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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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auf der Tür des Kleiderschrankes ruhen, hinter der er eine fast volle Flasche Gin verborgen hatte. Nein, ermahnte er sich selbst, noch einen Schluck, und du wirst überhaupt nicht mehr fertig, Bob, alter Junge.
    Der Fremde hinter ihm schwieg.
Wilson tippte weiter: ‚…noch ist die Annahme wissenschaftlich vertretbar, daß ein denkbares Theorem notwendigerweise auch ein mögliches Theorem darstellt, selbst wenn man in einer mathematischen Ableitung diesen Lehrsatz exakt formulieren kann. Ein besonders umstrittener Fall ist der Begriff des Reisens in die Zeit. Zeitreisen mögen vorstellbar und ihre Voraussetzungen mögen auf die verschiedenste Weise theoretisch nachgewiesen worden sein – mit Formeln, die das Paradoxe jeder dieser Theorien deutlich machen, indem sie sich gegenseitig ausschließen.
Wir wissen jedoch bestimmte empirisch nachgewiesene Fakten über die Natur der Zeit, welche sogar die Möglichkeit dieser denkbaren Behauptung ausschließen. Zeit ist eine Funktion des Empfindens und nicht des Raumes. Sie ist kein Ding an sich. Folglich …’
Eine Type der Schreibmaschine blieb hängen, drei weitere verklemmten sich über ihr. Wilson fluchte verbissen und streckte die Hand aus, um die widerspenstige Hebelei zu entwirren.
„Bemüh dich nicht“, hörte er eine Stimme sagen. „Was du da schreibst, ist sowieso nur eine Menge wertloses Geschwätz.“
Wilson fuhr zusammen und setzte sich mit einem Ruck aufrecht. Langsam wandte er den Kopf. Er hoffte inbrünstig, daß jemand hinter ihm stände. Anderenfalls …
Mit Erleichterung sah er den Fremden. „Gott sei Dank“, meinte er. „Einen Augenblick lang dachte ich schon, ich wäre übergeschnappt.“ Doch während er sich ganz umdrehte, wandelte sich seine Erleichterung in Ärger. „Was, zum Teufel, machen Sie hier in meinem Zimmer?“ verlangte er zu wissen. Er schob seinen Stuhl zurück, stand auf und ging zu der einzigen Tür hinüber. Sie war immer noch verschlossen und von innen verriegelt.
Die Fenster halfen ihm auch nicht, das Rätsel zu lösen; sie befanden sich rechts von seinem Schreibtisch und drei Stockwerke über einer belebten Straße. „Wie sind Sie hereingekommen?“ fragte er.
„Da hindurch“, antwortete der Fremde und deutete mit dem Daumen nach dem Kreis. Wilson bemerkte ihn jetzt erst, zwinkerte mit den Augen und sah noch einmal hin. Dort hing er, zwischen ihnen und der Wand, eine große, runde, durchsichtige Scheibe von der undefinierbaren Farbe, die man sieht, wenn man die Augen fest zusammenkneift.
Wilson schüttelte heftig seinen Kopf. Der Kreis blieb ‚Himmel’, dachte er, ,ich hatte vorhin doch richtig vermutet. Ich möchte nur wissen, wann mein Verstand mit mir durchgegangen ist?’ Er schritt auf die Scheibe zu und streckte die Hand aus, um sie zu befühlen.
„Halt!“ rief der Fremde scharf.
„Und warum?“ fragte Wilson bissig, zog jedoch seine Hand zurück.
„Ich will’s dir erklären. Aber vorher wollen wir einen Schluck nehmen.“ Er ging geradewegs auf den Schrank zu, öffnete ihn und nahm, ohne hinzusehen, die Flasche Gin heraus.
„He!“ schrie Wilson. „Was erlauben Sie sich? Das ist meine Flasche!“
„Deine Flasche? …“ Der Fremde hielt einen Moment lang inne. „Tut mir leid. Entschuldige. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich einen Schluck nehme, nicht wahr?“
„Nicht unbedingt“, gestattete Bob Wilson in säuerlichem Ton. „Wenn Sie schon dabei sind, können Sie mir aber auch einen eingießen.“
„In Ordnung“, stimmte der Fremde zu, „und danach will ich’s dir erklären.“
„Versuchen Sie ja nicht, mir einen Bären aufzubinden“, sagte Wilson finster. Trotzdem trank er mit Genuß sein Glas aus. Prüfend musterte er den Fremden.
Vor ihm stand ein Mann von ungefähr seiner Größe und in annähernd dem gleichen Alter – vielleicht ein wenig älter, obwohl auch ein drei Tage alter Bartwuchs für diesen Eindruck verantwortlich sein konnte. Er hatte ein blau unterlaufenes Auge und eine frisch aufgeplatzte und bös angeschwollene Oberlippe. Wilson kam zu dem Schluß, daß er das Gesicht dieses Burschen nicht leiden mochte. Irgend etwas an seinem Gesicht kam ihm jedoch bekannt vor; er fühlte, daß er es eigentlich wiedererkennen mußte, daß er es schon viele Male bei den verschiedensten Gelegenheiten gesehen hatte.
„Wer sind Sie?“ fragte er plötzlich.
„Ich?“ fragte sein Gast zurück. „Erkennst du mich wirklich nicht?“
„Ich weiß es nicht genau“, gab Wilson zu. „Sind wir

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