Science Fiction Almanach 1981
nur die Besten wurden freigestellt.
Es ist schwer, denselben Effekt, der durch Einmauerung, hohes Alter, extreme Jugend, Riesen- oder Zwergenwuchs zustandekommt, durch bloße Häßlichkeit zu erzielen. Die Brille allein tut es da nicht mehr. Immerhin, sehr attraktiv ist Lilys Leidensgenossin Maura Vols, ehemaliger Positionso f fizier, nicht.
Der Grenzer Mark ten Roos, der das Recht hat, ihm g e eignet erscheinende Leute für seine Station auszuwählen, sucht die Auswanderer in ihrem Massenquartier auf.
Meistens blickte er nur kurz auf die Nummern, dann auf se i ne Liste, und ging wortlos zum nächsten Individuum weiter. Aber nachdem er ungefähr die Hälfte der ersten Reihe hi n ter sich hatte, blieb er vor einer Frau mittleren Alters st e hen, die auf ihrem Bett saß und in einem Buch las.
„Sie verstehen sich auf Astrophysik und Navigationstec h nik?“ fragte er, nachdem er in der Liste nachgesehen hatte.
Ihr graues, faltiges Gesicht unter einer schwarzen Perü c ke blickte ausdruckslos zu ihm auf. „Ich war zehn Jahre lang Positionsoffizier auf Schiffen der Beagrans-Linie, b e vor meine Nummer gezogen wurde“, sagte sie verdrießlich.
Für einen terranischen Mann auf jeden Fall ohne Reiz ist eine Wissenschaftlerin, die einer völlig fremdartigen Rasse angehört. Sie kann nicht nur einen halben Meter größer als er oder winzig klein sein, man kann ihr Äußeres auch sonst ganz menschen-unähnlich beschreiben. Es gibt zu denken, daß so oft die einzige anwesende Akademikerin von dieser Sorte ist, wie zum Beispiel die entführte und von dem Te r raner Major Vince befreite Akorra in dem Roman Die Du n kelwelt von C. C. MacApp.
Akorra ist eine Nesse. Auf feine Unterschiede zwischen ihr und einem männlichen Rassegenossen, den Vince bei anderer Gelegenheit trifft, kann es uns hier nicht ankommen, denn nur dieser wird beschrieben:
Der Kommandant des Nesse-Schiffes, Leoor, war ein hoc h gewachsenes Mitglied seiner Rasse, und das bedeutete, daß er beinahe Vinces Größe erreichte. Sein Alter ließ sich schwer schätzen, schon aus dem Grund, weil die Haare der Nesse weiß waren. Auf den ersten Blick wirkte es ein bi ß chen schockierend: kurz und verfilzt, sah es aus wie eine enge, gestrickte Kleidung; es bedeckte den Kopf, das G e sicht und was Vince sonst vom Körper erkennen konnte. Selbst die kleinen, runden Ohren waren nicht ausgenommen. Die Augen waren blaß, mit einem leichten Blauton, und e t was erschreckend, weil sie sehr lang waren; sie verliefen von beiden Seiten des schmalen Nasenrückens aus über die breiten Wangen bis fast zu den Ohren. Der Mund war sehr klein. Abgesehen von seiner Breitflächigkeit, machte das Gesicht jedoch einen angenehmen Eindruck.
Das Tollste in dieser Beziehung finden wir in dem Roman Der Planet der Affen von Pierre Boulle. Nova, die äußerlich göttergleiche Menschenfrau, haben wir schon kenneng e lernt. Sie ist schwachsinnig und kann nur unartikulierte La u te ausstoßen. (Der Held zeugt mit ihr trotzdem einen Sohn, und sie fängt dann an, gleichzeitig mit dem Kind sprechen zu lernen.) Die einzige vorkommende Wissenschaftlerin, die weit über dem Durchschnitt ihrer Kollegen steht, ist – eine Schimpansin.
Sie ist wirklich eine Schimpansin, aber bei Andre Norton kommt auch das Motiv vor, daß geistig hochstehende Fra u en Tiergestalt annehmen.
Der zweibändige Roman Das Geheimnis der Mondsänger und Verfemte des Alls schildert das Schicksal des jungen Handelsschiffers Krip Vorlund und der Mondsängerin Ma e len. Ihr Titel deutet an, daß sie über bestimmte paranormale Fähigkeiten verfügt. So kann sie ihren Geist mit dem eines Tieres austauschen, und es ist bei ihrem Volk üblich, eine bestimmte Zeitspanne als Tier zu leben. Aber sie kann den Wechsel auch für einen Dritten bewerkstelligen, sofern di e ser einverstanden ist. Dadurch gelingt es ihr, Krip Vorlund vor Verfolgern zu retten. Nach mancherlei Abenteuern kehrt Krip in menschlicher Gestalt auf sein Schiff zurück. Maelen muß er wohl oder übel mitnehmen, denn sie steckt gerade in Tiergestalt, und ihr eigener Körper ist für sie verloren. – D a bei bleibt es dann bis zum Ende des zweiten Bandes, wo Maelen einen neuen Körper bekommt.
Krip Vorlund und Maelen konnten wenigstens noch B e kanntschaft schließen, als sie beide ihre rechtmäßig ang e stammte Gestalt hatten. Anders geht es dem Juwelenhän d ler-Lehrling Murdoc Jern in dem zweibändigen Roman Der Schlüssel zur
Weitere Kostenlose Bücher