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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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auf Lebenszeit disqualifizieren lassen.«
    Es war eine nichtige Drohung. Ohne Zeugen konnte er nichts tun. Aber er wollte sie verletzen. Es war nicht recht, ihn so zu bedrängen.
    Sie stand im breiten Erkerfenster, scharf umrissen vor dem wolkenlosen Himmel. Aufrecht und ohne zu wanken widerstand sie seinem Zorn.
    »Ich könnte euch beide auf Lebenszeit disqualifizieren lassen«, sagte er noch einmal, um seine Rechtschaffenheit herauszustellen.
    »Nicht Gaston«, sagte sie. »Er hat nichts damit zu tun. Er sagte mir, ich solle nicht zu dir gehen.«
    Und auf einmal, angesichts solch trauriger Würde, war seine Rechtschaffenheit billig und ungeeignet. Sein Zorn verflog. »Warum sind Sie dann gekommen?« fragte er freundlich.
    »Gründe … Nichts, worüber du dir Gedanken machen müßtest.« Sie schien zu erschauern, blickte weg. »Und ich mir auch nicht, nehme ich an. Er wird bald auf und davon sein. Ich wußte es immer. So ist es mit dem Zusammenleben.« Sie schwieg, wandte sich wieder ihm zu. »So nennt man es doch? Zusammenleben?«
    Er zuckte die Achseln.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Mein Gott … mein Gott, Pete, es tut mir leid.«
    »Es macht nichts.«
    »Aber warum, Pete? Warum liegt manchen Leuten so ungeheuer viel an diesen Spielen?«
    Und alles fügte sich zum Bild. Gaston, im Immobiliengeschäft, Bürogebäude, dem schwindelhaftesten Sektor überhaupt, nichts als ein reicher Opportunist, mit seinen orangefarbenen Schuhen und seinem grauen rohseidenen Anzug alles andere als einer, der zu teilen bereit war, ein verwöhnter Junge, heiter und gut zu haben, wenn alles nach seinen Wünschen lief, ungerecht und eine Plage für seine Umgebung, wenn nicht. Und Millie seine Umgebung in diesen Wochen. Millie, die alles tat, was sie konnte, nur um zu überleben. Millie, für die Gemeinsamkeit und Teilen das Leben ausmachte, mit ihren »Wir brauchen deine Hilfe … wir stecken in Schwierigkeiten … wir …« Millie, die nicht einmal verstehen konnte, warum manchen Leuten so verdammt viel an den Spielen lag.
    Er hätte weinen können.
    »Dazu sind sie da«, sagte er ihr. »Für Leute, denen daran liegt. Männer und Frauen. Manche Frauen …« Nicht viele. Nicht Emma. Wahrscheinlich nicht Grace. Ganz gewiß nicht Millie Carter. »Man nennt es Wettbewerbsgeist.«
    Sie starrte ihn an. »Aber es ist doch nur ein Spiel.«
    Frauen spielten nicht Spiele. Oder jedenfalls nicht dieselben. Sein Vater auch nicht. »Ist es nicht besser so?«
    Sie hatte ihr Glas auf dem Tisch gelassen. Nun wandte sie sich um, trank es aus. »Ich weiß nur, daß es ihn wie verrückt macht, und daß es die Hölle ist, mit ihm zu leben.«
    »Warum schicken Sie ihn dann nicht zum Teufel?«
    Sie stellte das leere Glas weg. »Wie hart junge Leute heutzutage sind.«
    »Das ist nicht wahr.« Solcherart festgelegt, mußte er fortfahren. »Wir versuchen nur, uns nicht selbst zu quälen.«
    Sie sah ihren Ausweg. Lächelte ihm zu. »Pete, mein Junge, das ist ja gerade, was das Leben ausmacht. Uns selbst zu quälen. Laß es dir von einer sagen, die Bescheid weiß, Pete, Junge – das ist es, was das Leben ausmacht!«
    Der Satz trug sie bis zur Tür. Er widersprach ihr nicht. Er war wieder Pete mein Junge, und sie war Mrs. Carter. Er sparte sich die Mühe.
    Sie verhielt an der Tür, die Hand auf der Klinke. »Sag Maudie, daß ich ihr danke, ja?«
    »Natürlich.«
    »Und dir auch Dank. Wir alle haben unsere Probleme. Das ist gewiß.«
    Er hätte es gern geleugnet. Normalerweise hatte er einfach keine Probleme. »Gehen Sie ruhig heim, Mrs. Carter. Ich vermute, der Sturm wird sich längst gelegt haben. Sie werden sehen.«
    »Ich kann es nur hoffen.« Sie schaute ihn an, den Kopf auf die Seite geneigt. Sie brauchte noch etwas. »Weißt du, Pete, dieser Schnurrbart steht dir wirklich gut. Ganz der Stadtbewohner.«
    Das brachte sie hinaus und auf den Weg. Er lauschte, bis er ganz schwach die Hintertür hinter ihr ins Schloß fallen hörte. Sie zu ihren Problemen, er zu seinen. Scudder. Zurückkommen, sich befreien, weitermachen. Und das war Unsinn. Millie wußte es, und er jetzt auch.
    Er schüttelte den Kopf, stirnrunzelnd. Gott, wie schwerfällig er wurde. Millie zu ihrem Gaston, er zu Scudder. Warum die Mühe? Ja, wirklich, warum …? Er trug die zwei leeren Gläser zur Küche.
    Scudder wischte seinen Teller mit einem abgerissenen Brocken Brot sauber. Maudie saß ihm gegenüber und aß Käsegebäck. Es war selten, daß sie dieselben Mahlzeiten einnahm wie

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