Scudders Spiel
vorausgegangener Besuch mitgeschnitten worden sein mußte. Vermutlich konnte er das gleiche wieder erwarten. Er rief den Informationsausdruck des Tages ab und wünschte Scudder viel Glück – zwei Stunden Arbeit mit den Geschäftsspielen würden ziemlich langweilig anzuhören sein. Er wählte die Frequenz der Zentrale, schaltete den Zerhacker ein und meldete sich.
Sein Koordinator sah wild und struppig aus, als hätte er sich nach einem festlich begangenen Huppeltag mit Kompensatoren aufgeputscht.
»Dann also los! Was ist heute fällig? Meine Sekretärin hat die verdammte Liste verlegt.«
»Freizeitindustrie, Sir.«
»Mein Gott. Ausgerechnet. Wer ist für Tennis zuständig? Nun machen Sie schon, Mann!«
Pete überflog seinen Informationsausdruck. »Die Ergebnisse über die Parsons-Scubagill-Kampagne liegen vor. Und Konsumentenreaktionen auf das Preisausschreiben über synthetische Platzbeschichtungen … Ich sehe, wir haben auch die Entscheidung des Nationalen Golfverbandes über die energieverstärkten Schläger. Und diese Übernahme – Polymetric-Lederwaren scheint sich überraschend gut zu halten, wenn man …«
»Um Christi willen, Pete, von wo aus rufen Sie? Ich sehe Sie durch einen Dunst. Haben Sie dort Smogalarm?«
»Sie sehen auch nicht allzu gut aus.«
»Witzbold. Ich spreche von der verdammten Bildqualität. Sie rufen von außerhalb der Stadt, nicht wahr?«
»Ich bin hier oben im Haus meines Vaters, Sir. Er …«
»Nun, ich schlage vor, Sie überprüfen Ihre Frequenzeinstellung. Wenn über weite Distanz mit dem Zerhacker gearbeitet wird, kommen leicht Verzerrungen zustande.«
»Ich überprüfe, Sir.« Pete beugte sich vor und fummelte an den unvertrauten Einstellknöpfen.
»Und machen Sie schnell! Vermutlich verbreiten Sie Störungen wie ein durchgegangener Reaktor.«
Pete fand die Feineinstellung. Um Sendefrequenz für die rund zwanzig Millionen privaten Benutzer zu schaffen, wurden Bildinformationen in Phasen entlang einer gemeinsamen Frequenz gespeichert. Das war immer eine schwierige Sache, und der Einsatz von Zerhackern machte sie noch schwieriger. Er drehte die Einstellscheibe, beobachtete das grüne Signal und schaltete wieder ein.
»Ah, da sind Sie ja. Der Dunst löst sich auf – es werde Licht, sagte der Mann, und siehe, es ward Licht. Sehen wir zu, daß es dabei bleibt, nicht wahr?«
»Es ist Spiel in dem Schalter. Ich glaube, ich habe die Einstellung fixiert.«
»Die Wunder und Geheimnisse der modernen Wissenschaft. Nun, wo waren wir stehengeblieben?«
Pete beschloß, die fehlerhafte Einstellung seinem Vater gegenüber zu erwähnen und befragte wieder seinen Plan. »Polymetric-Lederwaren, Sir, und die versuchte Übernahme durch Bettaballs.«
»Mein Gott, auf was für Namen die kommen … Richtig, Pete, gehen wir an die Arbeit!«
Sie diskutierten Marktentwicklungen, die gesamtwirtschaftliche Lage und prophezeiten ausländischen Druck. Die Taktiken, mit denen Petes Wettbewerber aufwarten könnten, und mögliche Reaktionen des Computers. Dieser war tatsächlich ebenso unberechenbar wie jedes reale Marktgeschehen. Ob man auf optimales Wachstum spielte, oder auf die höchste Profitrate des eingesetzten Kapitals, man arbeitete ins Ungewisse. Originalität des Produkts oder der Dienstleistung half, aber nur, wenn sie einen Gewinn abwarf. Hatte man sich erst auf die Geschäftsspiele eingelassen, so war man gefangen in einer zwar fiktiven, aber äußerst rücksichtslosen computergestützten kommerziellen Gemeinschaft, die sich über die ganze Welt erstreckte, und hatte sich gegen ziemlich gerissene Mitspieler zu behaupten.
Sie sprachen auch über Persönlichkeiten, Aggressionsfaktoren und Bewertungen des Spiels der vergangenen Woche. Da im September die Nationalen Ausscheidungen stattfanden, war es an der Zeit, definitive Ziele zu setzen. Die Teilnehmer mußten allmählich den Druck fühlen.
»Wir müssen hart sein, Pete. Unter uns gesagt, die Zentrale simuliert eine Rezession für die nächsten drei Monate, und da wird es nicht einfach sein. Überschuldung, Konkurse, das übliche Chaos. Sie werden viele Unglücksgeschichten zu hören bekommen und werden einfach hart sein müssen. Sagen Sie ihnen, Regeln sind Regeln. Und es ist eine harte Welt dort draußen, wo einem der scharfe Wind des Wettbewerbs um die Ohren weht.«
»Das tue ich immer, Sir.«
»Ja. Nun, machen Sie es ihnen klar. Es gibt viele gute Talente. Die Nationalen Ausscheidungen werden eine Bewährungsprobe sein.
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