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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Wehrlosen vergriffen, dich an ihrem Leid ergötzt, aber selbst nie etwas erreicht. Jeder wusste es und hat dich gemieden.« Johann stieß Ullein angewidert von sich. »Du bist ein Nichts, Ullein, und du wirst als ein Nichts sterben!«
    Johann wischte sich die Hände an seiner Hose ab, als ob er in Unrat gegriffen hätte, dann saß er auf, spuckte Ullein vor die Füße und ritt davon.
    Ullein stand da und schaute Johann wie gelähmt hinterher. Als er aus seiner Starre erwachte, schrie er: »Dein Bruder soll im Kerker verrecken und du mit ihm!«
    Dann drehte er sich um, als er seinen Vater erblickte. Der alte Förster stand, gestützt von seiner Tochter Agnes, im Hauseingang und blickte seinem Sohn entgegen. Obwohl der Alte schon seit einiger Zeit nicht mehr klar sprechen konnte, brachte er ein einziges Wort deutlich über die Lippen.
    »Versager«, nuschelte er und wandte sich von seinem Sohn ab.
    Ullein stand da und schloss die Augen. Alles vorbei, dachte er und wusste, dass er mal wieder verloren hatte.

Kapitel 35
    Peter und Hauser gingen mit festen Schritten auf den Wachmann zu, der ihnen gelangweilt entgegenblickte.
    »Was sucht ihr so spät hier?«
    »Ich soll dich ablösen«, grinste Peter frech.
    »Wer sagt das?«, fragte der Büttel gähnend.
    »Er«, antwortete Peter und wies auf Hauser.
    Als der Mann zu Hauser aufschaute, sah er dessen Faust auf sich zukommen, die ihn unvermittelt mitten auf die Brust traf. Geräuschlos sackte der Wachmann zusammen. Hauser fing ihn auf und zerrte ihn in das Gebäude, wo er ihn in einem leeren Raum auf den Boden legte. Peter zog dem Bewusstlosen hastig die Kleidung aus und streifte sie über seine. Gekleidet wie ein Büttel ging Peter hinaus und übernahm die Rolle des Wachmannes. Hauser folgte ihm und stieß einen schwachen Pfiff aus. Sogleich eilten Joß und Johann herbei.
    »Das läuft besser, als ich vermutet habe«, sagte Joß und schlug seinem Sohn anerkennend auf die Schulter. Dann betraten er und Johann das Gebäude und folgten Hauser, der sie durch die Gänge lotste. Vor der schweren Holztür mit den wuchtigen Eisennieten blieb Hauser stehen und atmete mehrmals ein und aus. Er schaute die beiden Männer mit unheilvollem Blick an.
    »Bringen wir es hinter uns!«, flüsterte Joß und öffnete die Tür. Als Hauser der Gestank in die Nase stieg, wandte er kurz das Gesicht ab und stieg dann mit den anderen die Treppe hinunter.
     
    Der Kerkermeister erwartete die drei Männer mit Ungeduld. »Da seid ihr endlich«, brummte er gereizt und musterte Joß und Johann aus der Nähe. »Ich kenne euch nicht«, erklärte er und forderte: »Ich hoffe, dass ihr das Versprechen eures Freundes einlöst und ich mitkommen kann.«

    Joß nickte, und Hauser erklärte: »Wir bringen dich zur Rauscher-Mühle, wo du willkommen sein wirst und dich niemand suchen wird.«
    Mit der Antwort zufrieden, schloss der Alte die Zellentür auf, sodass die Männer eintreten konnten.
    Johann ließ sich sofort neben Veit nieder und flüsterte erregt: »Was haben sie dir angetan?« Dann schimpfte er: »Ich wusste, dass diese verfluchten Wölfe dir Unglück bringen würden.«
    »Ist er aufgewacht?«, fragte Hauser.
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Manchmal höre ich ihn stöhnen.«
    »Ich brauche einen Becher mit Wasser«, sagte Joß zu ihm und blickte auf Veit herab.
    Der Alte stutzte bei dem Befehl und schien zu überlegen. Doch dann schlurfte er hinaus.
    »Auch wenn er ohne Bewusstsein ist, werde ich ihm die Tropfen geben«, sagte Joß leise und kniete sich auf die andere Seite.
    »Glaubst du, dass er überleben wird?«, fragte Johann und kämpfte mit seinen Gefühlen.
    Joß zuckte mit den Schultern. »Ich bin kein Arzt. Vielen meiner Männer erging es ebenso, und nur wenige haben überlebt. Seine Beine sind gebrochen, die Hände zerquetscht. Sieh dir seinen Körper an. Sie haben ganze Arbeit geleistet.«
    Als der Kerkerwärter zurückkam, erhob sich Joß, um den Becher zu nehmen. Der Alte hielt ihm das Gefäß mit zittrigen Händen entgegen.
    Joß blickte auf und sah die weit aufgerissenen Augen des Mannes. »Was hast du?«
    »Ich kenne dich«, wisperte der Mann.
    »Woher willst du mich kennen?«, fragte Joß und schaute zu Hauser, der bereits seine Hand am Messer hatte.
    »Es war im Jahr 1513. Damals sollte an der Bienger Kirchweih ein neuer Bundschuh-Aufstand stattfinden. Kurz zuvor versammelten
sich in einem Tal tausende von Aufständischen, um Joß Fritz zu lauschen, der uns Mut zusprechen wollte.«

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