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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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richtig üblen Kater.«
    »Ich verstehe. Nun, macht weiter, mein Herr.« Itkovian warf seinen beiden Boten einen Blick zu. »Wir müssen dem Todbringenden Schwert eine Botschaft übermitteln … und diesem Fremden …«
     
    Grantls Rückhandhieb ließ den Weidenschild des Bekliten förmlich bersten. Die schartige, blutverschmierte Machete in der anderen Hand des Karawanenführers zuckte geradewegs nach unten, drang durch Helm und Schädel. Hirnmasse und Blut spritzen über seinen Handschuh. Der Beklite fiel mit zuckenden Gliedern zur Seite.
    Grantl wirbelte herum, wischte die Schweinerei von seiner Klinge. Ein Dutzend Schritte hinter ihm ragte ihr Banner über seinen verwegen aussehenden Gefolgsleuten auf – eine zerrissene, hellgelb gefärbte Tunika, mittlerweile mit roten Flecken bespritzt, die dunkler wurden, wenn sie trockneten.
    Die Kompanie Bekliten war zerschmettert worden. Grantls Opfer war der Letzte von ihnen gewesen. Der Karawanenführer und seine Miliz befanden sich vierzig Schritte vor jenem Trümmerhaufen, der einmal das Westtor gewesen war, in der breiten Hauptstraße einer ehemaligen Barackensiedlung. Die Gebäude waren verschwunden, ihre hölzernen Seitenwände und Schieferdächer auseinander genommen und weggeschafft. Ein paar Fleckchen festgestampfter Fußboden und ein Haufen Steingutscherben hier und da waren alles, was noch übrig war. Zweihundert Schritt weiter westlich standen die Vorposten der Belagerer, die im zunehmenden Licht der Morgendämmerung von Menschen geradezu wimmelten.
    Grantl konnte ein halbes Tausend Betakliten erkennen, flankiert von Kompanien aus Urdomen und Leichter Kavallerie. Hinter ihnen stieg ein gewaltiger Staubschleier in die Luft, der in den schräg einfallenden Sonnenstrahlen golden leuchtete.
    Der Leutnant hatte sich neben Grantl auf ein Knie sinken lassen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »Es ist – es ist Zeit –, dass – wir uns zurückziehen, Kommandant.«
    Stirnrunzelnd drehte der Karawanenführer sich um und betrachtete seine Milizionäre. Es stehen immer noch fünfzig, sechzig. Mit wie vielen bin ich letzte Nacht losgezogen? Das waren doch ungefähr genauso viel. Stimmt das? Ihr Götter, kann das wirklich stimmen? »Wo sind unsere Sergeanten?«
    »Da drüben, Kommandant, zumindest die meisten von ihnen. Wollt Ihr, dass ich sie herbeirufe?«
    Nein. Ja. Ich will ihre Gesichter sehen. Ich kann mich nicht an ihre Gesichter erinnern. »Lass sie die Truppe sammeln.«
    »Kommandant, wenn diese Kavallerie auf uns losstürmt – «
    »Das wird sie nicht tun. Sie sollen uns ablenken.«
    »Wovon ablenken?«
    »Von den Tenescowri. Warum uns noch mehr erfahrene Soldaten entgegenwerfen, die dann doch nur getötet werden? Außerdem brauchen auch diese Bastarde eine Ruhepause. Nein, es ist Zeit für die hungernde Horde.«
    »Beru schütze uns«, flüsterte der Leutnant.
    »Mach dir keine Sorgen«, antwortete Grantl. »Die sterben leicht.«
    »Wir müssen uns ausruhen – ich fühle mich wie durchgekaut und ausgespuckt, Kommandant. Ich bin zu alt für eine selbstmörderische Verteidigungsstellung.«
    »Was im Namen des Vermummten machst du dann in Capustan? Ach, was soll’s. Wir sollten uns um unsere Leute kümmern. Ich will, dass diesen Leichen die Rüstungen abgenommen werden. Nur die Lederteile, die Helme und die Handschuhe. Ich will, dass meine sechzig Kämpfer wie Soldaten aussehen.«
    »Kommandant – «
    »Und dann ziehen wir uns zurück. Verstanden? Und beeilt euch.«
     
    Grantl führte seine geschundene Kompanie wieder nach Capustan zurück. Inmitten der Überreste des Westtors gab es Bewegung. Hauptsächlich waren die schlichten grauen Umhänge der Grauen Schwerter zu sehen, obwohl auch noch andere – Steinmetze und Maurer und wild zusammengewürfelte Gruppen von Arbeitern – da waren. Die hektische Aktivität ließ nach, und Köpfe drehten sich zu ihnen um. Gespräche verstummten.
    Grantls Stirn furchte sich noch mehr. Er hasste übertriebene Aufmerksamkeit. Was sind wir – Geister?
    Das Banner aus der Kindertunika zog die Blicke wie magisch an.
    Eine einzelne Gestalt kam ihnen entgegen, eine Offizierin der Söldner. »Willkommen daheim«, sagte sie und nickte ernst. Ihr Gesicht war von einer Staubschicht bedeckt, und Schweißtropfen waren vom Helmrand hinabgelaufen, hatten Spuren im Staub hinterlassen. »Wir haben ein paar Waffenschmiede von der Tular-Trutz hier. Ich könnte mir vorstellen, dass Eure Hauer geschärft werden müssen.«
    »Es sind

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