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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Brust, sah auf die Altersflecken, auf den drahtdünnen goldenen Ehering und schloß die Augen. Erinnerungen flossen an ihr vorbei …
     
    Sie lag auf dem Bauch im Schlamm und versuchte zu kri e chen. Die Luft verbrannte ihr die Haut und die Lungen. Ihre Augen, an das Wasser gewöhnt, übermittelten ihr kein scharfes Bild. Sie schnappte nach Luft und versuchte, zu der nächsten Pfütze zu kriechen. Sie war sehr weit weg, und sie wußte nicht, in welcher Richtung sie lag.
    Sie kroch aus dem Unterholz am Flußufer heraus. Ihr Fell war struppig, und mit ihren Pfoten hinterließ sie winzige Abdrücke im Schlamm. Dort lag ein ungeschütztes Gelege mit Eiern. Sie sah sich vorsichtig um, packte eines davon mit ihren Zähnen und hastete zurück in das Unterholz.
    Sie biß durch die ledrige Schale und verschlang das Ec h sen-Embryo, leckte die Schale aus und floh tiefer in den Wald. Sie setzte sich hin und putzte sich nervös. Morgen könnte sie vielleicht noch eines stehlen. Die großen Echsen paßten nie auf ihre Eier auf.
     
    Sie hockte mit einer Keule in der Hand in der Steppe. Wenn die Antilope hier vorbeikäme … Sie hörte die Rufe und sah, wie die Herde in einer anderen Richtung ausbrach. Die Tiere sprangen in eleganten Bewegungen hoch über das hüfthohe Gras. Wenn sie bei der Jagd Erfolg hatten, würden heute abend alle etwas zu essen haben. Sie grinste voller Vorfre u de und packte die Keule fester.
     
    Sie war noch sehr jung und so klein, daß sie sich in einer Ecke der Höhle verstecken und dabei zusehen konnte, wie ihre Mutter mit dem Weisen stritt. Ein anderer Mann – ihr Vater? – lag still auf einem Stapel Pelze.
    „Der Mond hat die falsche Gestalt“, sagte der Weise. „Der böse Geist will nicht herauskommen.“
    „Bevor der Mond richtig ist, stirbt er“, beharrte ihre Mu t ter. Es folgte eine Stille, und dann: „Ich gebe dir unsere Pe l ze und dazu noch die Körbe, die ich geflochten habe“, sagte sie. „Und der Fluch soll auf mich fallen.“
    „Es ist nicht die rechte Zeit“, sagte der Weise, aber schon während er sprach, richtete er seine Werkzeuge. „Wenn er stirbt, habe ich keine Schuld daran“, sagte er und fing an zu bohren.
    Sie lauschte dem stetig mahlenden Geräusch und be o bachtete fasziniert, wie das dunkle nasse Blut im Schein des Feuers floß. Der Patient stöhnte. „Ich bin nicht schuld“, sa g te der Weise und lehnte sich zurück gegen die Wand, um zuzusehen.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben hörte sie, wie ihre Mutter weinte.
     
    Das Geräusch von Weinen war noch immer um sie, aber sie war älter, kein Kind mehr und in einer anderen Zeit. Sie kauerte mit den anderen Frauen und den Kindern am Flu ß ufer und sah zu, wie das Dorf abbrannte. Das Dorf – und ihr Haus, ihr eigenes Haus. Das Lagerhaus war leer – die A n greifer hatten sich über den getrockneten Fisch hergemacht, einen Teil davon weggeschleppt und den Rest im Regen liegengelassen, wo er sich jetzt vollsaugte und schlecht wu r de; ihr Webstuhl brannte, und darauf das dicke warme Tuch, das sie für Hamund als Winterkleid gewebt hatte. Die Sch a fe wurden zum Schlachten weggetrieben, und Hamund – Hamund – lag in der Tür ihres brennenden Hauses. Sein Schädel war von einer Streitaxt gespalten.
    Sie hörte Schreie, das knisternde Röhren der Flammen und einmal das dumpfe, widerliche Geräusch eines breche n den Schildes. Der Rauch, der in schweren Schwaden am Boden entlangstrich, stank nach verbranntem Fleisch und feuchtem Riedstroh.
    Hamund war tot – er war bei ihrer Verteidigung ums L e ben gekommen –, und was würde aus ihr werden? Die ält e ren Frauen würden sie umbringen und die jüngeren als Skl a ven wegschleppen, soviel wußte sie; aber was könnte ihnen eine Frau nützen, deren Zeit so kurz bevorstand? Sie würde sie nur behindern. Würden sie sie und ihr ungeborenes Kind – Hamunds Kind – töten? Sie sah auf, als einer der Angre i fer einen weiteren Gefangenen zum Flußufer schleppte, aber er sah sie nicht an, und sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht entziffern. Sie hatten sie aus dem brennenden Haus gezerrt, obwohl sie geschrien und sie angefleht hatte, sie möchten sie zusammen mit ihrem Mann umbringen. Was würde jetzt geschehen?
    Die Drachenschiffe tanzten auf dem Fluß, halb von Regen und Nebel verborgen. Die Gesichter der Angreifer sahen im Schein des Feuers schmutzig, verschwitzt und grausam aus. Plötzlich krümmte sie sich beim ersten Schmerz zusammen. Nein, nicht jetzt,

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