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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Schlauchboot, das die Taucheran Steuerbord angeleint hatten. Fieberhaft noch Erinnerungen an den FB I-Trainingskurs bei der Küstenwache hervorkramend, löste er die Halterung, packte die Halteleinen und hielt die Luft an, als sein Gefährt
     vom Patrouillenboot katapultiert wurde und aufs tosende Wasser schlug.

KAPITEL 78
    Mit einigen Mühen gelang es ihm, den Motor zu starten und das Schlauchboot zu der Stelle zu steuern, an der er die gekenterte
Savarona
zuletzt gesehen hatte. Er verließ sich auf Instinkt und Hoffnung, da er jegliche Orientierung verloren hatte. Kaum dass man
     erkennen konnte, wo das Meer aufhörte und der Himmel begann.
    Die See hob und senkte sich Schwindel erregend, immer wieder begruben Wellen das winzige Boot. Er konnte sich nur an die Griffe
     klammern, während der Motorlärm zu einem höllischen Kreischen anschwoll, sobald die Schraube aus dem Wasser tauchte.
    Endlose Minuten später entdeckte er eine eckige braune Form, die aus einem Wellental ragte und wie ein Loch im Meer aussah.
     Er spannte die Muskeln an und hielt mit dem kleinen Außenbordmotor darauf zu, doch die Wellen brachten ihn ständig vom Kurs
     ab.
    Noch immer keine Spur von Tess.
    Je näher er kam, desto entsetzlicher wurde der Anblick. Um den Rumpf der
Savarona
herum bewegten sich die Trümmer wie in einem unheimlichen Totentanz. Das Achterdeck war völlig versunken, der Bug ragte noch
     wie ein Eisberg aus dem Wasser. Langsam ging er nun ebenfalls unter.
    Verzweifelt suchte er nach Überlebenden. Plötzlich sah erTess. Sie trieb in einer orangen Schwimmweste auf den Wellen und winkte wild mit den Armen.
    Er steuerte das Schlauchboot auf sie zu, umschiffte den großen, mit Entenmuscheln bedeckten Rumpf, ließ sie jedoch nicht aus
     den Augen. Als er nah genug war, griff er nach ihrem ausgestreckten Arm, verfehlte sie, versuchte es noch einmal und konnte
     ihre Finger endlich fest umschließen.
    Als er Tess ins Boot zog, huschte ein schwaches Lächeln über sein Gesicht. Sie strahlte vor Erleichterung, bevor sich ihre
     Augen mit neuer Angst füllten. Reilly drehte sich um und sah gerade noch, wie eine brechende Welle ein großes Trümmerteil
     von der
Savarona
herabschleuderte.
    Alles wurde schwarz.
     
    Tess war sich sicher, sie würde sterben. Orientierungslos und verwirrt trieb sie in der See und traute ihren Augen nicht,
     als sie Reilly im Schlauchboot auf sich zukommen sah.
    Mit letzter Kraft ergriff sie seine ausgestreckte Hand und hievte sich in das kleine Boot. Im nächsten Augenblick traf ihn
     die Holzplanke mit voller Wucht am Kopf und schleuderte ihn über den Bootsrand.
    Tess glitt zurück ins Wasser und packte ihn, während sie sich mit der anderen Hand an der Halteleine des Schlauchboots festklammerte.
     Seine Augen waren geschlossen, der Kopf hing schlaff in der Nackenstütze der Schwimmweste. Aus einer klaffenden Wunde an der
     Stirn quoll Blut, doch es wurde gleich vom schäumenden Wasser fortgewaschen.
    Sie wollte ihn ins Boot zurückschieben, es war unmöglich. Allein der Versuch raubte ihr die letzte Kraft. Das Rettungsboot
     erwies sich als Last, da es voll lief und sie zu rammendrohte. Schweren Herzens ließ sie den Griff los und klammerte sich an Reilly.
    Sie sah dem Schlauchboot nach, während sie Reillys Kopf mit Mühe über Wasser hielt. Nur nicht das Bewusstsein verlieren, dachte
     sie verzweifelt. Der Sturm tobte weiter, und Tess spürte ihre Kräfte rapide schwinden.
    Da entdeckte sie ein langes Stück Holz, eine Art Klapptür. Verzweifelt schwamm sie darauf zu, Reilly im Schlepp. Mühsam hievte
     sie ihn hinauf und sicherte sich und ihn mit einem Seil, das an der Platte hing. Dazu hakte sie noch die Schwimmwesten aneinander.
     So würden sie wenigstens nicht getrennt werden. Der Gedanke entfachte einen leisen Hoffnungsfunken in ihr.
    Tess schloss die Augen und atmete tief ein. Panik konnte sie sich nicht leisten. Sie musste genügend Kraft finden, um sich
     und Reilly auf dieser winzigen Plattform zu halten. Es blieb ihr nichts, als sich hinzulegen und sich von Wind und Wellen
     treiben zu lassen.
    Das improvisierte Floß schien für einen Augenblick zur Ruhe zu kommen, und sie öffnete hoffnungsvoll die Augen.
    Über ihr ragte eine riesenhafte Welle empor, größer als jene, die die
Savarona
zum Kentern gebracht hatte. Reglos schien sie in der Luft zu verharren, als wollte sie Tess verspotten.
    Sie klammerte sich eng an Reilly, schloss die Augen und wartete auf den Schlag. Die Welle

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