Science Fiction Almanach 1983
ich nur die Bewegungen seiner Lippen. Ich nickte ihm zu. Ashley lächelte, winkte mit den Papieren und rannte in Richtung des Kommandobunkers davon.
Ich wartete, bis er darin verschwunden war. Dann schaltete ich die Funksprechanlage ein.
„ KUPPELTÖTER zwei startbereit“, sagte ich gefaßt.
Die Stimme von General Simmers wurde hörbar. Ich sah ihn genau vor mir, wie er hinter dem Mikrophon stand: hager, verbittert und grau, und ein Leben hinter sich, das nur aus entgegengenommenen und weitergeleiteten Befehlen bestanden hatte. Er war der militärische Führer des Projekts, während Ashley die technische Leitung hatte.
Außer dem Plan, die Invasoren zu vernichten, besaßen Ashley und Simmers nichts Gemeinsames.
„ KUPPELTÖTER zwei!“ rief der General. „Starten!“ Ich warf einen letzten Blick auf die Umgebung, sah das vertraute Rechteck des Kommandobunkers und das schmutzige Braun des Sandes.
Das war der Abschied.
Abschied wovon?
Von Ray Stratton, dem Original? Oder von all den Dingen, die dort unten existierten?
Ich richtete meine Blicke auf die Kontrollen und zündete die Treibsätze.
2
Die Kuppel lag direkt unter mir. Wir wußten nicht, wie weit die unsichtbare Energieblase in den Himmel reichte, aber da ich mich bereits über der Station der Fremden befand, konnte sie sich nicht besonders hoch ausdehnen. Der Anblick war beeindruckend. Einige Wissenschaftler behaupteten, die Invasoren könnten nicht in unserer Atmosphäre leben und hätten sich daher geschützt. Ich frage mich, warum sie dann erst den Versuch unternehmen sollten, die Erde zu erobern.
„Hier KUPPELTÖTER zwei“, meldete ich mich. „Ich fliege jetzt genau über der Kuppel. Meine Höhe beträgt vierzehnhundert Meter.“
Simmers räusperte sich durchdringend. Ich konnte mir vorstellen, wie Dirk Ashley in diesem Augenblick schweigend in einer Ecke des Kommandobunkers hockte und lauschte.
„Klinken Sie die Bombe aus, Stratton!“ befahl der General.
„Wenn das so einfach wäre“, rief ich zurück. „Ich versuche es bereits sein einiger Zeit ohne Erfolg.“
Eine Weile war es auf der anderen Seite still. Wahrscheinlich überlegte Simmers, was er jetzt tun sollte.
„Hör mal“, sagte eine andere Stimme. „Hier spricht Ashley! Behalte die Nerven, Junge. Sie werden die Abwurfvorrichtung unter telekinetische Kontrolle gebracht haben.“
„Das bedeutet, daß sie nicht funktionieren wird“, sagte ich. „Ich kann also umkehren?“
Ashley zögerte etwas. „Nein, Ray“, sagte er. „Du mußt die Bombe selbst zünden.“
„Was?“ brachte ich ungläubig hervor.
Ich steuerte den KUPPELTÖTER in einer weiten Schleife über die Kuppel zurück. Wie mochten die Wesen aussehen, die dort unten jede meiner Aktionen verfolgten? Was taten sie mehr, als sich vor der drohenden Vernichtung zu retten?
„Die Bombe verfügt über einen Handzünder“, erklang Ashleys Stimme wieder. „Du kannst sie leicht aus der Fassung lösen. Dann katapultierst du dich aus der Rakete. Die Bombe mußt du dabei selbstverständlich mitnehmen.“
Ashley konnte doch nicht so gefühllos sein und das verlangen.
„Du meinst, ich soll mit der Bombe unterm Arm auf die Kuppel los?“ erkundigte ich mich.
„Wir verstehen uns“, bemerkte Ashley trocken. „Beeil dich, bevor sie etwas anderes unternehmen.“
Die Kuppel unter mir schien zu verschwimmen. Schweiß bedeckte mein Gesicht. Obwohl sie vom Kommandobunker aus ständig mit mir sprachen, fühlte ich mich verlassen. Es war für einen Mann einfach zuviel, was sie mir zumuteten.
„Ich befehle es!“ schrie Ashley.
Ich hörte mich häßlich auflachen.
„Was ist mit den anderen drei?“ fragte ich.
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