Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
sondern nur eine.
Doch so, wie er sie in der Erinnerung hatte, war die ‚erste’ Arma viel schöner gewesen.
Hmmm – in dieser Beziehung mußten sich wohl seine Ansichten geändert haben. Es ließ sich nicht leugnen, daß er viel mehr Gelegenheit gehabt hatte als sein junger Freund dort drüben, erlesener Frauenschönheit überdrüssig zu werden. Schmunzelnd erinnerte er sich daran, wie er seine Person mit einem ausgeklügelten System von Tabus hatte umgeben müssen, um sich die heiratsfähigen Töchter seiner Untertanen vom Leibe zu halten. Er hatte eine bestimmte Bucht des an dem Palast vorbeifließenden Flusses seiner alleinigen Benutzung weihen lassen, damit er schwimmen konnte, ohne jedesmal von Meerjungfrauen umgarnt zu werden.
Der Mann auf dem Fußboden stöhnte, öffnete aber nicht seine Augen.
Wilson, der Diktor, beugte sich über ihn, machte aber keine Anstalten, ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Er hatte allen Grund zu der festen Annahme, daß der Mann nicht ernsthaft verwundet war. Er wünschte nicht, daß er erwachte, bevor er selbst seine Gedanken völlig geordnet hatte.
Denn auf ihn wartete jetzt Arbeit – eine Arbeit, die mit peinlicher Genauigkeit verrichtet werden mußte, um jeden Fehler auszuschließen. Jedermann, so dachte er mit verschlagenem Lächeln, macht Pläne zur Sicherung seiner Zukunft. Er selbst schickte sich jetzt offensichtlich an, seine Vergangenheit zu sichern.
Zunächst war die Frage zu klären, wie er das Zeittor einstellen mußte, wenn er später sein früheres Ich zurückschicken wollte. Als er vor ein paar Minuten die Szene in seinem Zimmer eingestellt hatte, war er gerade zurechtgekommen, um sein früheres Ich herübersegeln zu sehen. Um ihn zurückzuschicken, mußte er den Zeitknopf ein winziges Stück zurückdrehen, bis zu einem Augenblick um etwa zwei Uhr jenes Nachmittags. Das würde recht einfach sein; er brauchte nur einen kurzen Zeitsektor abzusuchen, bis er sein früheres Ich allein und an seinem Schreibtisch arbeitend vorfand.
Aber das Tor zur Zeit war zu einer späteren Stunde in seinem Zimmer erschienen – das hatte er selbst gerade veranlaßt! Verwirrt schüttelte er den Kopf.
Halt, einen kleinen Augenblick – wenn er die Zeiteinstellung veränderte, würde das Tor zu der gewünschten früheren Zeit in seinem Zimmer erscheinen, dort stehenbleiben und sich einfach ungefähr eine Stunde später in sein ,Wiedererscheinen’ einblenden. Ja, so war es richtig. Jemandem, der sich während dieser Zeit im Zimmer aufhielt, würde es einfach so vorkommen, als ob das Tor zur Zeit ununterbrochen seit ungefähr zwei Uhr dagewesen wäre.
Und daß es sich so verhielte, dafür wollte er sorgen.
So vertraut er auch mit den verblüffenden Phänomenen war, die durch das Zeittor bewirkt wurden, erforderte es doch von ihm eine gewaltige Anstrengung seines ganzen Scharfsinnes, anders als in kontinuierlichen Zeitabläufen zu denken, gewissermaßen einen zeitlosen Standpunkt einzunehmen.
Dort lag übrigens der Hut. Er hob ihn auf und probierte ihn. Er paßte nicht mehr so gut, zweifellos, weil er sein Haar jetzt länger trug. Der Hut mußte irgendwo verstaut werden, wo man ihn wiederfände. Ach richtig, in der Steuerkanzel. Und auch das Notizbuch.
Das Notizbuch, das Notizbuch – hmmm, eine merkwürdige Geschichte! Als das von ihm gestohlene Notizbuch Eselsohren bekommen hatte und fast bis zur Unleserlichkeit abgenutzt war, hatte er den Inhalt vor ungefähr vier Jahren sorgfältig in ein neues Notizbuch abgeschrieben – mehr um seine Englischkenntnisse aufzufrischen, als daß er es noch als Sprachführer benötigte. Das verschlissene Notizbuch hatte er anschließend vernichtet; es war also das neue, das er holen und hier zurücklassen mußte, damit sein jüngeres Ich es fände.
Folglich hatte es niemals zwei Notizbücher gegeben!
Sein jetziges Notizbuch würde, nachdem es durch das Tor getragen und zehn Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt worden war, das Notizbuch sein, aus dem er es abgeschrieben hatte. Sie waren einfach verschiedene Abschnitte desselben physikalischen Prozesses, der auf beiden Seiten des Tores gleichzeitig und nebeneinander für die Dauer einer gewissen Zeit ablief. So wie auch er selbst Teil dieses Prozesses gewesen war – an einem bestimmten Nachmittag.
Er wünschte, daß er das ausgediente Notizbuch nicht weggeworfen hätte. Wenn er es jetzt zur Hand hätte, könnte er sich selbst überzeugen, daß beide identisch waren, bis auf die Abnützung durch
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