Schwur des Blutes
Yards, siehst du sie auch nur
ein Mal anzüglich an, werde ich dich augenblicklich in der Luft in winzige Stücke zerfetzen.“
„Nyl!“
„Schnauze, Jonas. Haben wir uns verstanden, Halbblut?“
Er musste Amy meinen. Ny’lane witterte Amys Blut in seinem Kreislauf. Ach du Heilige Jungfrau. Timothy wollte nicken,
aber sein Kopf rührte sich nicht. „Ja“, quetschte er durch die zusammengepressten Kiefer. Nyl drohte ihm mit der Faust, entließ ihn dann aber aus der Zwangslage und donnerte ihn auf den Terrassenboden. Der Schmerz in seinen Gliedern verging, er spürte, wie sein Körper sich rasch regenerierte … doch anderes war unheilbar zerbrochen. Etwas, das eigentlich nie hätte da sein sollen, wie er sich eben bereits eingestanden hatte. Sie hegten keinerlei Freundschaft und würden es niemals tun – tun dürfen. Er setzte sich auf. Ein Knurren ließ ihn den schwarz-silbrigen Ledermantel hinaufblicken.
„Jetzt reicht’s, Nyl“, blaffte Jonas. „Verpiss dich mal ne W…“
„Er ist nicht der, für den du ihn hältst, Jonas.“
Kein Wunder, dass sich jeder vor dem ‚Silver Angel‘ in Acht nahm. Der Name ‚Black Devil‘ wäre passender. Was meinte
der Kerl bloß? Wusste er mehr über seine Vergangenheit als er selbst? „Hey, ich …“
„Fresse, Bastard.“
Jonas stellte sich zwischen ihn und Ny’lane, der näher kam. „Nyl, er kann’s sicher erklären. Er ist kein Tribor.“ Ny’lane fauchte. „Seit wann gehörst du zu den Guten, Jonas?“ Er blickte Jonas auf eigenartige Weise an. Seine Augen funkelten. „Spar’s dir. Ich weiß schon alles.“
„Ich versiegelte Amys lebensbedrohliche Verletzung“, sagte Timothy ruhig.
„Und gierst danach, es wieder und wieder zu tun. Ich sehe es dir an“, flüsterte Ny’lane giftig und tippte ihm gegen die Stirn. Konnte das Vollblut etwa Gedanken lesen? Er hatte mal ein Gerücht darüber vernommen … „Nein, werde ich nicht.“ „Was regst du dich so auf? Es war nur Amy …“ Jonas stolperte über seinen eigenen Satz.
Timothy hielt sich mit seinen Überlegungen lieber zurück. Man wusste ja nie.
„Hast du was mit ihr?“, hakte Jonas nach.
Ny’lane spuckte aus. Blut. Timothy verkniff sich ein Grinsen. Seine Faust hatte auch getroffen.
Da Ny’lane nichts sagte, wandte sich Jonas an ihn. „Amy Evans ist Weiße, also nicht Nyls Geschmack.“ Jonas hatte anscheinend das Bedürfnis ihn aufzuklären, weil sein Kumpel ihn derart in die Mangel genommen hatte.
Timothy nickte. Im Endeffekt war es ihm scheißegal, was Nyl tat, aber der Angriff auf ihn hatte ihn in seiner Idee bestärkt. Jonas bot ihm die Hand an und zog ihn auf die Beine. Sein Knie schmerzte höllisch.
„Du schuldest Timothy eine Entschuldigung.“
„Ich schulde ihm einen Genickbruch, sonst nichts“, knurrte Nyl und drehte die kaputte Sonnenbrille zwischen den Fingern, tastete über die Bruchstellen.
Timothy überlegte kurz, doch dann sprach er aus, was er dachte. Er würde die Gegend sowieso für immer verlassen.
„Meinst du, deine Brille verbirgt dein Geheimnis?“
„Ist es nicht offensichtlich, dass ich sie brauche, damit dein Anblick mich nicht zum Kotzen bringt?“ Gut gekontert, das musste er dem ‚Silver Angel‘ lassen. Dass er so ruhig blieb, bestätigte ihn in der Annahme, dass er mit
seiner Vermutung richtig lag. Er kramte in seiner Hosentasche und warf drei Tabletten ein. „Was wolltet ihr auf meinem
Grund und Boden? Außer mir eine Massage zu verpassen.“
Jonas erklärte ihm, dass Josephine sich Sorgen um ihn machte, weil sie ihn nicht erreichen konnte. „Ich hab’s ebenso versucht“, setzte er nach.
Es berührte ihn nicht. Timothy hatte gewusst, dass es dazu kommen würde. Obwohl er gehofft hatte, dass er es dann nicht
erfuhr. Er deutete ins Innere des Hauses ins Wohnzimmer. Zwischen den Scherben, dem zerstörten Porzellan und den zersplitterten Möbeln lag das rundgeformte Handy. „Es starb in meinen Armen.“
Jonas strich sich das kinnlange schwarze Haar zurück, während er ihn musterte. „Melde dich bei Jose. Sie soll eine schöne
Hochzeitsreise haben.“
Ja, das wünschte er sich allerdings auch. Aus diesem Grund nickte er. Es war schon unendlich großzügig, dass Jonas die garantiert teure Reise organisiert und spendiert hatte. „Jonas, ich werde eine Weile unterwegs sein …“ Mann! Allein die Mimik
seines Schwagers ließ die Sätze in seinem Halse stocken. Doch nichts würde ihn umstimmen. Er wusste mehr denn je, dass er
diejenigen schützen
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