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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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fragte: »Haben sie ähnliche Gesichter wie die Tiste Edur?«
    »Nein, viel feinknochiger.«
    »Sind sie langlebig?«
    »Nicht, dass ich es wüsste, aber um ehrlich zu sein – ich weiß es wirklich nicht. Nur wenige Letherii wissen etwas über sie, und es kümmert sie auch nicht weiter. Die Blaurosen wurden besiegt. Unterworfen. Es hat niemals sehr viele von ihnen gegeben, und sie haben es vorgezogen, sich abzukapseln. Sie leben in kleinen Städten, nach allem, was ich gehört habe. Und sind schwermütig.«
    »Wieso hat Euer Verhältnis geendet?«
    »Genau aus diesem Grund, nehme ich an. Er hat kaum jemals etwas Gutes in irgendetwas gesehen. Ich wurde seiner müde, seiner Skepsis, seines Zynismus, der Art, wie er sich verhalten hat  – als ob er alles schon tausendmal zuvor gesehen hätte …«
    Der Stall brannte jetzt lichterloh, und die schreckliche Hitze zwang sie alle, ein paar Schritte zurückzutreten. Auf der nahe gelegenen Weide, auf die sie sich zurückzogen, fanden sie ein halbes Dutzend Leichen – den Züchter und seine Familie. Die letzten Glockenschläge ihres Lebens mussten ziemlich schlimm gewesen sein. Keiner der Soldaten, die sie untersuchten, sagte etwas, doch ihre Gesichtszüge würden immer härter.
    Eisenhart legte Wert darauf, Seren von ihnen fern zu halten, während drei seiner Leute die Leichen begruben. »Wir haben eine Spur gefunden«, sagte er. »Wenn es Euch nichts ausmacht, Schätzchen, würden wir ihr gern folgen. Um ein Wörtchen mit den Burschen zu wechseln, die die Familie getötet haben.«
    »Zeigt mir die Spuren«, sagte sie.
    Er machte eine Geste, und Corlo führte sie zu einer Baumgruppe am südöstlichen Ende der Lichtung. Seren musterte die Fußspuren, die auf dem Holzfällerpfad zu sehen waren. »Es sind zwanzig oder mehr«, stellte sie nach einem Augenblick fest.
    Der Magier nickte. »Deserteure. Sie tragen Rüstungen.«
    »Ja, oder sie sind mit Beute beladen.«
    »Wahrscheinlich beides.«
    Sie drehte sich um und blickte den Mann an. »Ihr Burschen von der Karmesingarde – Ihr seid ziemlich selbstsicher, was?«
    »Wenn es ums Kämpfen geht – ja, Schätzchen, das sind wir.«
    »Ich habe Eisenhart in Trate kämpfen gesehen. Ich nehme an, er ist eine Ausnahme –«
    »Ja, das ist er, aber nicht unter den Bekennern. Jap Alat hätte ihm zu schaffen gemacht. Oder Poll, was das angeht. Und dann gibt es noch die in den anderen Kompanien. Halbdaen, Moll, Schwarz der Ältere …«
    »Sind das alles Bekenner?«
    »Ja.«
    »Und was bedeutet es? Ich meine, ein Bekenner zu sein?«
    »Es bedeutet, dass sie geschworen haben, ihren Fürsten zu seinen Ländereien zurückzubringen. Er wurde vertrieben, versteht Ihr. Von diesem verfluchten Imperator Kellanved. Wie auch immer, bis jetzt ist es noch nicht geschehen. Aber eines Tages wird es so weit sein – vielleicht schon bald.«
    »Das war der Schwur? Na gut. Scheint so, als hätte dieser Fürst ein paar fähige Soldaten um sich gehabt.«
    »Oh, in der Tat, Schätzchen, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Schwur sie die ganze Zeit am Leben gehalten hat.«
    »Was meint Ihr damit?«
    Der Magier wirkte plötzlich nervös. »Ich rede zu viel. Kümmert Euch nicht um mich. Wie auch immer, Ihr habt die Spuren gesehen, die die Scheißkerle zurückgelassen haben. Sie haben sich nicht die geringste Mühe gemacht, sie zu verwischen, was bedeutet, dass sie sich ihrer Sache verdammt sicher sind. Stimmt’s?« Er lächelte, aber es war ein humorloses Lächeln. »Wir werden sie einholen, und dann werden wir ihnen zeigen, was eine echte Reitertruppe tun kann. Pferde mit Steigbügeln zu reiten, meine ich – wir kämpfen nicht oft im Sattel, aber es ist auch nichts Neues für uns.«
    »Nun, ich muss zugeben, Ihr habt mich neugierig gemacht.«
    »Nur neugierig, Schätzchen? Kein Durst nach Rache?«
    Sie blickte weg. »Ich möchte mich ein bisschen umsehen«, sagte sie. »Allein, wenn Ihr nichts dagegen habt.«
    Der Magier zuckte die Schultern. »Lauft nicht zu weit weg. Ich glaube, der Bekenner hat Gefallen an Euch gefunden.«
    Das ist … bedauerlich. »Nein, das werde ich nicht.«
    Seren marschierte in den Wald. Hier war jahrzehntelang Holz geschlagen worden, so dass es jede Menge Baumstümpfe und freie Flächen zwischen den Bäumen gab. Sie hörte, wie Corlo davonging, zurück zur Lichtung. Sobald die Stille sie umhüllte, bedauerte sie es, allein zu sein. Wünsche stiegen in ihr auf, und keiner davon war gesund oder angenehm. Sie würde sich niemals

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