SdG 07 - Das Haus der Ketten
einem Arm. Dann begann er, ihn Stück für Stück durch den Riss zu ziehen. »Zuversichtlich. Sie sind zu vertieft. Enttäuscht. Ich habe nur zwei Wachposten gegessen, die Schutzzauber schlafen und unser Rückzugsweg ist frei. Etwas kommt näher. Angemessen unheilvoll. Ganz offen. Ich gestehe meine Furcht und schlage vor … dass wir uns verstecken.«
Eine gewisse Zeit lang tun wir genau das, ja. Such uns ein Versteck, Graufrosch.
»Gewiss. Das werde ich tun.«
Und dann lässt du mich dort und kehrst zu Felisin zurück. Assassinen sind unterwegs, und sie jagen …
»Köstlich.«
Kasanal war einst ein Schamane der Semk gewesen, doch jetzt mordete er auf Geheiß seines neuen Herrn. Und er genoss es, obwohl er zugeben musste, dass er lieber Malazaner als Einheimische tötete. Zumindest würden seine Opfer heute Nacht keine Semk sein – Mitglieder des eigenen Stammes abzuschlachten war nicht so leicht zu ertragen. Doch das schien auch nicht sehr wahrscheinlich. Korbolo Dom hatte die letzten Überlebenden der Clans, die für ihn und Kamist Reloe gegen Coltaine gekämpft hatten, so gut wie adoptiert.
Und diese beiden waren nur Frauen, beides Dienerinnen dieses Schlächters Bidithal.
Er lag jetzt reglos am Rand der Lichtung und beobachtete die beiden. Die eine war Scillara, und Kasanal wusste, dass sein neuer Herr erfreut sein würde, wenn er bei seiner Rückkehr ihren Kopf mitbringen würde. Die andere war ihm ebenfalls vertraut – er hatte sie häufig in Gesellschaft von Sha’ik und Leoman gesehen.
Es war auch ganz eindeutig, dass sie sich versteckten, was bedeutete, dass sie wahrscheinlich eine wichtige Rolle in Bidithals Plänen spielten.
Er hob langsam die rechte Hand; auf ein kurzes, zweifaches Winken hin fächerten seine vier Gefolgsleute sich, immer noch in der Deckung der Bäume, auf, um die beiden Frauen zu umzingeln. Kasanal begann lautlos eine Beschwörung zu murmeln, ein Geflecht aus alten Worten, das Geräusche abtötete und Mattigkeit über die Opfer herabsenkte und ihre Sinne betäubte. Und er musste lächeln, als er sah, wie ihre Köpfe praktisch gleichzeitig herabsanken.
Kasanal erhob sich von der Stelle, an der er sich verborgen hatte. Es bestand keine Notwendigkeit mehr, sich zu verstecken. Er trat auf die Lichtung hinaus. Seine vier Verwandten folgten seinem Beispiel.
Sie zogen ihre Messer, schoben sich näher heran.
Kasanal bekam die riesige Klinge nie zu Gesicht, die ihn förmlich in zwei Hälften spaltete – von der linken Seite des Halses bis fast hinunter zur rechten Hüfte. Er hatte einen winzigen Augenblick lang das Gefühl, als fiele er gleichzeitig in zwei Richtungen, dann verschluckte ihn das Vergessen, und so hörte er auch die Schreie seiner vier Vettern nicht, als der Mann mit dem Steinschwert mitten unter sie trat.
Als Kasanal schließlich seine ätherischen Augen aufschlug und feststellte, dass er auf das Tor des Vermummten zuschritt, sah er voller Freude, dass seine vier Verwandten und Stammesbrüder mit ihm waren.
Nachdem Karsa Orlong das Blut von seinem Schwert gewischt hatte, drehte er sich zu den beiden Frauen um. »Felisin«, knurrte er. »Deine Narben brennen hell auf deiner Seele. Bidithal hat sich also entschlossen, meine Warnung nicht zu beachten. So sei es denn. Wo ist er?«
Felisin, die noch immer Reste der merkwürdigen Mattigkeit spürte, die ihr die Sinne geraubt hatte, konnte nur den Kopf schütteln.
Karsa starrte sie finster an, dann wanderte sein Blick zu der anderen Frau. »Hat auch dir die Nacht die Zunge gestohlen?«
»Nein. Ja. Nein, offensichtlich hat sie das nicht. Ich glaube, wir wurden mit Magie angegriffen. Aber wir erholen uns allmählich, Toblakai. Du bist lange fort gewesen.«
»Und jetzt bin ich zurückgekehrt. Wo ist Leoman? Bidithal? Febryl? Korbolo Dom? Kamist Reloe? Heboric Geisterhand?«
»Das ist eine beeindruckende Liste – ich glaube, du wirst in dieser Nacht viel zu tun haben. Suche sie, wo du willst, Toblakai. Die Nacht erwartet dich.«
Felisin holte zittrig Luft und schlang sich die Arme um den Oberkörper, als sie zu dem schrecklichen Krieger aufblickte. Er hatte gerade fünf Assassinen mit fünf schwingenden, fast schon poetischen Hieben seines riesigen Schwerts getötet. Die Leichtigkeit, mit der das geschehen war, erfüllte sie mit gewaltigem Entsetzen. Natürlich hatten die Assassinen mit ihr und Scillara genau das Gleiche vorgehabt.
Karsa rollte seine Schultern, um sie zu lockern, dann begab er sich auf den
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