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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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begannen ihn zu schmerzen. »Geistige Gesundheit ist kein nützliches Wort. Er funktioniert. Dank Ihrer Mutter.«
    Pete dachte darüber nach. »Sie sorgt sich um ihn. Hat Sie es Ihnen gesagt?«
    »Sie sagt mir vieles.«
    Professionelle Direktheit. Und jetzt professionelle Vertraulichkeit. Man konnte nicht gewinnen. »Ich finde, geistige Gesundheit ist ein sehr nützlicher Begriff. Wenn einer bei Verstand ist, behandle ich ihn entsprechend; ist er verrückt, behandle ich ihn wie einen Verrückten.«
    Dr. Besserman argumentierte nicht. »Sie erwähnten die allgemeine Situation. Was ist im Besonderen an der allgemeinen Situation?«
    Und Dr. Besserman, jetzt wieder in der Hose und wie einer in den Vierzigern aussehend, war immer noch alles, was Pete hatte. »Sie sagten, mein Vater sei ein zorniger Mann. Wie, wenn er etwas zu tun versuchte, um diesem Zorn Ausdruck zu geben?«
    »Ein gesundes Zeichen.«
    »Und wenn er die Gesetze übertritt?«
    »Dann sollte er in Gewahrsam genommen werden.«
    »Nicht gehindert?«
    »Sein Zorn würde nur ein anderes Ventil suchen.«
    Klickklick, Schattierungen von Spencers hochrotem Anzug.
    »Sollte man ihm nicht sagen, daß er sich in Gefahr begibt, inhaftiert zu werden?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ist das nicht ziemlich gönnerhaft?«
    »Das ist Ihr Problem. Es fügt dem seinigen nichts hinzu.«
    Ein neuer Gedanke.
    Alt.
    Ein neuer Gedanke?
    Eine Lüge.
    »Ich glaube doch.«
    »Das ist auch Ihr Problem.« Dr. Besserman stand auf. »Und ich berechne fünfzig Dollar für eine Konsultation.«
    Pete stand auch auf. Er zog seine Brieftasche, zählte die Scheine ab und reichte sie ihm. Dr. Besserman nahm sie an.
    Er sagte: »Wir sprachen über Ihr Problem.«
    »Das können Sie vergessen.«
    »Es hat interessante Aspekte.«
    »Ich sagte, daß Sie es vergessen können!«
    Dr. Besserman gab das Geld zurück. Pete nahm es. Er fand, daß er sich für Dr. Besserman zu erwärmen begann. Wenigstens hatte der Mann ein Gefühl für Humor.
    »Sind Sie ein guter Kopfdoktor?«
    »Soso.«
    »Meine Mutter findet Sie großartig.«
    »Ich kam zur rechten Zeit des Weges.«
    »Ist das alles?«
    »Und ich habe eine echte Vorliebe für Frauen über sechzig.«
    Worauf es sicherlich ankam, wenn man Frauen über sechzig zu therapieren hatte.
    Sie gingen zusammen den Strand entlang. Dr. Besserman war kenntnisreich. Er wußte Bescheid über Meerkohl, der mehr Eisen enthielt als frischer Spinat, und warum die Tölpel herumsitzen und ihre Flügel trocknen mußten. Er liebte die Küstenlandschaft, weil sie eine einzigartige und faszinierende Ökologie besaß. Pete erzählte ihm von der kommerziellen Hummerzucht und elektrostatischer Kontrolle des Seegangs.
    Als sie zum Haus zurückkehrten, hatte Maudie in ihrem eigenen kleinen Wohnzimmer, das Pete noch nicht gesehen hatte, einen Kartentisch vorbereitet, und sie spielten inmitten des klobigen Mobiliars aus den neunziger Jahren Rommé. Sie sagte, daß sie jeden Donnerstag Rommé spielten, nur zu zweit, daß es zu dritt aber besser sei. Pete, der die Regeln vergessen hatte und sehr schlecht spielte, bezweifelte das. Aber sie spielten eine Stunde lang, und Maudie gewann durch eigene Anstrengungen eine Schachtel Zündhölzer. Dann zog sie sich in die Küche zurück, um das Abendessen zu bereiten, und Dr. Besserman zeigte Pete, wie man fünf Stockwerke hohe Kartenhäuser baute, bis Scudder eintraf.
    Dr. Besserman verstand Scudder zu nehmen. Er war nicht kriecherisch, wie der Liebhaber seiner Frau, sondern großmütig wie ein verständnisvoller Gast. Er lachte über Scudders Späße, wenn sie lustig waren und lächelte in sein halbleeres Glas, wenn sie es nicht waren. Und er erzählte selbst Witze, etwas umständlich und wahrscheinlich apokryph, über die Schwierigkeiten, die der Beruf des Kopfdoktors mit sich brachte. So daß Petes zwischen dem Erwünschten und dem Realen schwankende Überlegungen in Bier und Fröhlichkeit untergingen.
    Erst nach einem lärmenden Abendessen und Dr. Bessermans von viel Gehupe begleiteter Abfahrt kam Pete in der fröstelnden Ernüchterung zu einer Bestandsaufnahme. Und zu der Erkenntnis, daß der andere ihn mit bewundernswerter Geschicklichkeit zum besten gehabt hatte.
    Er wartete, bis die Heckleuchten von Dr. Bessermans Wagen hinter den Bäumen verschwunden waren, dann schlenderte er zurück ins Haus und ließ Scudder und Maudie weiterwinken. Er setzte sich in das grüne italienische Wohnzimmer. In mancher Weise, dachte er, war seine Mutter

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