Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Neue wandte sich zur Seite und warf Wilson einen scharfen Blick zu.
„Er kennt mich“, sagte er bedeutungsvoll.
Wilson ließ sich mit der Antwort Zeit. Die Angelegenheit drohte seiner Kontrolle zu entgleiten. „Ja“, gab er zu, „ja, ich glaube, ich kenne dich. Aber was, zum Teufel suchst du denn hier? Und warum versuchst du, den Plan auffliegen zu lassen?“
Sein Faksimile sah ihn an. „Keine Zeit für langatmige Erklärungen. Ich weiß mehr darüber als du – das wirst du zugeben müssen – und folglich kann ich ihn auch besser beurteilen. Er geht nicht durch das Tor!“
Die offensichtliche Arroganz des anderen brachte Wilson gegen ihn auf. „Ich gebe überhaupt nichts dergleichen zu …“ begann er.
Das Läuten des Telephons unterbrach ihn. „Nimm den Hörer ab!“ rief Nummer Drei scharf.
Die beschwipste Nummer Zwei blickte ihn streitlustig an, nahm aber den Hörer ab. „Hallo … Ja. Wer spricht da? … Hallo. Hallo!“ Er tippte ein paarmal auf die Gabel und schmiß dann den Hörer darauf.
„Was war da los?“ fragte Wilson verärgert, weil er den Anruf nicht selbst hatte beantworten können.
„Nichts. Irgendein Verrückter mit einem fehlgeleiteten Sinn für Humor.“ In diesem Augenblick läutete das Telephon wieder. „Da ist er nochmal!“
Wilson versuchte den Hörer abzunehmen, aber sein alkoholisierter Widerpart war schneller und schob ihn beiseite.
„Hör zu, du verkümmerter Gartenzwerg! Ich bin ein vielbeschäftigter Mann und kein telephonisches Auskunftsbüro! … Wie? Oh, du bist’s Genevieve. Hör – es tut mir leid. Ich möchte mich entschuldigen … Das Ganze ist ein Mißverständnis, Liebling. Ein Kerl hat mich über das Telephon belästigt, und ich dachte, er sei es schon wieder. Du weißt doch, daß ich nicht so mit dir reden würde, Baby … Wie bitte? Heute nachmittag? Sagtest du heute nachmittag? … Gewiß doch. Prächtig. Weißt du, Liebling, ich bin im Augenblick etwas durcheinander. Hab’ den ganzen Tag lang Ärger gehabt, und jetzt wird’s noch schlimmer. Heut’ abend komm’ ich zu dir, dann reden wir nochmal darüber. Aber ich weiß genau, daß ich meinen Hut nicht in deinem Apartment gelassen habe … Wie bitte? Oh, gewiß doch! Jedenfalls komm’ ich heut’ abend zu dir. Wiedersehn.“
Wilson wurde fast übel, als er sein früheres Ich so schmeichlerisch auf die Forderungen dieses an sich so hartnäckig an ihm hängenden Frauenzimmers eingehen hörte. Warum legte er nicht ganz einfach den Hörer auf? Der Gegensatz zu Arma war geradezu überwältigend – der Gedanke an sie machte ihn entschlossener denn je, seinen Plan durchzuführen, wenn seine letzte Ausgabe ihn auch warnte.
Nachdem sein früheres Ich den Telephonhörer aufgelegt hatte, wandte es sich ihm zu, entschieden die Anwesenheit des dritten Mannes ignorierend: „Also gut, Joe; ich bin bereit, mitzukommen, wenn du soweit bist.“
„Fein!“ stimmte Wilson erleichtert zu. „Du brauchst nur hindurchzugehen, das ist alles.“
„Nein, das wirst du nicht tun!“ Nummer Drei versperrte den Weg. Wilson wollte Einspruch erheben, aber ein unberechenbares erstes Ich kam ihm zuvor: „Hör mal zu, Bursche! Du platzt hier so einfach herein, als ob ich da überhaupt kein Wörtchen mitzureden hätte! Wenn du was dagegen hast, spring meinetwegen ins Wasser – ich bin gerade in der richtigen Stimmung, dir dabei zu helfen! Hast du noch was zu sagen?“
Fast ohne jeden Übergang begannen sie sich zu prügeln. Wilson beteiligte sich vorsichtig und spähte nach einer Gelegenheit aus, Nummer Drei mit einem entscheidenden Schlag außer Gefecht zu setzen.
Er versäumte dabei jedoch, seinen betrunkenen Verbündeten im Auge zu behalten. Ein unkontrollierter Schwinger aus dessen Richtung prallte an seinem bereits schwer mitgenommenen Gesicht ab und bereitete ihm unerträgliche Schmerzen. Seine Oberlippe, aufgesprungen und empfindlich von seinem ersten Gefecht, bekam das meiste ab. Er krümmte sich und sprang zurück. Wie durch einen Nebelvorhang drang ein Laut in sein Bewußtsein, ein dumpfes Klatschen. Mühsam konzentrierte er sich und sah gerade noch die Füße eines Mannes durch das Tor verschwinden. Nummer Drei stand davor. „Jetzt hast du’s geschafft!“ sagte er bitter zu Wilson, während er die Knöchel seiner linken Hand massierte.
Diese offensichtlich unfaire Anschuldigung kam bei Wilson gerade im unrechten Moment an. Sein Gesicht kam ihm wie das Experimentierfeld eines Sadisten vor. „Ich?“ erwiderte er
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