Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Und das wissen die Leute. Und wenn es dunkel ist, wollen sie Licht, und sie kriegen es auch!“
„Heißt das, daß sie Holz anzünden?“
„Daß heißt, daß sie das anzünden, was sie gerade in die Finger bekommen, Sie brauchen Licht, und da Holz meistens nicht zur Hand ist, verbrennen sie das, was ihnen gerade in die Quere kommt. Sie werden ihr Licht bekommen – aber gleichzeitig bedeutet das, daß jedes bewohnbare Haus in Flammen aufgehen wird.“
Sie starrten einander in die Augen, als sei die ganze Angelegenheit eine persönliche Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen, und als sollte der recht behalten, der den stärkeren Willen besäße. Schließlich wandte Theremon wortlos den Blick ab. Sein Atem ging heftig und stoßweise. Zuerst hörte er kaum den plötzlichen Lärm, der durch die geschlossene Tür aus dem angrenzenden Raum drang.
Sheerin sprach als erster, und es kostete ihn einige Mühe, seiner Stimme einen ruhigen und emotionslosen Klang zu geben. „Ich glaube, das war gerade Yimots Stimme. Anscheinend sind er und Faro zurückgekehrt. Gehen wir hinüber und hören mal, wo sie so lange gesteckt haben.“
„Meinetwegen“, murmelte Theremon. Er sog die Luft ein und schüttelte sich, als wollte er seinen Ärger und die Spannung abstreifen.
Das Nebenzimmer war in Aufruhr. Die Mitglieder des Stabes drängten sich um zwei Männer, die gerade ihre Mäntel ausgezogen und kaum gegen das auf sie hereinprasselnde Bombardement von Fragen ankamen.
Aton bahnte sich einen Weg durch das Gewühl, schaute die Männer kurz an und polterte wütend los: „Seid ihr euch eigentlich darüber im klaren, daß es bis zum Countdown nur noch eine knappe halbe Stunde ist? Wo habt Ihr beiden denn nur gesteckt?“
Faro 24 nahm erst einmal Platz und massierte sich die Hände. Er hatte von der draußen herrschenden Kälte noch ganz rote Wangen.
„Yimot und ich haben soeben in aller Ruhe ein kleines Privatexperiment durchgeführt. Wir haben versucht, eine Vorrichtung zu konstruieren, mit der man das Auftreten der Dunkelheit und der Sterne simulieren kann, um schon im voraus eine ungefähre Vorstellung von dem zu haben, was uns morgen erwartet.“
Erstaunte Gesichter, Gemurmel ging durch den Raum. In Atons Augen leuchtete ein plötzliches Interesse auf. „Davon hat ja keiner etwas gewußt. Wir sind Sie auf den Gedanken gekommen?“
„Wir hatten schon lange die Idee“, fuhr Faro fort, „Yimot und ich, und wir haben in unserer Freizeit daran gearbeitet. Yimot kannte da ein niedriges, einstöckiges Haus unten in der Stadt. Das Besondere daran ist das gewölbte Dach – es war wohl früher einmal ein Museum. Jedenfalls kauften wir es …“
„Woher hatten Sie denn das Geld?“ fiel ihm Aton scharf ins Wort.
„Wir haben unsere Bankkonten aufgelöst. Es kostete bloß zweitausend“, brummte Yimot 70. Dann fügte er rechtfertigend hinzu: „Was soll’s schon? Morgen sind zweitausend Banknoten doch bloß noch zweitausend wertlose Papierfetzen, sonst nichts.“
Faro nickte zustimmend. „Wir kauften also das Haus und schlugen es vom Dach bis zum Boden mit schwarzem Samt aus, um den Effekt größtmöglicher Dunkelheit zu erzielen. Dann bohrten wir kleine Löcher in das Dach und durch den Stoff und bedeckten sie mit kleinen Metalldeckeln, die man alle gleichzeitig mit einem Knopfdruck zur Seite gleiten lassen konnte. Diese Konstruktion machten wir natürlich nicht selbst; wir zogen einen Zimmermann, einen Elektriker und noch ein paar andere zu Rate – Geld spielte ja keine Rolle. Es ging uns darum, das ganze Ding so einzurichten, daß das Licht durch diese Löcher im Dach in das Haus fiel. Auf diese Weise wollten wir einen sternenähnlichen Effekt erzielen.“
Atemlose Stille trat ein. Dann sagte Aton steif: „Sie hatten nicht das Recht, private …“
„Ich weiß, Sir“, antwortete Faro, der ziemlich kleinlaut wirkte, „aber, offengestanden, Yimot und ich hielten das Experiment für ziemlich gefährlich. Wenn der erwartete Effekt wirklich eintrat, mußten wir uns ja halbwegs damit abfinden, verrückt zu werden. Ehrlich gesagt, nach allem, was Sheerin darüber berichtet hatte, waren wir fast überzeugt davon. Wir beschlossen also, das Risiko allein auf uns zu nehmen. Andererseits, so dachten wir, kommen wir heil aus der Sache heraus, haben wir vielleicht die Möglichkeit, eine Methode auszudenken, die uns der wirklichen Dunkelheit gegenüber eine gewisse Immunität verleiht. In dem Falle wollten wir dann alle anderen einweihen und
Weitere Kostenlose Bücher