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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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mit dem Tisch voller Getränke. »Kann ich Ihnen etwas einschenken, Mrs. Carter?«
    »Du bist ein Engel, weißt du das?«
    Er wählte Gin aus, fügte Sodawasser und einen Eiswürfel hinzu und tat eine Zitronenschnitte hinein. Leistete ihr mit einem Schluck Bourbon Gesellschaft. Sie setzten sich einander gegenüber an einen großen Kaffeetisch mit einer Schieferplatte.
    Mit einem Glas in der Hand blühte Millie Carter auf. »Ich mag deine Mutter. Ich liebe sie geradezu, weiß Gott. Aber es ist schon einer wie du nötig, um zu wissen, was gebraucht wird. Auf dein Wohl, Pete!«
    »Und auf das Ihre, Mrs. Carter!«
    Sie tranken.
    Millie lehnte sich zurück, schlug die rosa Hosenbeine übereinander. »Und nun zur Sache«, sagte sie.
    Pete wartete. Ihre bloßen Füße in Bastschuhen, ihre Knöchel waren knotig und von vortretenden Adern überzogen, und er versuchte nicht hineinzusehen. Das Stillschweigen zog sich in die Länge. Sie trank wieder, leerte ihr Glas. Er bot nicht an, es aufzufüllen.
    Sie trommelte mit goldenen Fingernägeln auf die Sofalehne, betrachtete sie interessant. Zuletzt hörte sie auf, blickte auf und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Wir brauchen deine Hilfe, Pete.«
    Dann erstarrte sie wieder. Pete versuchte ihr zu helfen. »Dazu bin ich hier, Mrs. Carter.«
    Sie nickte, dachte darüber nach. Als sie sprach, geschah es in einem Ton bemühter Ungezwungenheit. »Der arme Gaston hat die größten Schwierigkeiten mit seinem Schiedsrichter. Der Mann will einfach nicht Vernunft annehmen.«
    Ihm schwand der Mut. Das hatte er schon tausendmal erlebt. »Ich denke, das müssen die zwei untereinander ausmachen, Mrs. Carter«, sagte er mit Festigkeit.
    »Aber du bist selbst einer, nicht? Du weißt, wie diese Dinge gehandhabt werden?«
    »Gewiß. Deshalb sage ich, daß die beiden es untereinander ausmachen müssen.«
    »Richtig, Pete. Richtig … du mußt das sagen. Ich kann es verstehen. Was aber, wenn der Bursche einfach nicht fair spielt?«
    »Sie können jederzeit Beschwerde führen. Tragen Sie den Fall Ihrem Koordinator vor. Es steht alles in den Richtlinien.«
    »Das habe ich Gaston auch gesagt. Er …« Sie brach ab. »Wir sind in Schwierigkeiten, Pete. Bis an den Hals. Du mußt helfen. Es handelt sich um Immobilien, Bürogebäude weiß du, und …«
    »Dann kann ich wirklich nichts tun. Selbst wenn es erlaubt wäre, das ist nicht mein Gebiet. Ich bin in Konsumgütern …«
    »Aber es ist doch alles das gleiche, nicht? Wir wollen nur, daß dieser Schweinekerl von einem Schiedsrichter ein bißchen nachgibt. Es würde ihm nicht weh tun. Ich meine, er tut es für einen anderen, begünstigt diesen Kerl. Ist auf einen Kilometer zu sehen. Also …«
    Pete stand auf und trat an den massiv gemauerten Kamin. »Es tut mir leid, Mrs. Carter. Ich kann mich nicht zwischen einen Teilnehmer und seinen Schiedsrichter drängen.« Er wußte, daß es sich hochtrabend anhörte, aber es war ihm gleich. »Wenn Sie meinen, der Mann benehme sich unethisch, dann müssen Sie Beschwerde einlegen. Das ist sogar Ihre Pflicht.«
    »Dann wirst du nicht helfen?«
    »Ich kann nicht.«
    Er lehnte an der Kamineinfassung und starrte in die leere Feuerstelle. Hinter ihm war es jetzt still. Nur das allgegenwärtige leise Brandungsrauschen war zu hören. Er glaubte nicht einen Augenblick, daß Gastons Schiedsrichter mehr tat als seine Arbeit. Von rund hundert Beschwerden waren im letzten Jahr nicht mehr als drei als berechtigt anerkannt worden.
    Er hörte Millie Carter aufstehen, zum Getränketisch gehen und sich nachschenken. Der Flaschenkorken quietschte, der Eiswürfel klimperte im Glas.
    »Gaston ist ein reicher Mann«, sagte sie unvermittelt.
    Er schloß die Augen, als ob dies die Worte ungesagt machen könnte. Vielleicht konnte er so tun, als habe er sie nicht gehört.
    Aber sie ließ ihn nicht. »Ich meine, wirklich reich«, sagte sie. »Ich meine, heutzutage sind wir ja alle reich. Aber Gaston ist wirklich reich.«
    Er wandte sich mit einer müden Bewegung um und machte Anstalten, zur Tür zu gehen. »Mein Mittagessen wartet Mrs. Carter. Ich …«
    »Geh nicht!« Ihr Ton war unterwürfig, kaum mehr als ein Flüstern. »Ach Gott bitte laß mich nicht einfach hier sitzen!«
    Ihre Verzweiflung, die Häßlichkeit dieser Verzweiflung, widerte ihn an. Daß sie imstande war zu betteln, war unerträglich. Er blieb stehen und wandte sich zornig zu ihr um. »Ich könnte euch vor Gericht bringen«, sagte er hart. »Ich könnte euch beide

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