmerklich zunickte.
    Zufrieden schob sich Fritz ein Stück Speck in den Mund. »Sie hetzen gegen uns. Ich kann es an ihren Gesten erkennen«, nuschelte er zwischen zwei Bissen und ließ die Störenfriede nicht aus den Augen.
    »Wir haben Glück«, murmelte Kilian und legte einige Holzscheite auf das fast abgebrannte Feuer. »Nicht alle Männer, die sie ansprechen, lassen sich von ihnen beeinflussen. Sieh nach rechts, dort gibt es gleich eine Schlägerei.«
    Neugierig blickte Joß in die Richtung, in die Kilian gezeigt hatte. Tatsächlich stritten sich dort einige junge Bauern mit den Aufrührern und drohten ihnen mit den Fäusten.
    Es dauerte nicht lange, und die mittlerweile dreißig Kopf starke Meute marschierte auf die Seite des Lagers, wo Joß und Kilian am Lagerfeuer saßen.
    Unbemerkt ließen beide ihre Blicke über die Köpfe der Männer schweifen. Als sie ihre Vertrauten in der Nähe entdeckten, atmeten sie erleichtert aus. Entspannt schauten sie der Horde entgegen, denn ihre Gefolgsleute würden ihnen sofort zu Hilfe eilen, sollte sich die Lage zuspitzen.
    Joß Fritz schnitt sich eine weitere Speckscheibe ab. Ohne die aufmarschierenden Männer aus den Augen zu lassen, rieb er das Messer am Beinkleid sauber und steckte es zurück in die Lederscheide am Gürtel. Bevor er sich das geräucherte Fett in den Mund steckte, fragte er mit scharfem Blick: »Was wollt ihr?«
    Der Mann, dessen Ohr fehlte, schaute um sich und dröhnte mit lauter Stimme: »Was gedenkst du zu tun, jetzt, da dein Liebchen im Gefängnis sitzt?«
    Joß ging auf die Anspielung nicht ein, sondern kaute genüsslich
den Speck. »Wir werden morgen gegen Heilbronn ziehen, so wie wir es geplant haben.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«, brüllte der Mann, und seine Spießgesellen gaben ihm lautstark Recht. »Lasst uns weiterziehen und Klöster ausrauben, anstatt in Heilbronn einzufallen.«
    Joß Fritz erhob sich von seinem Platz. Er überragte die meisten um Kopfeslänge, was ihm Achtung einbrachte. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, sah er sich jeden Einzelnen, der sich auf die Seite des Herausforderers gestellt hatte, mit scharfen Blicken an.
    »Wir haben der Schwarzen Hofmännin geschworen, dass wir Heilbronn dem Erdboden gleichmachen. Nur deshalb hat sie uns gesegnet«, entgegnete Joß und blickte den Einohrigen herausfordernd an.
    »Pah«, brüllte der Mann abfällig. »Der Unverwundbar-Segen dieser Hexe ist nicht die Spucke wert, mit der er gesprochen wurde.«
    »Sie konnte sich selbst nicht retten und schmachtet nun im tiefen Verlies, in dem ihr eigener Mann schon gesessen hat«, rief ein anderer, und viele stimmten ein.
    »Wir werden gegen Heilbronn ziehen und Rache für all die toten Seelen üben, die im Kampf für die Gerechtigkeit ihr Leben gelassen haben«, entschied Joß, doch kaum einer jubelte ihm zu.
    »Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn die Schwarze Hofmännin nicht an unserer Seite ist. Es scheint, dass Gott sie verlassen hat. Was ist, wenn Gott auch von uns nichts mehr wissen will?«, fragte ein Bauer und blickte Joß verdrossen an. Zustimmendes Gemurmel war zu hören.
    »Wie ich sehe«, sagte Joß zu dem Rädelsführer, »hast du Männer um dich geschart, die sich leicht lenken und bewegen lassen.«

    »Was willst du damit sagen?«, nörgelte einer der abtrünnigen Bauern und blickte Joß herausfordernd an. Fritz stellte sich breitbeinig vor dem Mann auf, klemmte seinen Daumen in den Gürtel und schaute mitleidig auf ihn herab.
    Plötzlich wurde es unruhig im restlichen Lager. Die dicht gedrängten Männer traten zur Seite, sodass ein Durchgang entstand. Es waren Kilians Späher, die aufgeregt angelaufen kamen. Außer Atem blieben sie vor Kilian stehen und flüsterten ihm etwas zu. Aschfahl trat er vor Joß und gab ihm die Botschaft weiter. Auch Joß wich die Farbe aus dem Gesicht.
    »Damit habe ich nicht gerechnet«, flüsterte er und wandte sich seinen

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