Schwur fuer die Ewigkeit
ihrer Mutter helfen; sie wollte nicht über sich und Shane sprechen, aber sobald die Tür zu war, kam ihre Mutter natürlich wieder auf das Thema zurück. Wenigstens war ihr Vater nicht mit im Zimmer. Gott, das wäre fatal gewesen.
»Liebes.« Claire zog gerade einen Koffer unter dem Bett ihrer Eltern hervor und hielt kurz inne, warf einen einzigen Blick auf den Gesichtsausdruck ihrer Mutter und machte weiter. »Liebes, ich möchte wirklich nicht, dass du dich mit diesem Jungen – diesem Mann - herumtreibst. Und es schickt sich nicht, dass du in diesem Haus mit ihm zusammenwohnst. Ich kann das nicht erlauben.«
»Mom, kannst du dich jetzt bitte darauf konzentrieren, dich heute nicht umbringen zu lassen? Ich verspreche dir auch, dass du mir morgen deine ›Ich-bin-so-enttäuscht-von-dir‹-Rede halten kannst, und von da an jeden Tag, wenn du jetzt einfach nur packst!«
Ihre Mutter öffnete eine Schublade der Kommode am Fenster, schnappte sich wahllos ein paar Hände voll Dinge und warf sie in den offenen Koffer. Nicht normal. Im Vergleich zu Mom arbeitete jede Kleiderverkäuferin schlampig, was das Zusammenlegen von Klamotten anging. Sie ging weiter zur nächsten Schublade, dann zur übernächsten. Claire bemühte sich, Ordnung ins Chaos zu bringen.
»Sag mir nur eins«, sagte ihre Mutter, während sie einen Armvoll Kleider aus dem Schrank auf das Bett fallen ließ. »Verhütet ihr?«
Oh Gott , Claire wollte dieses Blümchen-und-Bienchen-Gespräch Nummer zwei nicht mit ihrer Mutter führen. Nicht jetzt. Eigentlich überhaupt nicht, wenn sie ehrlich war; sie hatte sich einmal durch dieses Gespräch hindurchgequält, es war peinlich gewesen. Einmal war genug. »Ja«, sagte sie so ruhig und bestimmt, wie sie konnte. »Er hat darauf bestanden.« Sie wollte damit ein gutes Licht auf Shane werfen. Was ihre Mutter natürlich missverstand.
»Du meinst, du hast nicht darauf bestanden? Oh, Claire. Es ist dein Körper!«
»Mom, natürlich, ich...« Claire holte tief Luft. »Können wir jetzt einfach packen? Bitte!«
Sie zuckte zusammen, als Schuhe auf das Bett regneten.
Hannah wartete schon, als sie den Koffer schließlich nach unten schleppten. Claires Vater war für ein paar Minuten hereingekommen, nur lang genug, um seine paar Sachen mit auf den Haufen zu legen, dann hatte er versucht, den Koffer selbst zu tragen, aber Claire hatte darauf bestanden, es zu tun. Das Ding war mindestens fünfzig Kilo schwer.
Hannah blickte Claire an und zog die Augenbrauen nach oben. Was ist passiert?
Claire verdrehte die Augen. Frag nicht.
Die Fahrt zum Bus verlief kühl und schweigend.
***
Richard Morrell hatte zwei echte Greyhoundbusse mit vornehmen Sitzen und getönten Scheiben angefordert. Dem handgeschriebenen Zettel an der Windschutzscheibe zufolge ging die Fahrt nach Midland/Odessa, aber Claire hatte den Verdacht, dass ein anderes Ziel geplant war.
Der erste Bus war beinahe voll, als Claire mit ihren Eltern ankam; in der Schlange am Eingang standen die meisten der städtischen Bediensteten und Bewohner der Gründerinnenhäuser, einschließlich der Morrells. Eve war auch da, sie hielt ein Klemmbrett in der Hand und checkte die Leute an einem Klapptisch ein.
»Oh, sieh mal, da ist deine Freundin«, sagte Claires Mom und zeigte auf jemanden. »Sie sieht nicht besonders glücklich aus.«
Sie zeigte nicht auf Eve, sondern auf Monica. Monica war definitiv nicht glücklich. Sie musste gezwungen werden, in den Bus zu steigen, und sie stritt die ganze Zeit mit ihrem Bruder, der erschöpft und zornig wirkte. Sie hatte es irgendwie geschafft, dass ihre Freundinnen mit ihr evakuiert wurden, und Gina und Jennifer schienen erleichtert über die Chance, die Stadt verlassen zu können. Monica glaubte wahrscheinlich, dass sie unter Bishop eine bessere Chance hatte, gesellschaftlich zu glänzen, als wenn Amelie das Sagen hatte, aber das war kurzsichtiges Denken; wenn richtig war, was Myrnin sagte – und Claire hatte keinen Anlass, das nicht zu glauben -, dann würde die gesamte gesellschaftliche Ordnung Morganvilles zerschlagen werden, und wer jetzt zu den Bekanntesten gehörte, erhielt allenfalls ein persönliches Gespräch mit dem Erschießungskommando.
Monica stritt mit ihrem Bruder, weil Richard Morrell sich weigerte, in den Bus zu steigen. Na gut, das hatte Claire schon kommen sehen. Er war nicht der Typ, der davonlief. »Hier ist eine ganze Stadt voller Menschen, die nicht wegkönnen«, fuhr er seine Schwester an, die sich
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