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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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eine schmale Wendeltreppe hinab und gelangte in einen kleinen Vorraum, wo ein
     Schweizergardist neben einer prächtig geschnitzten Eichenholztür Wache stand. Es bedurfte nur eines knappen Nickens des betagten
     Kardinals, schon gab der Gardist die geheime Kombination in eine Tastatur ein und entriegelte die Tür für ihn. Der Türriegel
     schnappte laut auf, und sofort hallte das Geräusch vom Kalkstein der Treppe wider. Wortlos trat Brugnone an dem Gardisten
     vorbei in die tonnengewölbte Krypta ein, und die Tür schloss sich knarrend hinter ihm.
    Während sich seine Augen allmählich an das schwache Licht gewöhnten, überzeugte er sich, dass er tatsächlich allein in dem
     höhlenartigen Raum war. Dann ging er hinüber zu dem Schrank mit den Karteikarten. Die Krypta schien vor Stille zu summen,
     ein merkwürdiger Eindruck, der Brugnonelange Zeit verunsichert hatte, bis er erfahren hatte, dass es dieses Summen tatsächlich gab. Es lag knapp jenseits der Grenzen
     des bewussten Hörvermögens und wurde von einem hochmodernen Klimakontrollsystem verursacht, das für gleich bleibende Temperatur
     und Luftfeuchtigkeit sorgte. Brugnone konnte spüren, wie sich in der exakt kontrollierten, trockenen Luft seine Adern verengten,
     während er in einer Karteischublade blätterte. Hier unten fühlte er sich überhaupt nicht wohl, aber dieser Abstecher war leider
     unumgänglich. Mit zitternden Fingern blätterte er. Das, wonach Brugnone suchte, war in keinem der bekannten Verzeichnisse
     und Inventarlisten der im Archiv aufbewahrten Sammlungen aufgeführt, nicht einmal im
Schedario Grampi
, der gigantischen Kartei mit fast einer Million Karten, auf denen praktisch der gesamte Archivbestand bis zum achtzehnten
     Jahrhundert verzeichnet war. Doch Brugnone wusste, wo er zu suchen hatte. Dafür hatte sein Mentor Sorge getragen, kurz vor
     seinem Hinscheiden.
    Endlich fiel sein Blick auf die Karte, nach der er gesucht hatte. Er zog sie heraus.
    Brugnones dunkle Vorahnungen verstärkten sich, während er die Regale mit Foliobänden und Büchern durchging. Aus jedem Regalfach
     baumelten unzählige zerschlissene rote Bänder, mit denen offizielle Dokumente in früheren Zeiten verschnürt worden waren.
     Ein kalter Schauer rieselte ihm über den Rücken, als er endlich fündig wurde.
    Unter einigen Mühen zog er einen großen, uralten, in Leder gebundenen Band aus dem Regal und ging damit hinüber an einen schlichten
     Holztisch.
    Brugnone nahm Platz und schlug das Buch auf. Die dicken, reich mit Abbildungen geschmückten Seiten knistertenbeim Umblättern in der Stille. Nicht einmal in dieser geschützten Umgebung war das Buch vom Zahn der Zeit verschont geblieben:
     Die Pergamentseiten waren verwittert, und in der Tinte enthaltenes Eisen hatte Rostfraß ausgelöst, mit der Folge, dass jetzt
     an manchen Stellen, wo sich einstmals anmutige Striche des Künstlers befunden hatten, winzige Schlitze in den Abbildungen
     klafften.
    Brugnones Puls beschleunigte sich. Keine Frage, er war am Ziel. Als er die nächste Seite umblätterte, schnürte es ihm die
     Kehle zu: Da war sie, die gesuchte Information.
    Er betrachtete die Illustration. Sie zeigte eine komplizierte Anordnung miteinander verzahnter Rädchen und Hebel. Er warf
     einen Blick auf die mitgebrachte E-Mail und nickte.
    Brugnone spürte, wie sich direkt hinter seinen Augen ein Schmerz ankündigte. Er rieb sich über die Lider, bevor er wieder
     die Zeichnung anstarrte. Er kochte vor Zorn.
Welcher pflichtvergessene Mensch trug Schuld daran, dass das passieren konnte?
Dieses Objekt hätte den Vatikan niemals verlassen dürfen, überlegte er – und ärgerte sich gleich darauf über sich selbst.
     Er vergeudete selten Zeit damit, das Offensichtliche noch einmal festzustellen. Dass ihm das jetzt unterlief, bewies nur,
     wie besorgt er war. Wobei Besorgnis nicht der angemessene Ausdruck war. Diese Entdeckung war ein grässlicher Schock gewesen.
     Zum Glück wussten nur ganz wenige Eingeweihte, selbst hier im Vatikan, Bescheid über den sagenumwitterten Zweck dieser einzigartigen
     Maschine.
    Wir haben es uns selbst zuzuschreiben. Das konnte nur passieren, weil wir dieses Geheimnis allzu sorgsam gehütet haben.
    Brugnone erhob sich. Ehe er das Buch an seinen Platz im Regal zurückstellte, schob er die Karteikarte, die er aus dem Kasten
     mitgenommen hatte, wahllos zwischen die Seiten.Dass irgendjemand anders zufällig auf dieses Buch stieß, durfte nicht passieren.
    Brugnone

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