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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Tragen derselben Mode in mehr als einer Saison. Mit diesem letzten Plan verfolgte er eine List. Er nahm an, wenn er erst einmal die Eitelkeit der Frauen erweckt hätte, würde das die Männer zwingen, sich um die Erfüllung ihrer Wünsche zu bemühen. Was der Kultur hier fehlte, war der innere Antrieb – es ging langsam, aber sicher, mit ihr bergab. Und diesen Antrieb wollte er ihr geben.
Seine Untertanen kamen seinen Wünschen zwar nach, machten dabei aber immer einen leicht erstaunten Eindruck – ihr Tun glich mehr dem Gehorsam eines Hundes, der ein Kunststück ausführt, nicht weil er die Notwendigkeit einsieht, sondern weil sein Herr es so wünscht. Er hatte die Sache bald satt.
Aber das Rätsel der Erhabenen, und besonders das Rätsel ihres Tores zur Zeit, beschäftigte weiterhin seinen Geist. Seiner ganzen Natur nach war er zur Hälfte Arbeitstier, zur Hälfte Philosoph. Jetzt war der Philosoph an der Reihe.
Für seinen Intellekt war es eine Notwendigkeit, daß er sich im Geiste ein physikalisch-mathematisches Modell für die Phänomene konstruieren konnte, die durch das Tor zur Zeit ausgelöst wurden. Er brachte auch eins zustande – vielleicht kein sehr gutes, aber es entsprach wenigstens ungefähr allen Anforderungen. Man denke sich eine glatte Fläche, ein Stück Papier oder, besser noch, ein seidenes Taschentuch – Seide, weil sie nicht starr ist und sich leicht falten läßt, dabei aber mit allen wesentlichen Eigenschaften eines zweidimensionalen Kontinuums durch die Oberfläche der Seide an sich ausgestattet ist. Sodann stelle man sich die Schußfäden als Dimension – oder Laufrichtung – der Zeit, die Kettfäden als die drei Dimensionen des Raumes vor. Ein Tintenfleck auf dem Taschentuch wird zum Zeittor. Indem man das Taschentuch faltet, drückt dieser Fleck sich auf irgendeiner anderen Stelle der Seide ab. Alsdann presse man die beiden Flecken zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen; die Steuerung ist eingestellt, das Tor geöffnet, ein mikroskopischer Bewohner der Seide kann von dem einen Stück Stoff zum anderen hinüberkrabbeln, ohne einen Teil der Oberfläche des Tuches überqueren zu müssen.
Das Modell ist unvollkommen, denn das Bild ist statisch; aber ein körperliches Bild ist notwendigerweise durch das Wahrnehmungsvermögen der darstellenden Person begrenzt.
Er konnte zu keinem Schluß kommen, ob die Vorstellung des Übereinanderfaltens eines vierdimensionalen Kontinuums – dreier räumlicher und einer zeitlichen Dimension –, um damit die ‚Öffnung’ des Tores darzustellen, das Vorhandensein höherer Dimensionen zur Verwirklichung dieser Faltung erforderte oder nicht. Es schien zwar so, konnte aber genauso durch die begrenzte Fassungskraft des menschlichen Verstandes bedingt sein. Nichts als leerer Raum wurde für die ‚Faltung’ benötigt, aber ‚leerer Raum’ war auch so ein Ausdruck, der sich jeder formelmäßigen Deutung widersetzte – er kannte sich genügend in Mathematik aus, um das zu wissen.
Wenn höhere Dimensionen nötig waren, um ein vierdimensionales Kontinuum zu ‚halten’, waren die Dimensionen von Raum und Zeit notwendigerweise unendlich; eine jede Ordnung benötigte dann die nächsthöhere Ordnung, um sie zu halten.
Aber ‚unendlich’ war ein weiterer nicht fest zu umreißender Begriff ‚Offene Reihe’ war etwas besser, aber nicht viel.
Eine andere Überlegung brachte ihn zu dem zwangsläufigen Schluß, daß zumindest eine weitere Dimension neben den vier, die seine Sinne wahrnehmen konnten, existieren mußte: das Tor zur Zeit selbst. Er wurde mit der Zeit sehr geschickt in der Handhabung der Steuerung, kam aber nie auch nur andeutungsweise dahinter, wie der Mechanismus arbeitete oder wie das Gerät erbaut war. Ihm schien, daß seine Erbauer notwendigerweise die Fähigkeit besessen haben mußten, außerhalb der ihm gesetzten räumlichen und zeitlichen Grenzen zu stehen, um das Tor im Gewebe von Raum und Zeit verankern zu können. Und das überstieg wiederum sein Vorstellungsvermögen.
Er vermutete, daß die Einrichtungen, die er sehen konnte, nur ein Teil des Ganzen waren, der in den Raum hindurchragte, den er kannte. Der Palast selbst mochte nicht mehr als nur ein dreidimensionaler Teil eines unendlich komplizierten Gebäudes sein. Eine solche Vorstellung half auch, die sonst völlig unverständliche Architektur des gewaltigen Baues zu erklären.
Er wurde regelrecht besessen von dem überwältigenden Wunsch, mehr über diese merkwürdigen Geschöpfe

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