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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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dann verstecken Sie sich nicht feige hinter künstlicher Nacht und anderen Tricks.“
    Die Augen des Mädchens waren verengt und eiskalt. „Ich habe keine Ahnung, was Sie mir vormachen wollen“, sagte sie frostig. „Ich versichere Ihnen, es wird Ihren Tod nicht verzögern.“ Sie legte eine kurze Pause ein und schloß dann ungläubig: „Was für einen Raum?“
    Leigh erklärte seine Worte, zunächst verwundert über ihr Erstaunen und dann verärgert über das verächtliche Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie unterbrach ihn schroff: „Ich habe noch niemals eine verrücktere Story gehört. Wenn Sie mit dieser unmöglichen Geschichte beabsichtigen, mich in Staunen zu versetzen und Ihren Tod hinauszuschieben, dann ist es Ihnen mißlungen, Sie müssen verrückt sein. Sie konnten Hanardy gar nicht niedergeschlagen haben, denn als ich die Tür öffnete, stand er vor mir, und ich schickte ihn zu Vater hinunter.“
    „Hören Sie mal!“ begann Leigh. Dann verstummte er. Denn Hanardy hatte tatsächlich vor ihr gestanden, als sie die Tür öffnete! Und doch vorher …
    Wann?
Hartnäckig verfolgt Leigh den Gedanken. Vorher hatte er Hanardy niedergeschlagen. Und dann war er, Leigh, in einem Aufzug hinaufgefahren und dann irgendwie wieder zurückgekommen. Er fühlte erneut den inneren Taumel, als sich sein Verstand aus dem Gleichgewicht zu schieben begann. Mit zitternden Fingern befühlte er seinen Kopf.
Ein Schreck durchzuckte ihn, als er sah, daß das Mädchen eine Pistole aus einer Tasche ihres einfachen weißen Kleides zog. Er starrte auf die Waffe und dachte: Ich muß sie noch weiter aufzuhalten versuchen.
Er sagte eindringlich und unmißverständlich: „Ich beginne zu glauben, daß Sie meine Worte vor ein Rätsel stellen. Lassen Sie uns deshalb ganz von vorn beginnen. Es gibt einen derartigen Raum, oder nicht?“
„Bitte“, entgegnete das Mädchen müde, „verschonen Sie mich mit Ihrer Logik. Mein Intelligenzquotient ist zweihundertdreiundvierzig, der Ihre ist einhundertundzwölf. Ich kann Ihnen deshalb versichern, daß ich durchaus in der Lage bin, meine Überlegungen an jedem beliebigen Punkt zu beginnen, den Sie sich denken können. Es gibt keinen ,schwarzen’ Raum, wie Sie ihn nennen, und kein funkelndes Gebilde, das in menschliche Schädel hineinschlüpft. Einzige Tatsache ist, daß Sie von den Dreeghs während ihres Aufenthaltes in Ihrem Hotelzimmer hypnotisiert worden sind. Diese seltsame Geistesillusion kann nur ein Resultat jener hypnotischen Beeinflussung sein … bitte keine Auseinandersetzung … Wir haben keine Zeit. Aus irgendeinem Grund haben die Dreeghs etwas mit Ihrem Gehirn gemacht. Warum? Was haben Sie in jenen Räumen gesehen?“
Während er ihr beschrieb, was er in den Räumen erblickt hatte, erkannte Leigh, daß er sie überwältigen und unschädlich machen mußte. Das Vorhaben hielt sein ganzes Bewußtsein in Spannung, als er ihrem Wink folgte und vor ihr auf den Korridor hinausschritt. Es war noch immer da, beherrscht von eisiger Entschlossenheit, als er die Türen von der Ecke abzählte, an der er den bewußtlosen Hanardy liegen lassen hatte.
„Eins, zwei, drei, vier, fünf. Diese Tür!“ sagte er.
„Öffnen Sie sie!“ befahl das Mädchen.
Er tat es, und sein Kinn sank herab. Er starrte in einen prunkvollen, gemütlichen Raum, der mit Regalen schön gebundener Bücher angefüllt war. Leigh sah bequeme Sessel, einen herrlichen handgewebten Teppich und einen Schreibtisch.
Es war das Mädchen, das die Tür schloß und ihm mit einem Wink bedeutete, weiterzugehen. Sie kamen zum sechsten Raum.
„Und dies ist Ihr Aufzug?“
Leigh nickte stumm; da sein ganzer Körper zitterte, war er nur gelinde überrascht, hinter der Tür keinen Aufzug vorzufinden, sondern nur einen langen, leeren, stillen Korridor. Das Mädchen stand halb von ihm abgewandt und hielt ihm ihren Rücken zugekehrt. Wenn er ihr jetzt einen Schlag versetzte, würde sie hart gegen den Türpfosten geschmettert werden.
Die Brutalität des Gedankens war es, die ihn einen Augenblick unschlüssig verharren ließ. Und dann war es zu spät. Das Mädchen wirbelte herum und blickte gerade in seine Augen.
Ihre Pistole hob sich und zielte auf ihn. „Nicht auf diese Weise“, sagte sie ruhig. „Einen Moment lang wünschte ich, Sie würden es wagen. Aber damit hätte ich mir die Sache zu leicht gemacht. Schließlich habe ich schon öfter aus reiner Notwendigkeit getötet, obgleich ich mich jedesmal dazu überwinden mußte.

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