Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
zwinkerte mit den Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Die zwei sehen sich verflixt ähnlich, dachte er, ähnlich genug, daß man sie für Brüder halten kann. Aber vielleicht sehe ich auch nur doppelt. Schlimmes Zeug, dieser Gin. Hätte schon längst zu Rum übergehen sollen. Köstliches Gesöff, Rum. Man konnte es genausogut trinken wie darin baden. Nein, das ist Gin – äh, ich meine Joe. – Wie dumm! Joe ist doch der mit dem blauen Auge. Wie konnte man sich nur so durcheinanderbringen lassen!
Aber wer ist dann dieser andere Kanake? Können zwei Freunde denn niemals in Ruhe ein Gläschen miteinander trinken, ohne daß andere Leute dazwischenplatzen?
„Wer sind Sie?“ fragte er würdevoll.
Der Neue sah erst ihn und dann Joe an. „Erkennt mich“, sagte er bedeutungsvoll.
Joe musterte ihn eingehend. „Ja“, meinte er dann. „Ja, ich glaube, ich kenne dich. Aber was, zum Teufel, suchst du denn hier? Und warum versuchst du, den Plan auffliegen zu lassen?“
„Keine Zeit für langatmige Erklärungen. Ich weiß mehr darüber als du – das wirst du zugeben müssen – und folglich kann ich ihn auch besser beurteilen. Er geht nicht durch das Tor.“
„Ich gebe überhaupt nichts dergleichen zu …“
Das Läuten des Telephons unterbrach ihn. „Nimm den Hörer ab!“ rief der Neue scharf.
Bob wollte erst gegen den befehlshaberischen Ton protestieren, ließ es dann aber doch. Er war nicht phlegmatisch genug, um ein läutendes Telephon zu ignorieren.
„Hallo?“ rief er in die Muschel.
„Hallo“, antwortete jemand, „ist dort Bob Wilson?“
„Ja. Wer spricht da?“
„Darüber mach dir nur keine Gedanken. Ich wollte nur sichergehen, daß du da bist. Ich vermutete es nämlich. Du befindet dich genau im richtigen Fahrwasser, mein Junge, genau im richtigen Fahrwasser.“
Wilson hörte ein leises Lachen und dann ein Klicken, das die Verbindung unterbrach. „Hallo“, rief er. „Hallo!“ Er drückte ein paarmal auf die Gabel, legte dann aber den Hörer auf.
„Was war da los?“ fragte Joe.
„Nichts. Irgendein Verrückter mit einem fehlgeleiteten Sinn für Humor.“ Das Telephon läutete wieder. „Da ist er nochmal“, sagte Wilson und hob den Hörer ab. „Hör zu, du verkümmerter Gartenzwerg! Ich bin ein vielbeschäftigter Mann und kein telephonisches Auskunftsbüro!“
„Aber Bob!“ erklang eine beleidigte weibliche Stimme.
„Wie? Oh, du bist’s, Genevieve. Hör … es tut mir leid. Ich möchte mich entschuldigen …“
„Nun, das ist wohl auch das wenigste, was du tun kannst!“
„Das Ganze ist ein Mißverständnis, Liebling. Ein Kerl hat mich über das Telephon belästigt, und ich dachte, er sei es schon wieder. Du weißt doch, Baby, daß ich nicht so mit dir reden würde.“
„Dazu hättest du wohl auch kaum einen Grund. Besonders nach alledem, was du heute nachmittag zu mir gesagt hast – was wir danach einander bedeuten.“
„Wie bitte? Heute nachmittag? Sagtest du ‚heute nachmittag’?“
„Natürlich. Aber der Grund für meinen Anruf ist eigentlich: Du hast deinen Hut in meinem Apartment vergessen. Ein paar Minuten, nachdem du gegangen warst, sah ich ihn und dachte, ich müßte dich gleich mal anrufen und dir sagen, wo er ist. Auf jeden Fall“, fügte sie schüchtern hinzu, „war es für mich ein guter Vorwand, deine Stimme wiederzuhören.“
„Gewiß doch. Prächtig“, sagte er mechanisch. „Weißt du, Liebling, ich bin im Augenblick etwas durcheinander. Hab’ den ganzen Tag lang Ärger gehabt, und jetzt wird’s noch schlimmer. Heut’ abend komm’ ich zu dir, dann reden wir noch mal darüber. Aber ich weiß genau, daß ich meinen Hut nicht in deinem Apartment gelassen habe – “
„Es ist dein Hut, Dummchen!“
„Wie bitte? Oh, gewiß doch! Jedenfalls komm’ ich heut’ abend zu dir. Wiedersehn.“ Er legte rasch den Hörer auf. Verflixt, dachte er, diese Frau wird noch ein Problem. Halluzinationen. Er wandte sich wieder seinen Besuchern zu.
„Also gut, Joe; ich bin bereit, mitzukommen, wenn du soweit bist.“ Er wußte nicht genau, wann oder warum er zu dem Entschluß gekommen war, durch dieses Zeitdingsda zu gehen, aber jetzt wollte er es. Was bildete sich dieser andere Tropf eigentlich ein, einem freien Mann seine Handlungen vorschreiben zu wollen?
„Fein!“ sagte Joe, sichtlich erleichtert. „Du brauchst nur hindurchzugehen, das ist alles.“
„Nein, das wirst du nicht tun!“ Das war der lästige Fremde. Er trat zwischen Wilson und das Tor.
Bob Wilson
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