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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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    Stone: Helfen Sie mir! Sie können es! Schreiben Sie einen Aufsatz, ein Drama, eine Komödie – oder einen zweiten Brief an die „Times“!
     
    Shaw: Wie alt sind Sie, Mr. Stone?
     
    Stone: Neununddreißig.
     
    Shaw: Fast noch ein Kind.
     
    Stone: Kinder sagen die Wahrheit, Mr. Shaw.
     
    Shaw: Ein ganz irreführendes Sprichwort. Es sollte heißen: Kinder sagen, daß sie die Wahrheit sagen.
     
    Stone (rasch): Möglich. Wenn sie erwachsen werden, sagen sie auch das nicht mehr. Sie lügen einfach.
     
    Shaw: Hm … Nicht übel. Haben Sie Philosophie studiert?
     
    Stone (bescheiden): Höchstens in Ihren berühmten Vorreden, Mr. Shaw. – Nein, ich bin Techniker. Elektriker.
     
    Shaw: Sehr gefährlich. Da kommt Ihnen alles entweder positiv oder negativ geladen vor.
     
    Stone: Seit Moskau nur noch negativ! (Beschwörend): Mr. Shaw, Sie wissen doch, was uns bevorsteht, wenn diese Verschwörung der Untätigen weiter die Welt beherrschen würde!
     
    Shaw: Ihre Anklagen sind absurd. Ungeheuerlich. Wie wollen Sie beweisen, daß …
     
    Stone (rasch): Haben Sie immer bewiesen, was Sie behaupten, Mr. Shaw?
     
    Shaw (lacht): Nicht schlecht. Ich habe das – übrigens verdiente, erarbeitete! – Glück, lange genug zu leben, um nachträglich die Beweise für meine Behauptungen zu erleben.
     
    Stone: Wenn Sie meine Behauptung aufnehmen, werden Sie den Beweis der Wahrheit rasch erleben!
     
    Shaw: Oho! Ich habe noch Zeit.
     
    Stone (unerschütterlich): Um so besser. Dann erleben Sie auch noch die Folgen davon.
     
    Shaw: Sie gefallen mir. Wirklich. Kommt selten vor … Also, was sollte ich denn nun nach Ihrer Meinung tun?
     
    Stone: Alles das, was wir hier gesprochen haben, der Welt zurufen!
     
    Shaw: Warum tun Sie das nicht selber?
     
    Stone: Mich würde niemand anhören.
     
    Shaw:: Mich vielleicht auch nicht.
     
    Stone (ehrlich): Deswegen wären mir Stalin oder Truman auch noch lieber als Sie! Aber …
     
    Shaw: Die sind ja mit gemeint … Hm … (Abbrechend): Mr. Stone, vielen Dank. Sie hören von mir!
     
    (Wegblenden.)
     
    Vlacek: Als Shaw eben sagte, man würde vielleicht auch auf ihn nicht hören, scherzte er nicht. Dieser fast 91jährige war (was uns heute erstaunlich vorkommt) ohne jeden ernsthaften Einfluß auf die Welt. Er wurde anerkannt als witziger, vielleicht sogar weiser Spötter. Und Shaw selbst wußte das. Er hatte sich im Leben ich oft und gern mißverstehen lassen. Als er nun, nach Mr. Stones Besuch, einen Entschluß faßte, wußte er, wie groß die Gefahr war, auch diesmal mißverstanden zu werden. Was tat Shaw dagegen?
     
    Ansager: Neuer Brief von G. B. Shaw an die „Times“! Dazu zwei Anlagen. Hier zuerst die Anlagen!
     
    2. Ansager: Attest der Königlichen Psychiatrischen Klinik: Mr. George Bernard Shaw war bei Abfassung des folgenden Briefes bei voller geistiger Gesundheit und Frische.
     
    5. Ansager: Eidesstattliche Versicherung, abgegeben vor dem Sollicitor Mr. H. L. Kingsley: „Dieser Brief enthält keinerlei Anspielung, Scherz, Ironie, Satire, Symbolik, Allegorie oder sonst welche Nebenbedeutungen. Die Worte haben ihren einfachen Sinn, den jedermann versteht und verstehen soll. G. B. Shaw.“
     
    1. Ansager: Und hier – der Brief:
     
    Shaw (Brief): Geehrte Herren, erlauben Sie mir, meine neulich bei Ihnen abgedruckten Ansichten zu widerrufen. Irrtümlich behauptete ich: Schuld am Scheitern von Moskau wie allem andern Unglück der Regierungen sei die Dummheit, welche aus einem mangelnden Glauben an Erfahrung herrührt. Richtig ist aber: Alles Unheil entsteht aus der zu großen Klugheit der Regierenden. Klugheit hängt mit Angst zusammen, wie Torheit mit Unglauben. Die Klügsten haben die meiste Furcht. Sie beherrschen uns. Und wir lassen uns gern von ihnen beherrschen. Denn ich nehme niemanden von diesem Vorwurf aus. Auch mich selbst nicht, so weit meine Funktionen als Staatsbürger reichen.
    Sie reichen, leider, viel zu weit, wenn ich an den jetzigen Zustand denke, für den ich mitverantwortlich bin. Sie sind viel zu gering, um diesen Zustand rasch zu ändern. Klugheit plus Furcht ergibt: Böswilligkeit. Die Welt ist erfüllt von böswilligen Angsthasen, die einer dem anderen nicht trauen. Daher steht seit dem Ende Hitlers die Geschichte still. Aus lauter überkluger Böswilligkeit.
    Dieser böse Wille aller verkörpert sich in den Nationen. Die Grenzpfahle sperren den Weg. Jede Generation unseres Jahrhunderts bezahlt diese Hindernisse mit einem Weltkrieg. Der

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