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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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angsterfüllt die Augen, bis nur noch das Weiße sichtbar war. „Mann, sieh nur zu, daß dich das ni e mand sagen hört.“ Seine Stimme senkte sich zu einem Fl ü stern. „In die Vorstadt fliehen? Wie?“
    Sie drängten sich durch die erdrückenden Massen in der Innenstadt. Es war bald Mittag, und eine menschliche Law i ne, heiß und übelriechend, drängte sich zu den Speisung s zentren.
    Willie zog an Juans Arm. „Mann, du bist auf dem fa l schen Weg. Die Algenfladenstation ist dort drüben.“
    „Komm mit, Willie. Wir müssen uns unterhalten – unter vier Augen.“ Unter vier Augen – das war ein guter Witz. Wo auf der ganzen Inselfestung von Manhattan konnte man ungestört sein, außer in den Türmen? Die wimmelnden Mi l lionen vermehrten sich, lebten und starben dicht an dicht. Nach dem endgültigen Rückzug, als die Stadtverwaltung aufgegeben hatte und nach Jersey geflohen war, hatten die Massen, die geblieben waren, aufgehört, die Pille zu ne h men, und jetzt produzierten sie Rekordernten an Kindern. Sie redeten davon, daß sie ihre Macht dadurch vergrößern würden, daß sie immer zahlreicher würden … sie würden alles von den Weißen übernehmen … die Vorstädte würden ihnen gehören … sie würden leben wie die Fürsten. Alles aber, was sie erreichten, war, auf der Insel eine irrsinnige Bevölkerungsdichte zu haben.
    Juan manövrierte sich in eine Toreinfahrt hinein, indem er das Pärchen, das sie vorher besetzt hatte, mit seinem Klappmesser verjagte. „Komm her, Willie. Wir müssen uns unterhalten. Wir kommen von dieser Insel runter.“
    „Mann, das schaffst du nicht. Sie ist überall bewacht. Schau dir doch mal an, was gerade in der letzten Woche mit Lil und Sammy passiert ist. Sie haben’s mit Schwimmen versucht, und die weißen Posten auf der anderen Seite am Strand von Jersey haben sie aufgespießt wie Fische.“
    „Nicht schwimmen, Willie. Die Posten sind auch nicht blind, das weiß ich. Und ich will auch nicht aufgespießt oder von einer Granate zerfetzt werden. Was hat es für einen Sinn zu entkommen, wenn man dann nur umgebracht wird? B e nutze mal deinen Kopf für was anderes, als nur Zöpfchen dranzuhängen, Mann.“ Er griff nach oben, um an einem von Willies Zöpfen zu ziehen, was seinen Seelenbruder schmerzerfüllt aufschreien ließ.
    „Au, das tut weh. Wenn du das nicht gewesen wärst, J u an …“
    „Friede, Bruder. Zu unserer Flucht.“
    Willie schüttelte sich. Er bekam eine Gänsehaut davon, daß von der Flucht nur geredet wurde, obwohl es August war und die Hitze und die Feuchtigkeit ihn wie eine umg e fallene Mauer erdrückten. Die Leute waren ungeduldig, und Streitereien häufig. Es gab viele, die einen August in Ma n hattan nicht überlebten – es gab hier eine Menge Fleisch. Gerüchte liefen um, nach denen nicht alle Leichen in den Fluß geworfen wurden. Manche endeten statt Rattenfleisch in Suppentöpfen. Und Flucht war gefährlich. Um die Bronx liefen Patrouillen … in New Jersey töteten sie ohne Wa r nung … Brooklyn bewachte seine Grenzen eifersüchtig. Die Tunnels und Brücken waren gesprengt worden, als der Rest der Stadtverwaltung heimlich in der Nacht geflohen war. Die Massen waren eingesperrt und verbittert zurückgebli e ben. Es war nicht sicher, so etwas wie Flucht in die Vorstadt zu erwähnen. Wenn es sich herumsprach, daß jemand einen todsicheren Weg gefunden hatte, dann würde jede Bande in jedem Block ihn so lange foltern, bis sie sein Geheimnis kannte.
    „Willie, wir fliegen aus diesem Dreckloch heraus.“
    „Mann, du spinnst ja. Wie machen wir das – wir lassen uns Flügel wachsen, wie die Tauben? Fliegen wir wie die Möwen?“
    „Nee. Wir nehmen Drachen.“
    Willie gab ein tiefes, angewidertes Geräusch von sich, ein Knurren, das tief aus seiner Kehle kam. „Drachensegler. Komm mir bloß nicht damit. Gerade letzte Woche haben sie das versucht. Ich hab’ sie ja gesehen, und du auch. In der Luft haben sie sie abgeschossen, die Drachen mit Masch i nengewehren zerlegt. Sie sind wie Steine in den East River gefallen.“
    „Richtig, Mann, richtig. Das waren Idioten. Haben die vielleicht erwartet, daß sie niedrig über das Wasser fliegen können, ohne daß man sie erwischt?“
    Es waren die Dreizackteufel gewesen, die es versucht ha t ten. Sie hatten sich Drachensegler gebaut – wochenlang da r an gearbeitet, ihr Revier bewacht, einen vermodernden Kai, als seien sie alte Raubritter. Willie und Juan hatten sie von einem Beobachtungspunkt

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