Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Teiche eingetrocknet war und nichts als eine Salzkruste hinterlassen hatte.
    Sie gingen den ganzen Nachmittag weiter, bis im Südwesten eine Hügelkette auftauchte; links davon erhob sich ein weiterer gewaltiger Tafelberg. Die ebene Fläche wurde zu einer deutlich erkennbaren Senke, die sich zwischen den beiden Geländeformationen fortzusetzen schien. Die Abenddämmerung stand kurz bevor, als sie den ebenen Grund dieser Senke erreichten; zu ihrer Linken dräute der Tafelberg und vor ihnen und zu ihrer Rechten die zerklüfteten Hügel.
    Mehr oder weniger in der Mitte dieser Fläche lagen die Überreste einer Sänfte, wie Kaufleute sie oft benutzten. Die Wrackteile waren von verbrannter Erde umgeben, von der weiße Ascheflöckchen in kleinen Wirbeln aufstiegen, die sich anscheinend nirgendwo mehr hinbewegen konnten.
    Perl vorneweg, betraten sie die seltsame, verbrannte Fläche.
    In der Asche befanden sich Unmengen kleiner, von einer gewaltigen Hitze weiß und grau gebrannter Knöchelchen, die unter ihren Sohlen knirschend zerbrachen. Nachdenklich kauerte Lostara sich hin, um sie sich genauer anzusehen. »Vögel?«, fragte sie sich laut.
    Perls Aufmerksamkeit wurde von der Sänfte oder vielleicht auch von etwas direkt dahinter gefesselt. Bei ihrer Frage schüttelte er den Kopf. »Nein, Schätzchen – Ratten.«
    Sie entdeckte einen winzigen Schädel vor ihren Füßen, der seine Worte bestätigte. »Es gibt eine bestimmte Art von Ratten in felsigen Gegenden – «
    Er warf ihr einen Blick zu. »Das hier sind – waren – Vielwandler. Ein besonders unangenehmes Individuum namens Gryllen.«
    »Er wurde hier getötet?«
    »Das glaube ich nicht. Aber möglicherweise schwer verletzt.« Perl trat zu einem deutlich größeren Aschehaufen und ging in die Hocke, um die obere Schicht beiseite zu wischen.
    Lostara trat zu ihm.
    Er legte einen Leichnam frei – genauer, ein Skelett, nichts als Knochen – und diese Knochen waren alle schrecklich angenagt.
    »Armer Kerl.«
    Perl sagte nichts. Er griff in das in sich zusammengesunkene Skelett und brachte ein kleines Stück Metall zum Vorschein. »Es ist geschmolzen«, murmelte er nach einem Augenblick, »aber ich würde sagen, es ist eine malazanische Brosche. Magierkader.«
    Es gab vier weitere Aschehaufen, die dem ähnelten, unter dem die angenagten Knochen verborgen gewesen waren. Lostara ging zum nächstgelegenen und schob die Asche mit dem Fuß auseinander.
    »Der hier ist noch ganz!«, zischte sie, als vom Feuer geschwärztes Fleisch zum Vorschein kam.
    Perl trat zu ihr. Gemeinsam legten sie den Körper von den Hüften aufwärts frei. Seine Kleidung war zum größten Teil verbrannt, und das Feuer war über seine Haut hinweggerast, schien aber nicht mehr angerichtet zu haben, als die Oberfläche zu schwärzen.
    Als die Klaue die letzten Aschereste vom Gesicht des Mannes wischte, öffnete er die Augen.
    Fluchend machte Lostara einen Satz rückwärts, und im nächsten Augenblick hatte sie das blanke Schwert in der Hand.
    »Alles in Ordnung«, sagte Perl. »Der hier wird nirgendwo mehr hingehen, Schätzchen.«
    Hinter den runzligen, eingesunkenen Augenlidern lagen nur klaffende Höhlen. Die Lippen waren von der Austrocknung zurückgezogen, so dass das Wesen in einem schrecklichen, geschwärzten Grinsen die Zähne bleckte.
    »Was ist noch übrig?«, fragte Perl den lebenden Leichnam. »Kannst du noch sprechen?«
    Schwache Laute erklangen, und Perl musste sich tiefer hinunterbeugen.
    »Was hat er gesagt?«, wollte Lostara wissen.
    Die Klaue warf ihr einen Blick zu. »Er hat gesagt: ›Ich heiße Muschel und bin auf schreckliche Weise gestorben.«
    »Darüber lässt sich kaum streiten – «
    »Und dann ist er zu einem untoten Träger geworden.«
    »Für Gryllen?«
    »Ja.«
    Sie schob ihren Tulwar in die Scheide zurück. »Das scheint mir eine außergewöhnlich unangenehme Aufgabe zu sein – vor allem, wenn man sie ausführen muss, nachdem man bereits gestorben ist.«
    Perl zog die Brauen hoch und lächelte dann. »Leider werden wir vom guten alten Muschel hier nicht viel mehr erfahren. Genauso wenig wie von den anderen. Die Zauberei, die sie belebt hat, schwindet. Was bedeutet, dass Gryllen entweder tot oder sehr weit weg ist. Wie auch immer, erinnert Euch an das Gewirr des Feuers – es ist hier entfesselt worden, auf höchst seltsame Weise. Und es hat uns eine Spur hinterlassen.«
    »Es ist schon zu dunkel, Perl. Wir sollten unser Lager aufschlagen.«
    »Hier?«
    Sie dachte kurz

Weitere Kostenlose Bücher