Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
Vom Netzwerk:
zum Kleiderschrank hinüber, nahm seinen Hut heraus und warf ihn durch den Kreis.
Sein Gegenüber beobachtete mit ausdruckslosen Augen, wie der Hut sich scheinbar in der Luft auflöste, stand dann auf und ging mit den vorsichtigen Schritten eines Mannes, der schon leicht beschwipst ist, es aber nicht zugeben will, langsam um das Tor herum.
„Ein feiner Trick“, applaudierte er, nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Hut tatsächlich verschwunden war. „Doch jetzt wäre ich dir dankbar, wenn du mir meinen Hut wiedergeben würdest.“
Wilson schüttelte den Kopf. „Du kannst ihn dir selbst holen, wenn du hindurchschreitest“, antwortete er geistesabwesend. Er grübelte über das Problem nach, wie viele Hüte sich auf der anderen Seite des Tores befinden mochten.
„Wie?“
„Es stimmt schon. Hör zu …“ Wilson tat sein Bestes, eine überzeugende Erklärung dafür zu finden, was er von seinem früheren Ich zu tun erwartete. Oder besser gesagt, es zu beschwatzen; denn Erklärungen im eigentlichen, wahren Sinne des Wortes kamen natürlich überhaupt nicht in Frage. Lieber hätte er versucht, einem australischen Wilden die Tensorkalkulation zu erklären, obwohl er dieses Gebiet der Mathematik selbst nicht beherrschte.
Der andere Mann war nicht im geringsten hilfsbereit. Er schien mehr an seinem Gin als an Wilsons unwahrscheinlichen Darlegungen interessiert zu sein.
„Warum?“ unterbrach er Wilson kampflustig.
„Verdammt nochmal“, entfuhr es Wilson, „Wenn du einmal hindurchgegangen bist, ist jede weitere Erklärung überflüssig. Aber wenn du darauf bestehst …“ Er fuhr mit einer kurzen Zusammenfassung von Diktors Angeboten fort. Dabei erkannte er gereizt, daß Diktor mit seinen Erklärungen äußerst sparsam gewesen war. Er sah sich gezwungen, nur die annähernd verständlichen und logischen Argumente anzuführen und im übrigen an das Gefühl zu appellieren. Hier befand er sich auf unsicherem Boden – niemand wußte besser als er selbst, wie sehr Bob Wilson den Gedanken an die Sklaverei und an die stickige Atmosphäre einer akademischen Laufbahn satt hatte. „Bestimmt möchtest du dich nicht dein ganzes Laben lang damit abmühen, irgendwelchen Dummköpfen auf einem unbedeutenden kleinen College Weisheiten einzubläuen“, schloß er. „Das hier ist deine Chance! Du brauchst nur zuzupacken!“
Wilson beobachtete seinen Gefährten ängstlich und glaubte schon, eine günstige Reaktion erkennen zu können. Der andere schien tatsächlich Interesse an der Sache bekommen zu haben. Doch dann setzte er vorsichtig sein Glas hin, starrte die Ginflasche an und stand schließlich auf.
„Nein, mein lieber Junge“, erwiderte er; „ich werde nicht auf dein Karussell klettern. Weißt du auch, warum?“
„Weil ich betrunken bin, ganz einfach. Dich gibt’s ja überhaupt nicht. Und das da auch nicht.“ Er deutete schwankend auf das Tor, fiel beinahe hin, konnte sich jedoch mit einiger Anstrengung aufrechthalten. „Außer mir ist hier überhaupt nichts und niemand, und ich bin betrunken. Hab’ wohl zu hart gearbeitet“, fügte er murmelnd hinzu. „Ich geh’ jetzt ins Bett.“
„Du bist nicht betrunken“, protestierte Wilson hoffnungslos. Verflixt und zugenäht, dachte er, wenn einer keinen Schnaps verträgt, sollte er gefälligst nicht so viel trinken.
„Ich bin betrunken. Frischers Fitz f-fischt fische Frische.“ Er schwankte auf sein Bett zu.
Wilson packte seinen Arm. „Das kannst du nicht tun“, sagte er. „Laß ihn in Ruhe!“
Wilson wirbelte herum, sah einen dritten Mann vor dem Tor stehen – und erkannte ihn entsetzt. Seine Erinnerung an die Reihenfolge der Ereignisse war nicht allzu klar, da er bei dem ersten Erleben dieses außergewöhnlich geschäftigen Nachmittags ein wenig betrunken – nahezu voll, mußte er sich eingestehen – gewesen war. Trotzdem hätte er auf die Ankunft eines dritten Mannes vorbereitet gewesen sein müssen, wenn ihm seine Erinnerung auch nicht mit Angaben über seine Identität dienlich sein konnte.
Er erkannte sich selbst – einen weiteren Gipsabguß.
Einen Augenblick blieb er völlig stumm und versuchte, diesen neuen Faktor abzugrenzen und in eine vernünftige Gleichung einzufügen. Hilflos schloß er die Augen. Es war ein wenig zuviel.
Im Moment wünschte er dringend, mit Diktor ein paar offene Worte zu reden.
„Wer sind Sie?“ Er öffnete die Augen und stellte fest, daß sein anderes Ich, das betrunkene, seiner letzten Ausgabe diese Frage vorlegte. Der

Weitere Kostenlose Bücher