Schwur der Sünderin
Kopf des Gefangenen. »Hier, du Ungeheuer,
trink«, murmelte er und kippte ihm Wasser über den Mund. Veit öffnete die Lippen einen winzigen Spalt, sodass der Mann das nicht erkennen konnte. Als er jedoch das schmutzige Wasser schmeckte, verschloss er fest seinen Mund. Wenig später, als Schritte auf der Treppe zu hören waren, ließ der Wärter Veits Kopf los, verließ die Zelle und schloss die Tür ab.
Veit hoffte inständig, dass es nicht Ullein war. Er atmete erleichtert aus, als er eine fremde Stimme hörte.
»Wie geht es dem Gefangenen?«, fragte Adam Fleischhauer und hielt eine Kerze an die brennende Fackel, um sie daran zu entzünden. Anschließend steckte er das Licht in den Halter, der auf einem Schemel stand.
»Bin ich der Quacksalber oder du?«, fragte der Wärter.
Fleischhauer ging nicht darauf ein, sondern wies ihn an, die Zellentür aufzuschließen.
»Hast du ihm zu trinken gegeben?«, wollte er wissen.
Der Wärter nickte. Fleischhauer kniete sich nieder und stellte den Leuchter neben Veits Kopf, um ihn zu untersuchen. Dabei bemerkte er, dass der Gefangene am Oberkörper nass war.
»Du solltest darauf achten, dass er das Wasser hinunterschluckt und es nicht seitlich wieder herausläuft.«
»Pass lieber auf, dass dich der Gefangene nicht beißt, wenn du dich über ihn beugst!«, schimpfte der Kerkermeister.
Fleischhauer erhob sich und fragte: »Warum sollte der Mann mich beißen wollen?«
Der Wärter blickte ihn mürrisch an, beantwortete seine Frage aber nicht, sondern verließ wortlos das Verlies.
Als Fleischhauer hörte, wie die Tür am Ende der Treppe ins Schloss fiel, kniete er sich erneut neben Veit nieder. »Ich weiß, dass du bei Bewusstsein bist«, flüsterte er.
»Woher weißt du das?«
»Ich kann es an deinen flackernden Augenlidern erkennen. Geht es dir besser?«
»Mein Verstand ist klar, und die Schmerzen sind erträglich geworden. Wer bist du?«
»Mein Name lautet Adam Fleischhauer, und ich bin Arzt. Besser gesagt, ich war Arzt. Kannst du dich daran erinnern, dass ich vor zwei Tagen mit einem Mann hier war?«
Veit schüttelte den Kopf, sodass Fleischhauer besorgt Veits Lider anhob. »Das Licht ist zu spärlich, als dass ich etwas erkennen könnte«, murmelte er und blickte Veit nachdenklich an. »Sein Name ist Gabriel. Kennst du ihn?«, fragte der Arzt.
Veit nickte sofort und krächzte: »Gabriel war hier?«
»Bewahre Ruhe!«, ermahnte ihn der Arzt. »Niemand darf wissen, dass du ihn kennst. Ich habe den Bader als meinen Vetter ausgegeben, da er dich sonst nicht hätte behandeln dürfen.«
»Wie bist du auf Gabriel gestoßen? Kennst du ihn?«
Fleischhauer schüttelte den Kopf. »Du selbst hast mich zu deiner Familie geschickt.«
Ungläubig blickte Veit den Mann an und versuchte, sich auf seine Ellenbogen zu stützen. »Du warst bei den Hofmeisters?«
Fleischhauer erzählte Veit, dass er den Hofmeisters berichtet hatte, der Gefangene werde im Katzweiler-Verlies schwer verwundet festgehalten.
»Dann weiß Anna Maria, dass ich hier liege?«, keuchte Veit.
Fleischhauer nickte.
»Sie sind in Sorge um dich und wollen dir helfen.«
»Wie wollen sie das anstellen? Der Tod ist mir gewiss«, jammerte Veit leise.
»Warum erwartet dich der Henker?«
»Es ist besser, wenn du das nicht weißt«, sagte Veit zögerlich.
Adam Fleischhauer betrachtete den Gefangenen. »Erzähl mir deine Geschichte. Ich fühle mich besser, wenn ich weiß, mit wem ich es zu tun habe.«
Veit atmete heftig ein und aus und berichtete in wenigen Sätzen, was sich ereignet hatte. Fleischhauer tat, als ob ihn die
Werwolf-Anklage nicht bekümmerte, und schmierte ungerührt Veits Wunden mit der Paste ein, die der Bader zurückgelassen hatte.
»Du scheinst keine Angst vor mir zu haben, jetzt, da du meine Geschichte kennst.«
»Ich fürchte den Tod nicht. Er nahm mir bereits das Wichtigste in meinem Leben, und wenn er will, soll er auch mich holen. Ich bin bereit zu gehen.«
»Ich danke dir für deine Fürsorge«, sagte Veit und legte sich erschöpft zurück.
»Das musst du nicht, denn deine Familie hat mich bezahlt, damit ich mich um dich kümmere.«
»Wie geht es meiner Liebsten Anna Maria?«, fragte Veit und hielt die Lider geschlossen, da er Tränen dahinter spürte.
»Sie ist eine tapfere Frau und wird sicherlich einen Weg finden, dir zu helfen«, sagte Fleischhauer ernst.
»Niemand wird mich aus diesem Loch befreien können. Ullein will meinen Tod, obwohl mir nicht klar ist, warum. Wenn ich
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