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Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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al­len Ein­zel­tei­len neu ent­ste­hen.“
    Dein Kör­per – ja! Und dei­ne See­le? Dein Cha­rak­ter, dei­ne Ge­füh­le?
    „Ich ha­be be­reits ei­ne pro­mi­nen­te Samm­lung“, lä­chelt Har­grea­ves. „Der Prä­si­dent und No­bel­preis­trä­ger East­man zäh­len zu mei­nen Kun­den.“
    Du er­in­nerst dich, daß es nur un­ter dem Druck der Re­gie­rung ge­sch­ah, daß der Wis­sen­schaft­ler die vier Män­ner an­nahm, die den Ein­satz flie­gen soll­ten.
     

     
    Du gehst ei­ni­ge Schrit­te durch das Mu­sik­zim­mer, in dem ein­mal stimm­brü­chi­ge Kna­ben vor stren­gen Leh­rern Volks­lie­der san­gen. Die Fens­ter sind ver­hängt, so daß du nicht in den Park hin­aus­bli­cken kannst.
    Dr. Har­grea­ves zeigt auf einen der Hohl­kör­per. „Das ist der Des­in­te­gra­tor“, er­klärt er. „So­bald Sie dort ein­tre­ten, wer­den Sie ent­ma­te­ria­li­siert. Für ei­ne be­stimm­te Zeit – nach mei­ner Uhr dau­ert es noch nicht ein­mal ei­ne Hun­derts­tel­se­kun­de – blei­ben Sie in der Ma­schi­ne. Dann kom­men Sie im In­te­gra­tor her­aus. Da es je­doch ein über­di­men­sio­na­ler Vor­gang ist, weiß ich nicht, wie lan­ge Sie tat­säch­lich ent­stoff­licht sind. Für ei­ne un­be­stimm­te Zeit ge­hö­ren Sie nicht mehr un­se­rem Raum-Zeit-Kon­ti­nu­um an. Die Ma­schi­ne nimmt je­des Mo­le­kül Ih­res Kör­pers auf, zeich­net prak­tisch ein Sche­ma Ih­rer Per­son, das ich bei Be­darf wie­der ver­wen­den kann. Vier­zig Scha­blo­nen schlum­mern be­reits dort drin­nen.“ Dr. Har­grea­ves be­merkt, daß dir das Wort „Scha­blo­ne“ un­an­ge­nehm ist. Er spricht schnell wei­ter. „Den­ken Sie an ein Funk­bild, Mr. Strat­ton. Es geht um die gan­ze Welt. Selbst wenn das Ori­gi­nal ver­nich­tet wird, blei­ben die Ver­dop­pe­lun­gen be­ste­hen. Sie un­ter­schei­den sich durch nichts vom Ori­gi­nal. Ver­su­chen Sie ein­mal, es von die­sem Stand­punkt aus zu be­trach­ten. So­bald Sie ster­ben, muß ich nur die Spei­cher ak­ti­vie­ren, und Sie wer­den wie­der un­ter uns sein. Das Ver­fah­ren ist der­art kost­spie­lig und kom­pli­ziert, daß es nur we­ni­ge Aus­er­wähl­te gibt, an de­nen ich es an­wen­den kann. Sie soll­ten glück­lich sein, daß Sie da­zu­ge­hö­ren. In­di­rekt sind Sie da­nach un­s­terb­lich.“
    Un­s­terb­lich!
    Du denkst zu­rück an den Park, an die Schwä­ne, die ru­hig und stolz über das Was­ser glit­ten. Auf den Bäu­men wuch­sen Mil­lio­nen von Blät­tern, aber kei­nes glich dem an­de­ren. Die gan­ze Na­tur ist dar­auf auf­ge­baut, daß nichts dem an­de­ren gleicht. Es gibt nichts Le­ben­di­ges in dop­pel­ter Aus­füh­rung.
    Des­halb konn­te Har­grea­ves’ Ma­schi­ne nicht voll­kom­men sein.
    „Die Scha­blo­nen wer­den nur dann zur Re­pro­du­zie­rung be­nutzt, wenn der Ori­gi­nal­kör­per stirbt“, be­merkt Har­grea­ves. „So wer­den al­le Schwie­rig­kei­ten ver­mie­den.“
    „Wie oft kön­nen Sie mich re­pro­du­zie­ren?“
    Har­grea­ves hebt die Schul­tern. „Ich weiß es nicht. Wahr­schein­lich un­end­lich viel. So­oft ich will.“
    Wenn Dr. Har­grea­ves ein Wahn­sin­ni­ger ist, kann er, so­fern er ei­ne Ma­tri­ze sei­nes Kör­pers ge­schaf­fen hat, Mil­lio­nen an­de­re Har­grea­ves ent­ste­hen las­sen. Der Ge­dan­ke ent­setzt dich.
    „Kom­men Sie“, sagt der Wis­sen­schaft­ler. „Wir wol­len be­gin­nen.“
    Dein In­ners­tes sträubt sich, aber du läßt dich wil­len­los auf den Des­in­te­gra­tor zu­schie­ben. Die Stil­le des Raum­es häm­mert in dei­nen Oh­ren, sie dröhnt in dir fort und schwingt tief in dich hin­ein. Ir­gend­wo ist Har­grea­ves’ Stim­me, aber du ver­stehst sei­ne Wor­te nicht. Es ist ein Zu­sam­men­flie­ßen be­ru­hi­gen­der Sät­ze, ein ein­schlä­fern­des Da­hin­plät­schern oh­ne Sinn.
    Dann wird es dun­kel um dich. Du willst dich weh­ren, aber die Fins­ter­nis um­schließt dich wie mit ei­ser­nen Fes­seln. Drau­ßen ist ein Som­mer­mor­gen. Ein ur­al­ter In­stinkt läßt dei­ne Nacken­haa­re sich sträu­ben.
    Dann zer­reißt es dich in­ner­lich, zer­fetzt dich in Ato­me, schleu­dert dich ins Nichts, und die Mo­le­kü­le dei­nes Kör­pers sprü­hen aus­ein­an­der wie

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