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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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rannten sie eilig den Hügel hinunter und auf den Bauernhof zu; nur Eisenhart und Seren blieben zurück. Der Mann von der Karmesingarde kam zu ihr. »Könnt Ihr es hören, Schätzchen?«
    »Was?«
    »Pferde. Im Stall. Das Feuer hat auf das Dach übergegriffen. Der Bauer hat seine Pferde zurückgelassen.«
    »Das würde er nicht tun.«
    Er schaute blinzelnd zu ihr hinunter und kauerte sich dann hin, so dass sich ihre Augen nun auf gleicher Höhe befanden. »Nein. Wahrscheinlich ist er tot. Merkwürdig, dass die meisten Einheimischen in dieser Gegend nicht reiten können.«
    Sie blickte wieder zum Bauernhof hinunter. »Wahrscheinlich hat er Pferde für die Armee gezüchtet. Die Idee einer Kavallerie kam aus Blaurose, genau wie die meisten Tiere. Vorher hat es in unserer Kultur keine Pferde gegeben. Habt Ihr jemals Letherii-Kavallerie bei einer Parade gesehen? Das reinste Chaos. Selbst noch nach – Moment – sechzig Jahren. Und nachdem Dutzende von Offizieren aus Blaurose versucht haben, unsere Soldaten auszubilden.«
    »Ihr hättet diese Reitersoldaten aus Blaurose als Hilfstruppen herholen sollen. Wenn sie so gute Reiter sind, hättet Ihr es Euch zunutze machen müssen. Man kann nicht so leicht die Lebensweise von jemand anderem übernehmen.«
    »Vielleicht nicht. Dann könnt Ihr also wahrscheinlich reiten.«
    »Klar. Und Ihr?«
    Sie nickte, während sie gleichzeitig das Messer in die Scheide schob und aufstand. »Einer von diesen Offizieren aus Blaurose, die ich gerade erwähnt habe, hat es mir beigebracht.«
    »Ihr wart früher in der Armee?«
    »Nein. Er war mein Geliebter. Eine Zeit lang.«
    Auch Eisenhart richtete sich wieder auf. »Seht – sie haben es rechtzeitig geschafft. Kommt mit.«
    Sie zögerte. »Ich habe ganz vergessen, Euch zu danken, Eisenhart.«
    »Ertrunken würdet Ihr längst nicht mehr so gut aussehen.«
    »Nein. Ich bin noch nicht bereit, Euch dafür zu danken. Ich meinte für das, was Ihr mit den Männern gemacht habt …«
    »Ich habe eine Urenkelin zu Hause in Gris, im D’Avore-Tal.
    Sie müsste jetzt in Eurem Alter sein. Und jetzt kommt, Schätzchen.«
    Sie ging hinter ihm her den Hang hinunter. Eine Urenkelin. Was für eine absurde Vorstellung. So alt war er nun auch wieder nicht. Diese Bekenner hatten manchmal einen merkwürdigen Sinn für Humor.
     
    Corlo und der Trupp hatten ein Dutzend Pferde aus dem brennenden Stall herausgeschafft, und dazu noch Sättel und Zaumzeug. Als Seren und Eisenhart näher kamen, begann einer der Soldaten wild zu fluchen. »Seht euch doch bloß mal diese Steigbügel an! Kein Wunder, dass die blöden Kerle mit diesen verdammten Dingern nicht reiten können.«
    »Man setzt den Fuß in die Gabelung des Hakens«, erklärte Seren.
    »Und was passiert, wenn man rausrutscht?«, wollte der Mann wissen.
    »Dann fällt man runter.«
    »Bekenner, wir müssen diese Sachen neu machen … wir brauchen ein paar feste Lederstücke –«
    »Zerschneidet einen der überzähligen Sättel«, sagte Eisenhart, »und seht zu, was ihr zustande bringt. Aber ich will, dass wir losreiten, bevor die Sonne untergeht.«
    »Geht in Ordnung.«
    »Einen etwas stabileren Steigbügel«, sagte der Bekenner zu Seren, »bekommt man, indem man eine Art Halbschuh anfertigt – etwas, in das man mit dem Fuß hineinschlüpfen kann, mit einem geraden Querstück, um das Gewicht aufzunehmen. Ich muss Halbeck Recht geben. Diese Reiterkrieger aus Blaurose haben etwas Offensichtliches und Wichtiges übersehen. Sie können eigentlich keine sonderlich guten Reiter gewesen sein.«
    Seren runzelte die Stirn. »Mein Geliebter hat einmal erwähnt, dass diese Sättel speziell für Lether gefertigt wurden. Er sagte, ihre zu Hause in Blaurose wären ein bisschen anders.«
    Er starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an und stieß ein bellendes Lachen aus, sagte aber nichts weiter.
    Sie seufzte. »Kein Wunder, dass unsere Kavallerie so gut wie nutzlos ist. Ich habe es immer schwierig gefunden, meine Füße in den Steigbügeln zu halten und dafür zu sorgen, dass sie nicht in diese oder jene Richtung wegrutschen.«
    »Ihr meint, sie drehen sich?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Ich würde diese Reiter aus Blaurose gerne irgendwann einmal kennen lernen.«
    »Sie sind ein merkwürdiges Volk, Eisenhart. Sie verehren jemanden, den sie den Lord mit den Schwarzen Schwingen nennen.«
    »Und sie ähneln den Letherii?«
    »Nein, sie sind größer. Und haben sehr dunkle Haut.«
    Er betrachtete sie einen Moment lang, ehe er

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