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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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vermisst.«
    Wieder nickte Susanna und wurde blass. »Hast du ihn gesehen?« , wisperte sie.
    »Wer ist da?«, rief ihre Mutter. Susanna blickte den Mann an, der fast unmerklich den Kopf schüttelte und sie hinauswinkte.
    »Es ist ein Fremder, der nach dem Weg fragt. Ich gehe vor die Tür, um ihm die Richtung zu weisen«, log Susanna und folgte dem Mann nach draußen.
    »Warum tust du so geheimnisvoll?«, fragte sie und spürte Unbehagen in sich hochsteigen.
    »Ich glaube, dass ich die Leiche deines Vaters im Wald gefunden habe.«
    Susannas Augen weiteten sich. »Du kennst ihn nicht. Woher willst du wissen, dass es mein Vater ist?«, fragte sie bestürzt.
    »Da hast du recht. Aber ich habe mich umgehört. Wird noch ein anderer vermisst?«
    Susanna schüttelte den Kopf.

    »Ich kann dir den Leichnam zeigen.«
    Susanna schluckte bei der Vorstellung, ihren toten Vater sehen zu müssen. »Wo liegt er?«
    »Im Wald bei einem Steinbruch.«
    »Was hast du so tief im Wald zu suchen?«, fragte sie misstrauisch.
    »Ich bin fremd in dieser Gegend und habe mich im Regen verirrt. Dabei kam ich zum Steinbruch, wo ich den Toten fand.«
    Susanna blickte den Fremden argwöhnisch an.
    »Warum erzählst du mir das und gehst nicht zum Schultheiß?«
    »Ich wollte es euch sagen, bevor es die Runde macht«, sagte der Mann und blickte sich vorsichtig nach allen Seiten um.
    Der Fremde ängstigte Susanna. Sie hatte bereits die Türklinke in der Hand, um ins Haus zurückzugehen, als er sagte: »Dein Vater wurde umgebracht.«
    Susanna schnappte laut nach Luft. »Woher willst du das wissen? Vielleicht ist er betrunken gestürzt und erfroren«, wisperte die junge Frau.
    »Dass man beim Sturz den Kopf verliert, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen«, sagte der Mann und blickte Susanna fest in die Augen. Als sie das hörte, musste sie sich an der Klinke festhalten, da ihre Beine nachgaben.
    »Den Kopf verlieren?«, flüsterte sie, und der Fremde nickte.
    »Jemand muss ihn geköpft haben!«
    »Ullein!«, flüsterte Susanna, und ihr ängstlicher Gesichtsausdruck veränderte sich und wurde hart.
    »Ullein?«, fragte der Fremde.
    Susanna nickte und flüsterte erneut: »Als mein Vater verschwand, beschuldigte uns Ullein, dass wir wüssten, wo er wäre. Aber ich wusste es nicht, und da drohte er, dass er meinem Vater den Kopf abschlagen würde, wenn er ihn fände.«
    »Glaubst du, dass dieser Ullein dazu fähig wäre?«, fragte der Mann nachdenklich.

    »O ja!«, wisperte Susanna. »Dieser Mensch ist zu allem fähig!«
    »Dann komm, ich werde dir die Stelle zeigen, damit du es dem Schultheiß sagen kannst.«
     
    Nachdem Johann die weinende Susanna zurück nach Katzweiler gebracht hatte, damit sie den Amtmann über den Mord an ihrem Vater in Kenntnis setzen konnte, ritt er fast vergnügt zum Haus des Försters.
    Mittlerweile war es später Nachmittag, und die Dämmerung setzte ein. Der leichte Wind hatte die dichten Regenwolken vom Morgen vertrieben, sodass nur noch zarte Dunstfetzen am Himmel hingen.
    Johann saß von seinem Pferd ab und ging zur Tür, die im gleichen Augenblick geöffnet wurde.
    Ullein blickte Johann entgeistert an.
    »Ich grüße dich, Ullein!«, sagte Johann und deutete eine Verbeugung an. Als er aufblickte und Ulleins Angst erkannte, stieg seine Laune.
    »Was willst du?«, stammelte Ullein.
    »Du musst keine Furcht haben«, versicherte ihm Johann. »Du kennst mich. An Abschaum habe ich mir noch nie die Hände schmutzig gemacht«, erklärte er.
    Ullein wollte Johann die Tür vor der Nase zuschlagen, doch Johann packte ihn am Kragen und zerrte ihn hinaus.
    »Warum hast du dich an meinem Bruder vergriffen?«, fragte Johann und zog ihn dicht an sich heran.
    Ulleins aufgerissene Augen zeigten seine Angst, und das gefiel Johann.
    »Lass mich los!«, schrie Ullein mit hoher Stimme und versuchte sich loszureißen, doch Johann war stärker. Er schleuderte seinen ehemaligen Kameraden hin und her und schrie:
    »Ich will wissen, warum du Veit das angetan hast!«

    Ulleins Gesicht verzerrte sich zu einer hässlichen Fratze. »Anstatt dich habe ich ihn bekommen«, lachte er wie irr. »Du hast ihm das Schwert von Sickingens gegeben. Das Schwert, das ich haben wollte.«
    »Veit hat es mir gestohlen, du Wahnsinniger. Warum hätte Franz von Sickingen dir sein Schwert vererben sollen?«, brüllte Johann. »Du bist ein Versager, ein Niemand, ein Angsthase! Das hat Franz gewusst und dich deshalb nicht beachtet. Du hast dich stets an

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