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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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zu schwach, als daß er mit Sicherheit erkennen konnte, ob eine davon er selbst war. Er beugte sich vor und studierte die Szene.
    Plötzlich hörte einen dumpfen Aufschlag außerhalb der Steuerkanzel. Er richtete sich auf und blickte über die Seitenwand.
    Auf dem Fußboden lag ausgestreckt ein bewußtloser Mann. Ganz in der Nähe entdeckte er einen zerdrückten, schon reichlich mitgenommenen Hut.
    Erstarrt blieb er stehen und merkte nicht, wieviel Zeit verstrich, während er auf die beiden hinabblickte, den Hut und den Mann, und während das Unfaßbare dieses Vorganges an den Grundfesten seines Verstandes rüttelte. Er brauchte die bewußtlose Gestalt nicht näher zu untersuchen, um sie zu identifizieren. Er wußte … er wußte – daß es sein jüngeres Ich war, das er dort nolens volens durch das Tor zur Zeit geschlagen hatte.
    Es war nicht die Tatsache an sich, die ihn so erschütterte. Er hatte dieses Ereignis zwar kaum mehr erwartet, da er halbwegs zu dem Schluß gekommen war, daß er in einer anderen Zukunft lebte, welche diejenige, in der er ursprünglich das Tor zur Zeit durchquert hatte, ausschloß; aber im Unterbewußtsein hatte er trotzdem damit gerechnet, so daß es ihn jetzt nicht sonderlich überraschte.
    Als es ‚damals’ passierte, war er selbst der einzige Zuschauer gewesen!
Er war Diktor. Er war der Diktor. Er war der einzige Diktor!
Er würde Diktor nie wiederfinden, noch sich mit ihm auseinandersetzen müssen. Er brauchte sein Kommen nicht zu fürchten. Es hatte nie eine andere Person namens Diktor gegeben, und es würde nie einen anderen Diktor geben, denn Diktor war er selbst und würde es bleiben.
Rückblickend schien es offensichtlich zu sein, daß er allein Diktor sein mußte; es gab so viele kleine Beweisteilchen, die darauf hindeuteten. Und doch war es wiederum nicht so offensichtlich. Jede Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Diktor seiner Erinnerung war, wie er feststellte, aus rationalen Beweggründen entstanden – gewöhnlich aus seinem Verlangen, die hervorstechenden Merkmale des ‚anderen’ nachzuahmen und dadurch seine eigene Machtposition und Autorität fest zu begründen, bevor der ‚andere’ Diktor wieder auftauchte. Aus dieser Überlegung heraus hatte er sich auch in denselben Gemächern niedergelassen, die ‚Diktor’ benutzt hatte, damit er ‚ältere’ Rechte darauf geltend machen konnte.
Gewiß, sein Volk nannte ihn Diktor, aber dabei hatte er sich nichts gedacht – sie nannten jeden so, der Herrscherfunktionen ausübte, sogar die kleinen Unterhäuptlinge, die seine örtlichen Verwalter waren.
Er hatte sich genauso einen Bart wachsen lassen, wie Diktor ihn getragen hatte; teils in einfacher Nachahmung des ‚anderen’ Mannes, mehr aber, um sich von den bartlosen Männern der Verlassenen deutlich zu unterscheiden. Es erhöhte sein Prestige und verstärkte sein Tabu. Er betastete sein bärtiges Kinn. Sonderbarerweise war es ihm nie aufgegangen, daß sein gegenwärtiges Aussehen völlig mit dem ,Diktors’ übereinstimmte. ,Diktor’ war ihm eigentlich immer wesentlich älter vorgekommen. Er selbst war erst zweiunddreißig – zehn Jahre hier, zweiundzwanzig Jahre drüben.
Er hatte ‚Diktor’ für ungefähr fünfundvierzig gehalten. Vielleicht würde ein unvoreingenommener Beobachter ihn selbst genauso alt einschätzen. Seine Haare und sein Bart waren graumeliert – seit jenem Jahr, als er so erfolgreich den Erhabenen nachspioniert hatte. Sein Gesicht war von Falten durchzogen. Das Regieren eines Landes, selbst eines friedvollen Arkadiens, bringt eben Sorgen mit sich, läßt einen manche Nacht nicht zur Ruhe kommen.
Nicht, daß er sich beklagen wollte – es war ein gutes Leben, ein großartiges Leben, das alles übertraf, was die alte Vergangenheit zu bieten hatte.
Auf jeden Fall hatte er stets nach einem Mann Mitte der vierziger Jahre Ausschau gehalten, an dessen Gesicht er sich nach zehn Jahren nur undeutlich erinnerte und von dem er keine Photographie besaß. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, jenes verschwommene Gesicht zu seinem eigenen in Beziehung zu setzen; natürlich nicht.
Doch da waren noch andere Kleinigkeiten. Arma zum Beispiel. Vor ungefähr drei Jahren hatte er ein geeignet erscheinendes Mädchen ausgesucht und in seine Dienerschaft eingereiht; in sentimentaler Erinnerung an das Mädchen, das er einst so gern gemocht, hatte er sie Arma genannt. Logischerweise war es unumgänglich, daß die beiden dasselbe Mädchen waren – nicht zwei Armas,

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